Antisemiten haben die Betätigung von Juden im Sexgewerbe stets für ihre Hasspropaganda missbraucht. Die Zusammenhänge und Verbindungslinien zwischen Antisemitismus und Sexualität, Antisemitismus und Geld, aber auch Antisemitismus und Gefühlen aufzuzeigen, ermöglicht die historiografische Auseinandersetzung mit diesen Themen. Dafür bietet das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der TU Berlin ein ausgezeichnetes wissenschaftliches Umfeld, da es auf eine lange Forschungstradition in den benannten Feldern zurückgreifen kann. Ergänzt wird das Spektrum nun durch das neue Kooperationsprojekt "Jewish Pimps, Prostitutes and Campaigners in a Transnational German and British Context, 1875–1940" des ZfA und der Queen Mary University of London. Gefördert wird das Forschungsvorhaben für die kommenden drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Arts and Humanities Research Council (AHRC) mit insgesamt 750.000 Euro.
Im Rahmen des Forschungsprojekts werden die Historikerinnen und Historiker erstmals die Geschichte von Juden als Zuhälter, Prostituierte und Frauenrechtlerinnen und Frauenrechtler im Kontext von Migration untersuchen. Mit einem transnationalen Zugang sollen neue Erkenntnisse über die Globalgeschichte einer "sexual economy" gewonnen werden. Im Zentrum der Untersuchungen stehen dabei die Frauen und deren Lebenswelten in der Zeit 1875 bis 1940, wofür bislang von der Forschung vernachlässigte Quellenbestände in britischen, deutschen und internationalen Archiven ausgewertet werden sollen.
Aus der bi-nationalen Kooperation zwischen Berlin und London erhoffen sich die beiden Projektleitenden weiterführende Erkenntnisse über die historisch-europäischen Verflechtungen im Sexgewerbe. Die Zusammenarbeit zwischen der TU Berlin und der Queen Mary University of London soll außerdem dazu beitragen, das Projekt über die Wissenschaft hinaus bekannt zu machen und zusammen mit externen Partnerorganisationen sowie NGOs auf den gegenwärtigen Diskurs über Frauenhandel und Sexarbeiterinnen einzuwirken.
Zum Nachlesen
- Queen Mary University of London (09.01.20): Queen Mary historian secures major funding award for collaborative UK-German research