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Südostasien: ein "bevorzugter Partner" der EU im Forschungsbereich

Forschungskooperationen zwischen Europa und Südostasien mehren sich. Kritische Stimmen fordern, dass regionale Initiativen anfangen müssen, praktische Ergebnisse zu erzielen.

14 Dezember 2012

[Brüssel] Die Wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Südostasien und der Europäischen Union (EU) ist  gerade im Bereich der gesellschaftlichen Herausforderungen während der letzten Jahrzehnte rasch gewachsen, und der Trend setzt sich fort.

Neue Daten und die weitere Unterstützung von wissenschaftlichen Kooperationen zwischen den zehn Ländern des Verbands südostasiatischer Staaten (ASEAN) und den 27 Mitgliedsstaaten der EU wurden auf der Abschlusskonferenz des ASEAN-EU Wissenschaftsjahres für Forschung, Technik und Innovation 2012 (11.-12. Dezember 2012) in Brüssel präsentiert.

„Wir zielen darauf ab, unsere internationalen Kooperationen zu vertiefen“, sagte die Stellvertretende Generaldirektorin für Forschung & Innovation, Anneli Pauli, bei dieser Veranstaltung. „Die Zusammenarbeit mit regionalen Verbünden und Ländern ist ein Schlüsselelement unserer Strategie und gerade in diesem Zusammenhang kann ich sagen, dass ASEAN ein besonderer Fall ist.“

Die beiden Regionen beheimaten ein Sechstel der Weltbevölkerung und sind Haupthandelspartner – die EU ist die Region mit den höchsten ausländischen Direktinvestitionen in den ASEAN Ländern. Zudem ist die EU mittlerweile der Hauptforschungspartner der meisten ASEAN Länder, noch vor den angestammten Partnern China, Japan und den USA.

Robert-Jan Smits, Generaldirektor der EU Generaldirektion für Forschung & Innovation, versprach, dass das neue Forschungsrahmenprogramm der EU, Horizon 2020, noch offener für internationale Zusammenarbeit sein wird als das vorangegangene und ASEAN hier als ein „bevorzugter Partner“ angesehen wird.

Das Wissenschaftsjahr zwischen ASEAN und der EU war Teil eines größeren, FP7-geförderten Forschungsvernetzungsprojekts namens SEA-EU-NET, welches von 2008 bis 2012 lief. Das Projekt zielte darauf ab, die Forschungszusammenarbeit zwischen den beiden Regionen „zielgerichteter und kohärenter“ auszugestalten. Über 20 Forschungsinstitutionen aus beiden Weltregionen waren daran beteiligt.

Das Projekt wurde auf Kommissionsseite als Erfolg wahrgenommen und wird im Nachfolgeprojekt SEA-EU-NET 2 weitergefördert, in dem der Fokus auf die Themengebiete Nahrung, Gesundheit und Wasser gelegt wird.

Vertiefte Zusammenarbeit: Die Fakten

Die aktuellen Daten zeigen, dass sich die Anzahl der Ko-Publikationen zwischen ASEAN und der EU in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat.

„Die Beteiligung der ASEAN-Staaten am europäischen Forschungsrahmenprogramm wächst stetig“, sagte Alexander Degelsegger, Forscher und Projektmanager am Zentrum für Soziale Innovation in Wien, der die Daten gegenüber SciDev.Net während der Konferenz präsentierte.

„Die bilateralen Programme nehmen zu, die Forschermobilität steigt, die europäische Forschungsregion wächst und darüber hinaus auch die Leistungsfähigkeit der ASEAN-Staaten.“

Es gibt derzeit mehr als 190 Teilnehmer aus ASEAN im 7. Forschungsrahmenprogramm, die Fördergelder in Höhe von fast 24 Mio. € (ca. 31 Mio. US$) erhalten, so Pauli.

Die Teilnehmer arbeiten hauptsächlich in den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei, Biotechnologie und Gesundheit und stammen überwiegend aus Malaysia, Thailand und Vietnam; Brunei und Myanmar hingegen haben jeweils nur einen einzigen Teilnehmer am Forschungsrahmenprogramm.

Degelseggers Untersuchung stellt auch heraus, welche Institutionen die meisten Ko-Publikationen in den Forschungsfeldern Landwirtschaft, Biotechnologie und Lebensmittel veröffentlichen, und zeigt, dass sowohl die wichtigsten Partner als auch diejenigen mit den wenigsten Kooperationen gemeinsame Forschungspartner besitzen – eine Erkenntnis, die helfen könnte, in der Zukunft effektivere Netzwerke aufzubauen.

