Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir freuen uns, dass Sie auch im neuen Jahr unsere Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik nutzen. In der Januar-Ausgabe des ITB infoservice steht besonders der amerikanische Kontinent im Fokus, denn das Jahr 2025 hat jenseits des Atlantiks mit einigen Paukenschlägen begonnen: Unter der Präsidentschaft Donald Trumps wurden kurz nach der Amtseinführung wegweisende Beschlüsse vorgelegt, die auch Bildungs-, Forschungs- und Technologiepolitik direkt oder indirekt betreffen. Weiterhin hat Mexiko erstmals ein Wissenschaftsministerium geschaffen, das zum 01. Januar seine Arbeit aufnahm. Die Lage von Wissenschaft und Bioökonomie in Lateinamerika ist zudem Thema im jährlichen Bericht des lateinamerikanischen Gremiums RICYT. Derweil veröffentlicht das Weltwirtschaftsforum wichtige Erkenntnisse zur grenzüberschreitenden Technologiekooperation.
Trump-Präsidentschaft startet mit Reformen in Bildungs-, Forschungs- und Technologiepolitik
Noch vor der Amtseinführung des neuen Präsidenten Trump standen Risiken, aber auch Chancen internationaler Forschungskooperation im Fokus: Zum Jahresende 2024 kündigten verschiedene US-Institutionen neue Maßnahmen für mehr Forschungssicherheit durch Reduzierung von Kooperationsrisiken an. Mitte Januar wurde eine Erklärung zum Ausbau der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen den USA und der EU veröffentlicht. Inwieweit diese Entscheidungen allerdings unter der Präsidentschaft Trumps Bestand haben werden, ist derzeit unklar. Fest steht jedoch, dass der neue Präsident bereits kurz nach der Amtseinführung wegweisende Beschlüsse unterzeichnet hat, von denen einige direkt oder indirekt die Bildungs-, Forschungs- und Technologiepolitik betreffen. Demnach sollen die Mitgliedschaft in der Weltgesundheitsorganisation und die Beteiligung am Pariser Klimaschutzabkommen zeitnah beendet werden. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz hat US-Präsident Trump ein Infrastrukturprojekt angekündigt. Ein Joint Venture aus Tech-Unternehmen soll in den kommenden vier Jahren 500 Milliarden US-Dollar investieren. Sicherheitsrelevante KI-Regulierungen werden künftig entfallen. Unmittelbar betroffen ist auch die institutionelle Ebene: Zwar haben die USA kein Wissenschaftsministerium, verfügen aber über andere hochrangige Gremien, wie das im Weißen Haus angesiedelte Office of Science and Technology, dessen Funktionsfähigkeit durch die neuen Beschlüsse in Frage gestellt wird.
Mexiko gründet erstmals ein Wissenschaftsministerium
Über 50 Jahre lang hatte Mexiko kein eigenes Ministerium für Wissenschaft und Innovation. Stattdessen war ein Wissenschaftsrat tätig, der Aufgaben im Bereich der Schwerpunktsetzung, der Leitung von Forschungszentren und der Forschungsförderung übernahm (Rat Conacyt, seit 2023 Conahcyt). Zum 01. Januar 2025 erfolgte unter der neuen mexikanischen Präsidentin Sheinbaum nun eine grundsätzliche Änderung: Conahcyt wurde aufgelöst und die Funktionen an ein neu geschaffenes Ministerium für Wissenschaft, Geisteswissenschaften, Technologie und Innovation übertragen. Auch die Förderung internationaler Kooperation und Mobilität gehört künftig zu den Aufgaben des Ministeriums. Hintergrund der Reform ist eine Neuausrichtung der mexikanischen Forschungspolitik seit 2022: Über umsetzungsorientierte Programme und Projekte sollen Wissenschaft und Innovation einen konkreten Nutzen für die mexikanische Bevölkerung erbringen. Der neue Ansatz erfordert sowohl eine verstärkte politische Führung als auch eine intensive Zusammenarbeit mit öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Akteuren.
Bilanzen zu Forschung & Innovation: Lateinamerika und globale Technologiekooperation
Wer sich für Forschung und Entwicklung in Lateinamerika interessiert, der erhält einen guten Überblick mit dem Jahresbericht „El Estado de la Ciencia”, einer Publikation des Iberoamerikanischen Netzwerks für Wissenschafts- und Technologieindikatoren (RICYT). Die Ausgabe 2024 enthält neben vielen interessanten Daten auch ein Dossier zur Bioökonomie. Thematisiert werden unter anderem die nachhaltige Nutzung des Amazonas-Regenwaldes, die Entwicklung von Biokraftstoffen sowie landwirtschaftliche Innovationen. Derweil hat das Weltwirtschaftsforum einen Bericht zum Stand globaler Kooperation vorgelegt, der auch Daten zu Technologie und Innovation auswertet. Demnach leidet die grenzüberschreitende Kooperation zunehmend unter Wettbewerbsdruck und geopolitischen Spannungen. Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit mit nahestehenden Partnern ausgebaut. Ein Beispiel dafür ist die weiter vorangetriebene Assoziierung von Wertepartnern mit dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (siehe dazu unsere Meldungen zu Südkorea und der Schweiz).
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns gerne an.
Ihre Sonja Bugdahn und Anna März
Über den ITB infoservice
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