Welche Auswirkungen hat ein Wandel des Klimas? Wie und unter welchen Bedingungen verändert sich die Biodiversität? Dies sind aktuelle Fragen, die ein internationales Team von Geowissenschaftlern für das Erdaltertum beantworten möchte, um daraus Schlüsse für die Gegenwart und die Zukunft zu ziehen. „Klima- und Biodiversitätsveränderungen sind ein vielschichtiges Problem. Da gibt es nicht nur ein oder zwei Stellschrauben. Unser Vorteil in der Paläontologie ist, dass wir sehr lange Zeiträume betrachten können und dabei sehen: Mit Hilfe von Fossilien lassen sich Veränderungen in der organismischen Vielfalt erkennen, die häufig mit Klimaveränderungen einhergehen. Die entscheidende Frage ist, ob die Veränderungen einer Systematik unterliegen“, sagt der Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Peter Königshof, Leiter des auf fünf Jahre angelegten Projekts „Climate change and biodiversity patterns“ (MPBCC).
Das Paläozoikum, das Erdaltertum, begann vor ca. 542 Millionen Jahren mit dem Kambrium und dauerte bis zum Perm an. Insgesamt umfasst es einen Zeitraum von 290 Millionen Jahren, in dem Kontinente zerbrachen, Meere entstanden, Gebirge in die Höhe gedrückt wurden. Die mittlere Phase des Paläozoikums war geprägt von einem starken Zuwachs an Biomasse: Immer mehr Pflanzen besiedelten das Land und nahmen CO2 auf. Durch die Zunahme der Biomasse veränderte sich nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die Sedimentation an Land und in den Meeren. Welche Veränderungen stattfanden, können Wissenschaftler aus Fossilien und Sedimentschichten ablesen: Welche Arten vorkamen, ob und wann es Eiszeiten oder erhebliche Meeresspiegelschwankungen gab oder wann es zu großen Aussterbe-Ereignisse kam. Eine Datenbank soll langfristig das Wissen bündeln und den Informationsaustausch erleichtern. Speist man all diese Daten in Computermodelle ein, ergibt sich ein Bild von Klimaveränderungen sowie deren Ursachen und Folgen vor Hunderten von Millionen von Jahren. „Die sorgfältige Analyse der erdgeschichtlichen Vergangenheit hilft uns, die Mechanismen des Klimawandels zu verstehen“ meint Königshof, „Die Erdgeschichte kann damit helfen, Handlungsempfehlungen für heute zu finden.“
MPBCC ist das 596. Projekt des geowissenschaftlichen Programms der UNESCO. Bereits 1972 ins Leben gerufen, hat dieses International Geoscience Programme (IGCP) seither die geologische Forschung weltweit erfolgreich vernetzt. Die Fördersumme von maximal 10.000 Euro pro Jahr für ein IGCP-Projekt ist an die Verpflichtung gebunden, weitere Drittmittel zu akquirieren sowie international zu arbeiten. So werden Forscher von mehreren Kontinenten sowohl aus Industrienationen wie auch aus Schwellen- und sich entwickelnden Ländern eingebunden. IGCP-Projekte werden auch von Ländern unterstützt, die sich sonst gegenüber internationalen Vorhaben eher verschlossen zeigen: „Das IGCP-Logo ist über die Jahre hin zum Türöffner geworden.“, meint Königshof, der auch Vorsitzender des deutschen Landesausschusses im IGCP ist. Neben Königshof waren Wissenschaftler aus fünf Ländern an der Antragstellung des MPBCC beteiligt.
Bei Senckenberg waren zuletzt die Projekte 497 (The Rheic Ocean: Its Origin, Evolution and Correlation) und 499 (Devonian Land-Sea Interactions: Evolution of Ecosystems and Climate) angesiedelt.
Kontakt
Doris von Eiff
Pressereferentin
Tel.: 069 - 7542 - 1257
Fax: 069 - 7542 - 1520
E-Mail: doris.voneiff(at)senckenberg.de
Web: www.senckenberg.de