Bisher kam der afrikanische Kontinent besser durch die Corona-Krise als erwartet: Die Ansteckungszahlen blieben deutlich unter den Prognosen und auch der wirtschaftliche Einbruch hielt sich bislang in Grenzen: Etwas mehr als zwei Prozent betrug der Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vergangenen Jahr, während er in Europa bei sieben Prozent lag. So rechnet das 2013 gegründete "Centre for Business and Technology in Africa" mit einer sehr schnellen Erholung.
Kay Pfaffenberger, Professor an der Hochschule und Direktor des Zentrums, erklärt dies folgendermaßen:
"Wesentliche Treiber des BIP-Rückgangs waren eingebrochene Rohstoffpreise und der ausgebliebene Tourismus. Während die Rohstoffpreise schon wieder deutlich gestiegen sind, kann man wohl davon ausgehen, dass nach dem Ende der Pandemie auch der Tourismusumsatz schnell zurückkehren wird. Wir gehen daher davon aus, dass spätestens im kommenden Jahr das Vorkrisenniveau wieder erreicht sein wird."
Für die Zeit nach der Erholung erwartet die Studie ein weit steileres Wachstum als vor der Krise. Hierbei spielen die vermehrten Investitionen in den afrikanischen Kontinent eine Rolle; allein die Jahre 2018 und 2019 waren Rekordjahre deutscher Investitionen in Afrika. Viele Unternehmen hätten während der Krise erkannt, dass die einseitige Konzentration auf Lieferketten in Asien riskant sei. Derzeit ziehe die deutsche Wirtschaft Konsequenzen aus diesen Erfahrungen und plane eine Diversifizierung. Gerade für arbeitsintensive einfachere Produktionsprozesse biete Afrika mit seiner räumlichen Nähe zu Europa und seinen geringen Lohnkosten eine Alternative. Bereits jetzt bauen einige Automobilzulieferer ihre Präsenz in Nordafrika stark aus. Aber auch in Ostafrika könne man weitere Investitionen erwarten, vor allem in der Leder- und Textilwirtschaft.
Ein zweiter Faktor, der nach Ansicht der Autorinnen und Autoren in den kommenden Jahren wesentlich zu Wachstum und Entwicklung in Afrika beitragen wird, ist der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Die Bundesregierung habe erkannt, dass eine vollständige Umstellung der deutschen Gesellschaft auf erneuerbare Energie nur möglich sei, wenn grüne Energie importiert werden könne. Dafür biete sich an, Solarstrom aus Afrika in Wasserstoff umzuwandeln und diesen nach Europa zu transportieren. Afrika biete sich wegen hoher Sonneneinstrahlung und geographischer Nähe zu Europa für solche Großprojekte an. Derzeit werde eine Vielzahl von Projekten deutscher Unternehmen verfolgt und die Bundesregierung habe bereits mehrere Kooperationsabkommen mit afrikanischen Ländern unterzeichnet. Das werde zu einer deutlichen Steigerung der Handelsbeziehungen und der Investitionen führen und somit auch zu einer weiteren Steigerung des Wirtschaftswachstums.
Das Afrika-Zentrum der Hochschule wird am 27. Mai in einer Online-Konferenz die Potentiale der Wasserstoffwirtschaft für Kooperationen zwischen Norddeutschland und Afrika diskutieren und erwartet dazu Gäste aus Europa- und Bundespolitik, Wirtschaft und Wissenschaft und aus Afrika.