Jene sozialen Vorurteile in Frage zu stellen, welche die Diskrepanzen zwischen den Geschlechtern verursachen, war das Ziel des TWIST-Projekts ("Towards Women in Science and Technology"), das am 1. Oktober 2010 begann und am 31. Dezember 2012 endete. TWIST setzte sich aus einer Reihe von Programmen und Aktivitäten in Wissenschaftszentren und Museen in ganz Europa zusammen. Das Projekt vereinte elf Partner und wurde vom Experimentarium Science Centre in Kopenhagen, Dänemark, geleitet. Die Europäische Kommission steuerte fast 3 Mio. EUR Finanzmittel bei, um die ehrgeizigen Ziele zu unterstützen.
Sheena Laursen, Direktorin für internationale Angelegenheiten am Experimentarium und ehemalige Koordinatorin des Projekts TWIST, sagt dazu: "Wir hören oft Kommentare wie: 'Natürlich können auch Frauen in die Wissenschaft gehen, das ist doch kein Problem.' Das ist wahrscheinlich tatsächlich das, was die Leute heute denken. Aber wenn man sich dann in der Forschung umsieht, fällt doch auf, dass es mit immer höheren Hierarchien immer weniger Frauen werden. Und das ist eine Schande für beide Geschlechter!"
Das Projekt führte über einen umfangreichen Fragebogen eine Befragung zu den Themen Geschlechter, Wissenschaft und Gesellschaft durch, an der 74 europäische und außereuropäische Wissenschaftszentren und Museen teilnahmen, um damit eine Wissensbasis für die Entwicklung von Aktivitäten zu schaffen. Auf diese Weise konnte das Projektteam gezielt die Schülerschaft, Studentinnen und Studenten, Lehrerinnen und Lehrer sowie die Eltern erreichen und Debatten und Diskussionen über Geschlechterfragen und Wissenschaft entzünden.
Das Projektteam stellte eine Übersicht über Kommunikationsstrategien zusammen, die Mädchen und Frauen erreichen. Es entwickelte überdies Leitlinien mit dem Ziel der Unterstützung der Geschlechtergleichstellung - Gender Mainstreaming - für Fachleute, die in Wissenschaftszentren, Museen und weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen mit Öffentlichkeitsarbeit tätig sind.
Zu den Aktivitäten zählten Ausstellungen, interaktive Rollenspiele, Lehreraus- und Weiterbildung sowie Wissenschaftler-Speed-Dating. Zentraler Teil des Projekts war die TWIST-Ausstellung mit einer Datenbank, die 42 Wissenschaftlerinnen als Vorbilder beinhaltet, und einer ferngesteuerten virtuellen Puppe namens "TWISTY", welche die Besucherinnen und Besucher zur Rolle der Frauen in der Gesellschaft befragte und deren Vorurteile in Bezug auf hartnäckige geschlechtsspezifische ethische Fragen herausforderte.
In jedem Partnerland etablierte das Projektteam außerdem den "Gender Day" (Tag der Geschlechter), der mit dem Weltfrauentag zusammenfiel. An diesem Tag wurde die Rolle der Frauen in der Wissenschaft gefeiert und hervorgehoben. Man lud Wissenschaftlerinnen in Wissenschaftszentren und Museen ein, wo sie den Besucherinnen und Besuchern Rede und Antwort stehen mussten.
Auch die Schulen spielten eine nicht zu unterschätzende Rolle innerhalb des Projekts, unterstützen die Entwicklung neuer Wege der Annäherung an Geschlechterfragen sowie erhielten Tipps und Instrumente, wie man sich im Klassenzimmer mit dem Thema Geschlechterdiversität beschäftigen kann. Dies wiederum wird es den Lehrerinnen und Lehrern ermöglichen, über ihre eigene Rolle bei der Förderung der Geschlechtergleichstellung in den Klassenzimmern nachzudenken. Wissenschaftszentren, Museen und Lehrerschaft können sich nun durch das vom Projekt entwickelte Handbuch inspirieren lassen.
Das Projekt realisierte mit seiner Vielzahl von Aktivitäten und Programmen eine echte Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit über die Beschaffenheit von Geschlechterstereotypen in der Welt der Wissenschaft. Es ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen, geschlechtsbezogene Klischees und Einstellungen in der gesamten Gesellschaft zu erkennen. Zu guter Letzt wurden neue Netzwerke zwischen den betroffenen Wissenschaftlerinnen, Medien und Ministerien geknüpft. Auf diese Weise wurde das Bewusstsein für die Probleme der geschlechtsspezifischen Diversität (d. h. der bewussten Anerkennung und Förderung geschlechtlicher Parität in Organisationen) erhöht und werden junge Menschen für eine mögliche Karriere in der Wissenschaft motiviert.
Die Präsentation von Wissenschaft und Technik durch interaktive Exponate zum Mitmachen und Mitdenken, Aktivitäten und Workshops hat überdies einen wichtigen Einfluss auf die breitere Öffentlichkeit ausgeübt. Wissenschaftszentren und Museen werden diese Instrumente im Rahmen des TWIST-Projekts weiter verwenden, welche als ein Ressourcenzentrum zur formellen und informellen wissenschaftlichen Bildung fungieren werden.