StartseiteAktuellesNachrichtenStellungnahme des Wissenschaftsrats: Alexander von Humboldt-Stiftung unentbehrlich für Internationalisierung

Stellungnahme des Wissenschaftsrats: Alexander von Humboldt-Stiftung unentbehrlich für Internationalisierung

Deutsches Wissenschaftssystem muss sich weiter öffnen

Die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Internationalisierung des deutschen Wissenschaftssystems. Mit der Vergabe von Stipendien und Preisen gelingt es der AvH seit vielen Jahren, herausragende ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf allen Karrierestufen nach der Promotion für einen Forschungsaufenthalt in Deutschland zu gewinnen, darunter 50 spätere Nobelpreisträger. Damit stärkt die AvH die internationale Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschaftsstandortes Deutschland und die Einbindung der deutschen Forschung in die globale wissenschaftliche Zusammenarbeit.

Hierzu trägt auch das Humboldt-Netzwerk bei, das weltweit rund 25.000 aktuell und ehemals Geförderte umfasst und in zahlreichen Ländern den Auf- und Ausbau wissenschaftsrelevanter Kontakte erleichtert.

Der Wissenschaftsrat empfiehlt der AvH, sich auch in Zukunft auf ihre Stärke zu konzentrieren, die im Bereich der personenbezogenen Förderung von Gastaufenthalten ausländischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland liegt. Um den individuellen Bedarfen der Geförderten noch besser entsprechen zu können, sollten die Stipendien vor allem in zeitlicher Hinsicht flexibilisiert werden. Dies könnte nach Einschätzung des Wissenschaftsrates die Bemühungen der AvH zusätzlich unterstützen, den Frauenanteil bei den Bewerbungen und Förderungen zu erhöhen. Mehr weibliche und mehr jüngere Kräfte sollte die AvH auch für ihr Humboldt-Netzwerk gewinnen; dazu schlägt der Wissenschaftsrat eine moderate Öffnung dieses Netzwerkes für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor, die nicht von der AvH gefördert wurden.

Kritisch bewertet wird die Haushaltsstruktur der Stiftung. Weniger als 10 Prozent des Gesamtbudgets stehen der AvH als Mittel des institutionellen Haushalts zur Verfügung. Die übrigen Mittel stammen von vier Bundesministerien (Auswärtiges Amt, Bildung und Forschung, Umwelt, Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und einer Reihe privater Stifter und sind wechselseitig nicht deckungsfähig, das heißt sie dürfen nur im Rahmen eng begrenzter Zwecksetzungen verwendet werden. Dies erschwert nach Einschätzung des Wissenschaftsrates ein konsequent an wissenschaftlicher Exzellenz und effizienter Haushaltsführung ausgerichtetes Förderhandeln der AvH. Daher wird dem Gesetzgeber empfohlen, der AvH die Mittel für die Mobilitätsförderung von Forschenden zukünftig in einem Gesamttitel zuzuweisen und diesen dem institutionellen Haushalt der AvH zuzuordnen. Weiterhin spricht sich der Wissenschaftsrat dafür aus, die Grundfinanzierung der AvH zukünftig jährlich zu erhöhen.

Die Ressortzuständigkeit für die AvH liegt seit ihrer Gründung im Jahr 1953 beim Auswärtigen Amt. Da die AvH inzwischen ihren Aufgabenschwerpunkt im Bereich der personenbezogenen Wissenschaftsförderung und der Stärkung der internationalen Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems hat – und somit im originären Aufgabenfeld des Bundesforschungsministeriums –, empfiehlt der Wissenschaftsrat der Bundesregierung, eine Verlagerung der Ressortzuständigkeit vom Auswärtigen Amt auf das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zu prüfen. Das BMBF stellt bereits seit Jahren den größten Anteil der Projektmittel für die AvH bereit.

Insgesamt hält es der Wissenschaftsrat für erforderlich, den Anteil ausländischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an deutschen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen weiter zu erhöhen. Hierzu sollten die Stipendien für befristete Gastaufenthalte mindestens im gegenwärtigen Umfang fortgeführt werden. Die fördernden Organisationen, zu denen neben der AvH insbesondere der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die großen Forschungsorganisationen (z. B. Helmholtz-Gemeinschaft und Max-Planck-Gesellschaft) gehören, sollen sich intensiver austauschen. Gemeinsame Auftritte im Ausland und im Internet sollen die Übersichtlichkeit der vielfältigen Förderangebote verbessern. „Gastaufenthalte sind für die Internationalisierung des deutschen Wissenschaftssystems wichtig, werden aber zukünftig nicht mehr ausreichen, um unseren Bedarf zu decken. Der Wissenschaftsstandort Deutschland muss noch attraktiver werden, um die besten Köpfe dauerhaft für unsere Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu gewinnen und zu halten“, so Wolfgang Marquardt, Vorsitzender des Wissenschaftsrates. Als einen wichtigen Baustein hierzu sieht der Wissenschaftsrat die Schaffung transparenter wissenschaftlicher Karrierewege und die internationale Ausrichtung von Berufungsverfahren. Auch eine Verbesserung der Service- und Beratungsangebote für ausländische Forschende und Lehrende hält er für erforderlich. Schließlich appelliert er an Bund, Länder und Kommunen, die rechtlichen Rahmenbedingungen weiter zu verbessern und mehr internationale Vorschul- und Schulangebote bereit zu stellen. „Wichtig ist es, in der deutschen Gesellschaft insgesamt eine Kultur zu etablieren, die Ausländerinnen und Ausländer willkommen heißt“, so Marquardt.

Weitere Informationen:

http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/3445-13.pdf - Stellungnahme zur Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), Bonn, und zur Förderung des internationalen wissenschaftlichen Personentransfers in Deutschland (Drs. 3445-13)

Quelle: IDW Nachrichten / Wissenschaftsrat Redaktion: Länder / Organisationen: Global Deutschland Themen: Bildung und Hochschulen Förderung Strategie und Rahmenbedingungen

Weitere Informationen

Projektträger