"Die EU kann gute Nachrichten verkünden - es wurden Fortschritte gemacht. Allerdings reichen diese noch nicht aus", sagte Richard Youngs vom spanischen Thinktank FRIDE (Fundación para las Relaciones Internacionales y el Diálogo Exterior) in einer Zusammenfassung der Projektergebnisse. Professor Youngs sprach am 9. Februar in Brüssel, Belgien, auf einem vom EDC2020 organisierten Briefing zur Kohärenz zwischen Energiesicherheits- und Entwicklungspolitik.
Andris Piebalgs, der bei der Veranstaltung die Grundsatzrede hielt, ist prädestiniert dafür, die Verknüpfungen zwischen den energie- und entwicklungspolitischen Maßnahmen der EU herauszustellen. Im Jahre 2004 übernahm er den Posten des Europäischen Energiekommissars, bevor er 2009 in den Entwicklungsbereich wechselte.
Der Kommissar sagte, dass Ausgaben in Energieprojekte in Übersee als Investitionen betrachtet werden müssten. "Es handelt sich hierbei um eine Frage der Energiesicherheit", erklärte er. "Durch die Erhöhung der Energieversorgung in Entwicklungsländern, werden Erdölreserven geschont."
Er räumte jedoch ein, dass Schlüsse aus den vergangenen Projekten gezogen wurden, die häufig einfach zu ehrgeizig gewesen wären. "Wir benötigen dringend eine umfassende Strategie basierend auf kleinen Projekten mit erneuerbarer Energie", sagte er und fügte hinzu, dass die Projekte dennoch stark auf die Zukunft ausgerichtet sein sollten. "Wir sollten erneuerbare Energie zu einem Warenzeichen der europäischen Entwicklungspolitik machen", erklärte er.
Eine Podiumsdiskussion verstärkte einige der wichtigsten Ergebnisse des Projekts EDC2020. So stellte das EDC2020-Team beispielsweise fest, dass Energiesicherheit und Entwicklung in Afrika stärker miteinander verknüpft sind als in anderen energiereichen Regionen, wie z.B. Zentralasien, wo Energieprobleme häufig aus geopolitischer Sicher angegangen werden.
In einer Erklärung beklagte das EDC2020-Team die Tatsache, dass es trotz "wachsendem Energiereichtum" in Zentralasien immer noch Menschen in Armut gibt und die Menschenrechtsnormen niedrig sind.
Podiumsteilnehmerin und Expertin für den kaspischen Raum, Jacqueline Hale von den Open Society Foundations in Brüssel, wies darauf hin, dass viele zentralasiatische Staaten ebenfalls Entwicklungsländer sind. "Das wird häufig vergessen", sagte sie und fügte hinzu, dass Energiesicherheitsbedenken die autoritären Regierungssysteme in einigen dieser Länder weiter stärken.
Professor Youngs untermauerte diese Bemerkung: "Wir sind überzeugt, dass die fehlende Verknüpfung zwischen Energiesicherheit und Entwicklung von Governance gefüllt werden muss." Die im Rahmen von EDC2020 durchgeführten Forschungsarbeiten zeigten, dass das Governance-Konzept immer noch sehr allgemein gehalten ist und auf den Energiebereich zugeschnitten werden muss.
Ein in Afrika relativ neues Phänomen ist die steigende Anzahl indischer und chinesischer Projekte. Ruchita Beri vom Institute for Defence Studies and Analyses in Indien bot eine indische Sichtweise. Ihren Forschungsarbeiten zufolge haben Inder und Afrikaner den Eindruck, dass Europäer Afrika normalerweise als "ihr Eigentum" betrachten.
Während Hale die Tatsache beklagte, dass es oftmals so aussehe, als würde die Entwicklungspolitik auf andere politischen Bereiche angepasst und nicht umgekehrt, war Beri der Meinung, dass es unrealistisch wäre, nationale politische Strategien von der Entwicklungspolitik zu trennen. Sie versicherte den Zuhörern jedoch, dass "Indien langfristig dort [in Afrika] ist".
Das EDC2020-Team fasste zusammen: "Das EDC2020-Projekt kam zu dem Schluss, dass die Entwicklungs- und Energiepolitiken der EU dringend koordiniert werden müssen. Gegenwärtig stehen sie noch häufig im Gegensatz zueinander. Das wird in den kommenden Jahren ein großes Problem darstellen, wenn die EU ihre Politik reformieren muss, um großen Einfluss zu nehmen."