StartseiteAktuellesNachrichtenVorschlag für eine deutsch-französische Innovationsagentur

Vorschlag für eine deutsch-französische Innovationsagentur

Berichterstattung weltweit

26 Expertinnen und Experten sowie Unternehmensvorstände fordern in Le Monde die Gründung einer deutsch-französischen Agentur für bahnbrechende Innovationen nach dem Vorbild der US-amerikanischen Förderagentur DARPA.

Mit einem Beitrag in der französischen Tageszeitung „Le Monde“ vom 18. Oktober 2017 schließen Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Forderung des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron nach einer europäischen Innovationsagentur in seiner Sorbonne-Rede vom 26. September 2017 an und schlagen eine konkrete Ausgestaltung vor. Zu den Unterzeichnern gehören seitens der Forschungseinrichtungen Jean-Yves Le Gall (CNES, Nationales Zentrum für Weltraumforschung / Centre national d’études spatiales), Antoine Petit (INRIA, Nationales Forschungsinstitut für Informatik und Automatik / Institut national de recherche en informatique et en automatique), Bruno Sainjon (Onera, Nationale Büro für Luft- und Raumfahrtforschung/ Office national d’études et de recherches aérospatiales) und Stéphane Siebert (Technologie-Forschung CEA, Behörde für Atom und erneuerbare Energien / Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives). Auch Unternehmer wie Dirk Hoke (Airbus Defence and Space) oder Hervé Guillou (Naval Group), Militärvertreter wie der General der französischen Luftstreitkräfte und NATO-Kommandeur Denis Mercier oder die ehemalige Forschungsministerin und Astronautin Claudie Haigneré haben unterschrieben.

Wie der Debattenbeitrag konstatiert, hätten bahnbrechende Innovationen wie das Internet, GPS oder SpaceX den USA strategische Autonomie und eine wirtschaftliche Führungsrolle beschert. Das 21. Jahrhundert werde beispielsweise von künstlicher Intelligenz, Cybersicherheit oder Nano- und Biotechnologien geformt, heißt es weiter. Jedoch müssten „bahnbrechende Innovationen durch ein entschiedenes Engagement des Staates katalysiert werden“. Es brauche „eine offene Innovation und kurze Entscheidungswege, die von einer sehr flexiblen Struktur getragen werden“ und diese Struktur müsse Risiken tragen können aber auch scheiternde Projekte zügig stoppen, denn Scheitern liege im Wesen der Innovation.

Die USA hätten 1957 mit der Agentur für Forschungsprojekte im Verteidigungsbereich DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) eine solche Struktur geschaffen, aber auch in China fördere man bahnbrechende Innovationen erfolgreich. Aufgrund der Größe der nationalen Märkte und der zur Verfügung gestellten Mittel würden Innovationen dort zusätzlich beschleunigt. Frankreich und Europa hingegen seien hingegen trotz vieler Talente und exzellenter Einrichtungen zunehmend abgehängt, die größten Börsenwerte hätten US-amerikanische oder chinesische Unternehmen.

Die Autorinnen und Autoren schlagen daher die Gründung einer Joint European Disruptive Initiative (JEDI) nach dem Vorbild der DARPA vor, die zu Beginn von den Staaten finanziert werden sollte. Um erfolgreich zu sein, müsse die Initiative sich auf wenige Prioritäten konzentrieren, Projekte zügig auswählen, technologische Wagnisse ermutigen, zwischen einer und 30 Millionen Euro pro Projekt vergeben können und den absoluten Schwerpunkt auf eine schnellstmögliche Prototyp-Entwicklung setzen. Der Faktor Zeit sei absolut entscheidend, heißt es weiter. Und die vorgeschlagenen Bedingungen würden auch dazu beitragen, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und mit ambitionierten Projekten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Entwicklerinnen und Entwickler in Europa zu halten statt sie ans Ausland zu verlieren.

Die Größe des Marktes sei wie bei allen technologischen Innovationen entscheidend. Frankreich und Deutschland ergänzten sich mit großen Stärken in der angewandten Forschung, der industriellen Grundlagen und im Mittelstand auf der einen Seite und der weit entwickelten Mathematiker- und Informatiker-Ausbildung, Verteidigungsindustrie, Spitzenindustrie und French-Tech-Netzwerk auf der anderen Seite. Andere europäische Partner sollten sich von Beginn an beteiligen dürfen und das Budget müsse global wettbewerbsfähig sein.

Der Beitrag schließt mit: „Es ist ein entschlossenes und umgehendes Handeln erforderlich, gerade in einem Bereich wie der künstlichen Intelligenz. Wir sind bereit, die Herausforderung anzunehmen.“

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Quelle: Le Monde Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Deutschland EU Themen: Innovation Förderung Strategie und Rahmenbedingungen

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