NamTip – Understanding and Managing Desertification Tipping Points in Dryland Social-Ecological Systems – so lautet der Name des nun bewilligten, deutsch-namibischen Forschungsprojektes zu ökologischen Kipppunkten in Namibias Weideländern. Seit einigen Jahren rücken Kipppunkte (oder „Tipping Points“) in Ökosystemen immer mehr in den Fokus. Veränderte Umweltbedingungen können in Kombination mit wachsendem Nutzungsdruck dazu führen, dass Ökosysteme plötzlich kollabieren oder „umkippen“.
Eine große Rolle spielen Kipppunkte auch in Trockengebieten. Wenn Weiden stark übernutzt werden, können sie – zum Beispiel infolge einer Dürre – rasch „umkippen“. Ausdauernde Futtergräser gehen dauerhaft verloren, zurück bleibt karger, nackter Boden. Diese Wüstenbildung oder Desertifikation ist auch in Namibia ein drängendes Problem. „Der Klimawandel wird die Wahrscheinlichkeit für das Überschreiten von Wüstenbildungs-Kipppunkten noch drastisch erhöhen“, sagt Projektleiterin Dr. Anja Linstädter vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Universität Bonn. „Hier kann fächerübergreifende, anwendungsbezogene Forschung einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Weidegebiete nachhaltig zu nutzen.“
Im NamTip-Projekt wollen daher Wissenschaftler und Interessenvertreter gemeinsam daran arbeiten, Wüstenbildungs-Kipppunkte und ihre Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der namibischen Farmer besser zu verstehen. Gleichzeitig wollen sie Möglichkeiten ausloten, solch ungewollte Effekte zu vermeiden – beispielsweise durch geeignete Frühwarnsysteme.
Das NamTip-Projekt bringt Expertinnen und Expertenen aus vielen Bereichen zusammen. Neben deutschen und namibischen Forschenden aus den Natur- und Sozialwissenschaften sind es Fachleute aus Praxis, Politik und Kommunikation. Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der University of Namibia und der Namibian University of Science and Technology. Von deutscher Seite sind neben Forschenden aus der Graslandökologie und Bodenwissenschaften der Universität Bonn auch Ethnologinnen und Etnhologen der Universität zu Köln, Vegetationsökologinnen und -ökologen der Universität Tübingen, Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vom Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt sowie Systemwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung aus Leipzig beteiligt.