Damit Innovationen entstehen können, ist die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis äußerst wichtig. Doch nicht immer funktioniert der gewünschte Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft einwandfrei. Besonders in den ehemals sozialistischen Ländern stehen Kooperationen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen vor besonderen Herausforderungen: „Traditionell waren Unternehmen in sozialistischen Systemen nicht besonders innovationsstark“, sagt Dr. Niclas Rüffer vom Institut für Mittelstandsforschung an der Universität Mannheim. „Außerdem hat der damalige Zwang zur Kooperation dazu geführt, dass viele Unternehmen in diesen Ländern auch heute noch eine Aversion gegen staatliche Maßnahmen zu haben scheinen.“
Solche informellen Strukturen und Verhaltensweisen ließen sich selbst nach 25 Jahren nur schwer ablegen. Wie sich die Innovationsstärke in solchen Regionen trotzdem gezielt fördern lässt und wie intensiv Unternehmen und Universitäten dort tatsächlich zusammenarbeiten, das möchte ein Team um Prof. Dr. Michael Woywode, Leiter des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim, und Teamleiter Dr. Niclas Rüffer mit seinem Projekt „Technology Transfer in Post-Socialist Economies“ in den nächsten zwei Jahren herausfinden.
In einer vergleichenden Studie untersuchen die Mannheimer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit Forscherteams aus der Ukraine und Russland, wie sich der Einsatz innovationsfördernder Maßnahmen auf die Innovationsstärke in den vier postsozialistischen Regionen Ostdeutschland (Dresden), Ukraine (Kiew), Russland (Krasnojarsk) und Polen (Opole) auswirkt.
Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in den jeweiligen Ländern rechnen die Forscher mit unterschiedlichen Entwicklungen: „Im Gegensatz zu Russland und der Ukraine wurden in Ostdeutschland und Polen nach der Wiedervereinigung bzw. dem EU-Beitritt europäische Gesetze und Förderprogramme eingeführt“, sagt Dr. Niclas Rüffer. „Wir nehmen an, dass sich das auch in der Wirkung der Innovationsmaßnahmen widerspiegelt.“
Regionale Innovationssysteme in Osteuropa sind bisher weitgehend unerforscht. Im ersten Jahr der Förderung führen die Wissenschaftler deshalb zunächst rund 120 qualitative Interviews mit Wissenschaftlern, Unternehmern und Politikern aus den beteiligten Regionen. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse bilden die Wissenschaftler dann Hypothesen, die sie im zweiten Jahr der Förderung in großangelegten quantitativen Studien testen. Erste Ergebnisse sollen bereits Anfang 2017 auf einer Konferenz vorgestellt werden. Sie sollen unter anderem dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Osteuropa zu verbessern.
Das internationale Gemeinschaftsprojekt wird von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Ausschreibung „Trilaterale Partnerschaften – Kooperationsvorhaben zwischen Wissenschaftler(innen) aus Ukraine, Russland und Deutschland“ mit 249.000 Euro gefördert. Vor dem Hintergrund des Ukrainekonflikts möchte die VolkswagenStiftung mit ihrer Ausschreibung zur Annäherung und Zusammenarbeit zwischen russischen, ukrainischen und deutschen Forscherinnen und Forschern beitragen.
Kontakt:
Dr. Niclas Rüffer
Institut für Mittelstandsforschung
Universität Mannheim
Tel: +49 (0) 621 / 181 2891
E-Mail: rueffer(at)ifm.uni-mannheim.de
Katja Bär
Leitung Kommunikation und Fundraising
Pressesprecherin
Universität Mannheim
Tel: +49 (0) 621 / 181-1013
E-Mail: baer(at)uni-mannheim.de