Um Wissenschaft und Forschung international wettbewerbsfähig zu machen, sollten die Länder des Westbalkans die Autonomie ihrer Universitäten stärken, eine unabhängige Forschungsförderung in der Region sicherstellen und nationale Wissenschaftsbeiräte einrichten, um den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zu verbessern. Das sind zentrale Empfehlungen von Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern aus 13 europäischen Ländern.
Ebenfalls entscheidend seien die Anwendung internationaler Qualitätskriterien für Wissenschaft und Forschung sowie die Schaffung von Zukunftsperspektiven für junge, herausragende Wissenschaftler und der Ausbau von Möglichkeiten internationaler Mobilität auf allen Ebenen der wissenschaftlichen Laufbahn. Dadurch könne langfristig der bisherige Trend des „brain drain“, also der Abwanderung qualifizierter Wissenschaftler ins Ausland, verringert und eine „brain circulation“ – ein zeitlich begrenzter Auslandsaufenthalt von Forschern und eine Rückkehr in die Heimat – erreicht werden.
Das Ziel dieser und weiterer Maßnahmen, die nun in einem „Joint Statement“ veröffentlicht wurden, ist es, die Wissenschaftssysteme der Westbalkan-Länder in den kommenden Jahren für den europäischen und internationalen Forschungsraum zu stärken. Auf einer politischen Ebene soll dies auch die Annäherung der Region an die Europäische Union unterstützen und die Integration der bereits in die Union aufgenommenen Länder vertiefen.
Die Teilnehmer der Wissenschaftskonferenz in Wien, die im Rahmen des von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten „Westbalkan-Prozesses/Berlin-Prozesses“ vom 22. bis 24. Mai 2016 an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) stattfand, kamen aus Österreich Deutschland, Bulgarien, Frankreich Italien und den Westbalkan-Ländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Serbien, Kroatien und Slowenien. Es war bereits die
zweite „Gemeinsame Wissenschaftskonferenz“ nach einem Auftakttreffen im Juli 2015 in Berlin und Halle.
Die ausgearbeiteten Empfehlungen werden nun beim „Westbalkan-Gipfel“ der Staats- und Regierungschefs am 4. Juli in Paris eingebracht. Das nächste Treffen der „Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz“ wird 2017 von der französischen Académie des sciences ausgerichtet. Die Konferenzreihe wird auch in den Folgejahren fortgeführt.
Die Wissenschaftskonferenz in Wien wurde von der ÖAW und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Kooperation mit dem österreichischen Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, der deutschen Alexander von Humboldt-Stiftung und der schweizerischen Entwicklungsorganisation Helvetas organisiert.
Zum nachlesen
- Joint Statement der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz "Moving Forward: Guidelines to improved Science Systems" (28.06.2016).
- Pressemitteilung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (30.06.2016): Westbalkan: Weichen stellen für die Wissenschaft von morgen.
- Informationsseite der Leopoldina zum Westbalkan-Prozess – Gemeinsame Wissenschaftskonferenz.