„Sie können von diesen bereits bestehenden Netzwerken und den internationalen Partnern, mit denen sie schon zusammengearbeitet haben, profitieren“, ließ Degelsegger gegenüber SciDev.Net verlauten.

Appell an die Konferenzteilnehmer: „Stimme das Klavier, aber spiele es dann auch.“

Nach Ansicht von Maximilian Metzger, Unterabteilungsleiter für Internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung im deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung, solle die zweite Phase des SEA-EU-NET-Projektes nicht nur „mehr vom Gleichen“ sein, sondern zu intensiveren Forschungskollaborationen führen.

Er verglich das Netzwerk mit dem Klavierspiel.

„Ein Klavier muss gestimmt sein, andernfalls klingt es nicht gut.“, erklärte er SciDev.Net. Aber, so fügte er hinzu, es mache keinen Sinn, es immer und immer wieder zu stimmen, ohne es zu spielen. „Meine Botschaft ist folgende: Stimme es einmal und fang dann an zu spielen – auch wenn es noch nicht perfekt klingt.“

Man laufe Gefahr, dass „all diese Dialogplattformen“ nur den Dialog aufrechterhalten, sagte Metzger und fuhr fort, dass der Dialog „zu Handlungen führen“ solle und in der nächsten Stufe „gemeinsame Projekte gestartet werden sollten“.

„Warum dafür nicht Finanzmittel vorsehen?“, fragte er.

Da bilaterale Forschungskooperationen zwischen den Ländern bereits gut funktionieren, argumentierte Metzger, sollten Projekte wie SEA-EU-NET dazu dienen, herauszufinden, welchen Mehrwert eine regionale Zusammenarbeit zwischen ASEAN und der EU hätte. Konkrete, neue Maßnahmen sollten unmittelbar gestartet werden, anstatt darauf zu warten, dass alle ASEAN-Länder den gleichen Entwicklungsstand erreichen.

Er merkte auch an, dass Methoden in Betracht gezogen werden sollten, wie reichere ASEAN-Mitglieder die ärmeren unterstützen könnten.

„Wir haben Mechanismen in der EU, durch die reichere Staaten zur Entwicklung der ärmeren Mitglieder beitragen. Warum [gibt es das] nicht in ASEAN?“

Steigerung der Industriebeteiligung und Mobilität

Ahmad b. Ibrahim, Senior Advisor der Fraunhofer Gesellschaft in Malaysia, Europas größter anwendungsorientierter Forschungsorganisation, pflichtete Metzger bei. Außerdem solle mehr Aufwand betrieben werden, die Forschung und Entwicklung in den Industriesektoren der Region zu fördern.

„Eine der Herausforderungen [in der Region] ist es, die Industrie dazu zu bewegen, sich wirklich mit Wissenschaft zu beschäftigen“, so Ibrahim. „Viele unserer Unternehmen verfolgen keine Innovationen.“

„In Malaysia beispielsweise haben wir hohe EU-Investitionen, Industrie und Unternehmen. Warum können wir nicht die innovative Forschung in Europa mit ihren Gegenparts in Malaysia verlinken und über gemeinsame Projekte zwischen europäischen und malaysischen Unternehmen entscheiden?“

Eine weitere Herausforderung, die bei dem Treffen hervorgehoben wurde, war die fehlende wechselseitige Mobilität von Forschern zwischen den beiden Regionen.

So kamen zum Beispiel mehr als 130 Wissenschaftler mit Marie Curie Action-Stipendien aus dem ASEAN-Staatenbund in die EU, während lediglich ein Wissenschaftler aus der EU nach ASEAN ging. Am Rande der Veranstaltung wurde von einigen Delegierten die Vermutung geäußert, dass sich diese Tatsache nicht ändern werde, bis Institutionen in ASEAN-Ländern es für EU-Wissenschaftler attraktiver machten, dort zu arbeiten.

Autor: Mićo Tatalović / Quelle: http://www.scidev.net/en/science-and-innovation-policy/science-networks/features

Redaktion: Länder / Organisationen: EU Themen: Strategie und Rahmenbedingungen sonstiges / Querschnittsaktivitäten

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