Um den Ozean zu schützen, muss seine ökologische Funktion sowie sein Stellenwert für vielfältige Formen menschlichen Lebensunterhalts besser verstanden werden. Dieses Verständnis für die Bedeutung des Ozeans beschreibt der Begriff "Ocean Literacy". Die UN-Dekade für Meereswissenschaften fördert "Ocean Literacy" als eines ihrer Hauptziele. Die Wissenschaft ist jedoch nicht die einzige Disziplin, die sich für die Bewusstseinsbildung oder die Vermittlung von Wissen einsetzt. Oft verfolgt die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern ähnliche Ziele. Entsprechend stellt sich die Frage, wie Wissenschaft und Kunst den Ozean betrachten und wie sie sich gegenseitig ergänzen können, um ganzheitlichere Formen des Verständnisses für den Ozean und damit seinen Schutz und seine nachhaltige Nutzung zu fördern.
Am 28. September organisierte das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) gemeinsam mit der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK) und der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) eine Online-Veranstaltung mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, um diese Frage zu diskutieren. Bildhauerin Adrien Segal, Lyriker Dr. Craig Santos Perez, Maler Mbongeni Buthelezi und Kuratorin Adrienne Goehler stellten ihre Arbeiten vor, die unter anderem das Schmelzen des Polareises, den Anstieg des Meeresspiegels oder die Verschmutzung der Meere durch Plastik behandeln und eindrucksvoll Informationen mit emotionalen Reaktionen verbinden.
Wie eine anschließende Podiumsdiskussion zwischen den Künstlerinnen und Künstlern, Dr. Angela Pomaro vom Italian National Research Council und Teilnehmenden aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und dem Nexus Wissenschaft und Politik zeigte, gibt es jedoch nach wie vor Hindernisse für die gesellschaftliche Bewusstseinsbildung durch Kooperationen zwischen Wissenschaft und Kunst. Diese Hindernisse ergeben sich z.B. aus den spezifischen Finanzierungsstrukturen beider Disziplinen, die zeitliche, aber auch inhaltliche Einschränkungen mit sich bringen und Kunstwerke hinter Galerietüren und wissenschaftliche Erkenntnisse hinter Paywalls verstecken. Eine gemeinsame Sprache sowie ein gegenseitiges Verständnis für die Methoden und die spezifische Logik der Reputation und Anerkennung in den jeweiligen Disziplinen zu entwickeln, stellt ebenfalls eine Herausforderung dar. Nichtsdestotrotz hat die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Kunst das Potenzial, das gesellschaftliche Bewusstsein für die Rolle des Ozeans zu schärfen, indem sie Informationen mit einem Gefühl der Betroffenheit verbindet. Diese Einsicht bildet die Grundlage dafür, den Ozean als Lebensraum, Klimaregulator und kulturelles Gut anzuerkennen und seinen Schutz zu fördern und zu fordern.
Zum Nachlesen
- Deutsches Institut für Entwicklungspolitik: Meeresregionen in der inter- und transnationalen Zusammenarbeit