"Chile ist für unsere Universität eindeutig ein strategisch wichtiges Partnerland. Durch seine interessante Geologie, durch den Bergbau und die damit verbundenen Umweltprobleme haben viele unserer Professoren Forschungskontakte nach Chile. Auch aufgrund der Sprache, der guten Organisation und der Sicherheit ist Chile für Austauschstudenten und Doktoranden ein sehr interessantes Land", sagte der Rektor der Bergakademie, Professor Barbknecht.
Die Freiberger Wissenschaftler haben sich kürzlich an einer Ausschreibung zum Aufbau eines deutsch-chilenischen Forschungszentrums beim Bundesministerium für Bildung und Forschung beteiligt. Dessen Aufgabe soll es sein, Wege zu erforschen, wie der Bergbau für wirtschaftlich wichtige Metalle effektiver und umweltverträglicher gestaltet werden kann. Ziel ist insbesondere, durch verschiedene Möglichkeiten mehr Metall und auch mehr Begleitmetall aus dem frischen Erz oder aus abgelagerten Reststoffen herauszuholen. So soll außer einer verbesserten Ausnutzung des Erzes auch erreicht werden, dass weniger saure Bergbauwässer die Umwelt beeinträchtigen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Wasserbehandlung. Da der Bergbau in Chile etwa 50 Prozent der elektrischen Energie verbraucht, sollen zudem Untersuchungen unternommen werden, wie die Nutzung regenerativer Energiequellen wie Wind, Sonne und Tiefengeothermie im Bergbau verbessert werden kann.
Zunächst soll ein "Virtuelles Zentrum" gegründet werden, welches den wissenschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und Chile fördern und deutsch-chilenische Projektanträge in den Bereichen Metallgewinnung bzw. regenerative Energien initiieren und unterstützen soll. In einer zweiten Phase ist eine Pilotanlage geplant, die verschiedene Module umfasst und von regenerativen Energiequellen betrieben werden soll.
Ebenfalls gestern sprachen Staatsminister Schmidt und Professor Barbknecht, die von weiteren Delegationsteilnehmern begleitet wurden, mit dem chilenischen Staatssekretär für Bergbau, Ignacio Moreno. Das Bergbauministerium hat aufgrund der herausragenden Bedeutung des Bergbaus in Chile einen sehr hohen Stellenwert. Die unterzeichnete Rahmenvereinbarung stieß auf großes Interesse, weil die Probleme und Herausforderungen im chilenischen Bergbau mit sächsischer Unterstützung gemeinsam angegangen werden können. Dazu zählen die Themen Robotik und Smart Mining Machinery, Aus- und Weiterbildung von Fachkräften sowie die Rekultivierung von Bergbaualtlasten.
Auf der Reise wollen die Freiberger Wissenschaftler aber auch bereits existierende Kontakte zu Forschungseinrichtungen und Firmen vertiefen sowie neue Kontakte knüpfen. Neben dem Termin im chilenischen Bergbauministerium sind auch Gespräche mit einer Forschungstochter des weltgrößten Kupferproduzenten Codelco geplant.
Außer an der Universidad de Santiago sind Besuche bei weiteren führenden Universitäten des Landes vorgesehen. Auch über das jetzt beantragte Projekt hinaus ist eine Intensivierung der Beziehungen mit chilenischen Universitäten und Forschungsinstituten geplant.
Um den gegenseitigen Austausch auch organisatorisch zu erleichtern, errichtet die Stifterin der TU Bergakademie Dr. Erika Krüger derzeit ein "Chile-Haus" in der Brennhausgasse in Freiberg. Dieses Objekt soll im Sommer 2017 fertig gestellt sein und kann dann chilenische Gastwissenschaftler beherbergen, die aufgrund der vielfältigen Kontakte nach Freiberg kommen.