Brasilien, mit rund 191 Millionen Einwohnern das fünftgrößte Land der Erde, ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in wissenschaftlichen Fragen ein globales Schwergewicht. Nicht zuletzt deswegen hat Bundesbildungsministerin Annette Schaven am 12. April das deutsch-brasilianische Wissenschaftsjahr in São Paulo offiziell eröffnet. Mit dabei waren auch Wissenschaftler der Universität Münster. Und das aus gutem Grund: Denn die WWU gilt als brasilienaktivste deutsche Hochschule. Die münstersche Hochschule hat jetzt einen weiteren Baustein hinzugefügt und in Münster ein Brasilienzentrum gegründet, das die vielfältigen Kooperationen münsterscher Wissenschaftler mit brasilianischen Kollegen bündeln soll. Darüber hinaus hat die WWU die seit 25 Jahren bestehende Partnerschaft mit der Universität Santa Catarina in Florianópolis (UFSC) im Süden des Landes erneuert.
Anders als die meisten Länder hat Brasilien die Weltwirtschaftskrise gut überstanden. Das Land blickt positiv gestimmt in die Zukunft, wozu laut WWU-Prorektor Prof. Dr. Stephan Ludwig mehrere Faktoren beitragen. So sind Technologien entwickelt worden, mit denen bislang unerreichbare Ölfelder ausgebeutet werden können, was reichlich Geld in die Staatskasse spült - die Regierung ist entschlossen, rund 25 Prozent dieser Einnahmen in Wissenschaft und Bildung zu investieren. Auch im Bereich Bioethanol als Treibstoff ist Brasilien führend. Inzwischen hat sich das lateinamerikanische Land gemessen am Bruttoinlandsprodukt unter die ersten zehn der Wirtschaftsnationen vorgeschoben. Der Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro haben den Menschen das Gefühl gegeben, dass ihr Land in der Welt anerkannt wird. "Es ist unglaublich viel Optimismus und Selbstbewusstsein zu spüren, das wirkt sich auch auf die Wissenschaft aus", betont Forschungs-Prorektor Ludwig.
Die Universität Münster hat bereits in den vergangenen Jahren ein weit verzweigtes Kontakt- und Kooperationsnetz nach Brasilien aufgebaut. Derzeit gibt es über 20 Kooperationen mit brasilianischen Hochschulen, unter anderem in den Bereichen, Nano-, Bio-, Informations- und Kommunikationstechnologie, Wirtschaftsinformatik, Gesundheits- sowie Energieforschung, aber auch in den Rechts- und Erziehungswissenschaften. Im Brasilienzentrum, zu dessen wissenschaftlichem Koordinator der Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Bernd Hellingrath berufen wurde, sollen diese Aktivitäten ausgebaut und gebündelt werden.
Das Brasilienzentrum in Münster ist aber nicht das einzige Ergebnis der neuen Brasilien-Strategie. Die Profilbildung schlägt sich auch in der Gründung eines Außenbüros der WWU an der Universität von São Paulo nieder. Prorektor Ludwig und Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles waren aus diesem Anlass nach Brasilien gereist. Angesiedelt wird die Repräsentanz im Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH), das gemeinsam von der Außenhandelskammer und dem Deutschen Akademischen Ausstauschdienst (DAAD) getragen wird. Zunächst soll die Repräsentanz nur die Kontakte der WWU nach Brasilien erleichtern helfen. Mittel- und langfristig will die Universität Münster mit ihrem Außenbüro in Sao Paulo allen deutschen Hochschulen als Ansprechpartner in Brasilien dienen. "Es wäre ideal, wenn sich unser Brasilienzentrum zur Anlaufstelle schlechthin für brasilianische Wissenschaftskontakte in Deutschland wird", sagt Stephan Ludwig.
Kontakt
Norbert Robers
Pressesprecher
Tel.: 0251 - 83 - 24773
Fax: 0251 - 83 - 22258
E-Mail: norbert.robers(at)uni-muenster.de