Der Indienbesuch des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck im Februar 2014 war ein wichtiges Zeichen für die Bedeutung der ausgezeichneten Beziehungen zwischen Indien und Deutschland. Kurze Zeit später konnte im Rahmen einer Delegationsreise von Vertretern der Universität Passau auch die strategische Kooperation mit indischen Hochschulen vertieft und erweitert werden.
Joint Doctoral Degree Program
Am 19. Februar unterzeichnete Prof. Dr. Wolfgang Hau, Vizepräsident der Universität Passau und zuständig für Internationale Beziehungen, im südindischen Chennai ein Joint Doctoral Degree Program mit dem Indian Institute of Technology Madras (IIT Madras). Inhaltlich geht es dabei um Forschung im Bereich der Wirtschaftswissenschaften, die sowohl im Department of Management Studies des IIT Madras als auch an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Passau auf weltweit beachtetem Niveau betrieben wird. Fortan werden das IIT Madras und die Universität Passau gemeinsam Doktoranden ausbilden und ihnen nach erfolgreichem Abschluss ihrer Studien sowohl den indischen PhD als auch den deutschen Doktorgrad verleihen. „Der Abschluss dieser Vereinbarung ist ein weiterer Meilenstein in der äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem IIT Madras und der Universität Passau“, sagt Wolfgang Hau. Diese begann bereits im Jahr 1995 mit einem vom DAAD finanzierten Forschungsaufenthalt von Prof. Dr. Rajendran am Passauer Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre von Prof. Dr. Hans Ziegler, der seither den grenzüberschreitenden Austausch koordiniert.
„Eine erfreuliche und keineswegs selbstverständliche Besonderheit dieser Kooperation besteht darin, dass sie in beiden Richtungen funktioniert“, erklärt Hans Ziegler. „Jahr für Jahr absolvieren, insbesondere unterstützt durch den DAAD und das Bayerisch-Indische Zentrum für Wirtschaft und Hochschulen (BayIND), jeweils ca. sechs Studierende aus Passau und Chennai einen Teil ihrer Ausbildung an der jeweiligen Partneruniversität. Bemerkenswert ist aber auch, dass die Kooperation in beiden Institutionen von einer ganzen Reihe von Wissenschaftlern getragen wird: So haben sich bereits sechs Professoren aus Passau und sieben Professoren des IIT Madras aktiv an dem Austausch beteiligt und, zum Teil mehrfach, an der jeweiligen Partnereinrichtung geforscht und unterrichtet. Aus diesen Forschungsaufenthalten ist eine Fülle von Veröffentlichungen hervorgegangen.“
Neue Kooperationspartner im Bereich der Rechtswissenschaft
Die Delegationsreise diente zugleich dem Abschluss der ersten beiden Kooperationsverträge der Universität Passau auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft: zum einen mit der National Law School of India University im südindischen Bangalore und zum anderen mit der National Law University im nördlichen Delhi. Die erstgenannte Universität rangiert seit vielen Jahren als unangefochtener Spitzenreiter unter mehr als 1000 indischen Institutionen in der Juristenausbildung, und auch die zweite, erst 2006 gegründete Universität gilt bereits als international renommierte Topadresse. Vermittelt und vorangetrieben wurden die Kooperationen vor allem durch Prof. Dr. Vijayakumar aus Bangalore, der im vergangenen Wintersemester mehrere Gastvorlesungen an der Passauer Juristischen Fakultät gehalten hatte.
Vereinbart wurde mit beiden neuen Partneruniversitäten nunmehr eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich der Forschung, etwa zu Fragen wie Menschenrechtsschutz, Welthandelsrecht oder grenzüberschreitender Rechtsdurchsetzung. Konkret geht es um Forschungsaufenthalte, gemeinsame Publikationen, Tagungen und Drittmittelprojekte, aber auch und gerade um Zusammenarbeit bei der Betreuung von Promotionsvorhaben. Zudem sollen Gastdozenten den Studierenden der beteiligten Universitäten die Besonderheiten des indischen bzw. des deutschen und europäischen Rechts vor Augen führen. „Im nächsten Schritt wird nach dem Vorbild der Aktivitäten der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät auch die Entsendung von Jurastudierenden nach bzw. aus Indien angestrebt“, gibt der Vizepräsident als Ausblick.