Die 20 Doktoranden aus Brasilien, Chile, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Indien, Italien und Singapur werden sich mit dem Religionsbegriff in transkultureller Perspektive beschäftigen. Dabei erhalten sie die Gelegenheit, sich mit renommierten Wissenschaftlern verschiedener Universitäten auszutauschen. Die Winterschule mit dem Titel „What Is Caesar’s, What Is God’s? A Transcultural Perspective on the Legitimation of the Political and Religious Spheres“ wird mit Förderung von Santander Universidades und in Kooperation mit der Universität Kyoto veranstaltet. Die inhaltliche Konzeption erfolgte durch Mitglieder des Exzellenzclusters „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Ruperto Carola.
„Im Mittelpunkt der Winterschule steht die Auseinandersetzung mit dem Religionsbegriff. Das neue Verständnis davon, was als legitime ‚Religion‘ gelten darf und was nicht, hat im 19. Jahrhundert weltweit die Bedingungen für das Verhältnis zwischen Religionen und Staaten verändert. Es folgten massive staatliche Eingriffe in religiöse Institutionen. Zugleich wurden aber auch neue Modelle des Umgangs miteinander wie die verfassungsmäßig garantierte Religionsfreiheit oder Laizität erarbeitet. Die jüngsten Geschehnisse in Paris und Kopenhagen zeigen wohl deutlich, wie problematisch diese Aushandlungen bis heute sind“, erläutert Prof. Dr. Hans Martin Krämer vom Institut für Japanologie der Universität Heidelberg, der gemeinsam mit Dr. Orion Klautau vom Exzellenzcluster „Asien und Europa“ sowie Prof. Dr. Yutaka Tanigawa vom Institut für Japanische Geschichte der Universität Kyoto das inhaltliche Konzept der Winterschule erarbeitet hat. Neben Wissenschaftlern aus Heidelberg werden Referenten aus Deutschland, Australien, Belgien, Brasilien, Frankreich, Japan, Singapur sowie den USA an der Veranstaltung mitwirken. Die 20 Doktoranden erwartet ein umfangreiches Programm mit Vorträgen, Präsentationen sowie einem Besuch verschiedener religiöser Stätten in Kyoto.
Eröffnet wird die Winterschule mit einem öffentlichen Vortrag des Historikers Prof. Dr. Prasenjit Duara von der National University of Singapore, der den Titel „How Relevant ist the Concept of Secularism to Asia?“ trägt. Prof. Duara wird sich darin mit der Frage beschäftigen, welche Rolle das in der Geschichte des Westens prägende Konzept der Säkularisierung in Asien, insbesondere China spielt. In einem weiteren öffentlichen Vortrag widmet sich der Historiker Prof. Dr. Hartmut Lehmann von der Universität zu Kiel vor dem Hintergrund des bevorstehenden Reformationsjubiläums 2017 mit Martin Luther als theologischem Urheber dieser kirchlichen Erneuerungsbewegung und ihrer Bedeutung für die Gegenwart. Sein Vortrag trägt den Titel „The Quincentennial of the Protestant Reformation in an Age of Secularization and Religious Pluralism“. Themen der während der Winterschule angebotenen Workshops sind unter anderem „Religion und Erziehung in säkularen Gesellschaften“, „Laizismus in Frankreich“ oder auch „Christliche Missionierung in Lateinamerika und Asien“. Abgeschlossen wird die elftägige Veranstaltung durch wissenschaftliche Präsentationen der Teilnehmer.
Im Rahmen ihrer Kooperation mit Banco Santander erhält die Universität Heidelberg Fördermittel des globalen Unternehmensbereichs Santander Universidades, die zur Durchführung internationaler Sommer- und Winterschulen mit Teilnehmern aus Lateinamerika, Europa und Asien dienen. Diese Veranstaltungen finden abwechselnd am Heidelberg Center Lateinamerika in Santiago de Chile, am Heidelberg Center Südasien in Neu Delhi (Indien), am Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg und – mit der jetzigen Veranstaltung zum ersten Mal – an einer Universität in Japan statt. Die Sommer- und Winterschulen dienen dem Ziel, die Mobilität junger Wissenschaftler zu fördern und den Aufbau neuer Exzellenznetzwerke in der Forschung zu unterstützen. Weitere Sommerschulen in dieser Reihe sind zur molekularen Katalyse in der Chemie und zum Thema globale Nachhaltigkeit auf dem Gebiet der Geowissenschaften für Juli und September diesen Jahres geplant.