Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in dieser Ausgabe informieren wir Sie gerne über die Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit. Aus den USA erreicht uns eine wahre Nachrichtenflut, die auch für die Berichterstattung auf Kooperation international eine Herausforderung darstellt. Mit Hilfe unserer Nachrichten und Newsletter halten wir Sie auf dem Laufenden und ordnen die vielfältigen Entwicklungen für Sie ein. So beleuchten wir neben den Kürzungen und Stellenstreichungen verschiedene Aspekte der Hochschulfinanzierung in den USA und Europa. Derweil unterstützt die Weltbank Tunesien dabei, die Berufsaussichten für Hochschulabsolventen zu verbessern. Die Europäische Union setzt mit einer verbesserten Förderung von Start-ups und einer vertieften Kooperation mit Indien wichtige strategische Akzente.
Kürzungen und Streichungen: Trump-Administration nimmt Wissenschaft in den USA ins Visier
Unter der Biden-Administration (2021-25) verzeichneten Forschungs- und Entwicklungsbudgets im privaten wie im öffentlichen Sektor Zuwächse. Unter der Trump-Administration brechen für Forschende in den USA nun unsichere Zeiten an. Im laufenden Haushaltsjahr 2025 sind im FuE-Budget der Bundesregierung relativ moderate Einschnitte von 3,7 Prozent vorgesehen, die vor allem Verteidigung und Gesundheit betreffen. Unabhängig davon sollen die Ausgaben im öffentlichen Sektor insgesamt drastisch reduziert werden. Vor diesem Hintergrund haben bereits Hunderte von Angestellten von Bundeseinrichtungen wie beispielsweise der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), den National Institutes of Health (NIH) sowie der National Science Foundation (NSF) kürzlich ihre Kündigung erhalten. Teilweise wurden diese durch Gerichtsentscheidungen wieder aufgehoben. Die Trump-Administration setzt daher auch auf Abfindungsangebote, um die Angestellten zu einem freiwilligen Ausscheiden zu motivieren. Davon zu unterscheiden ist die Situation an den überwiegend privaten Hochschulen. Hier ist es bisher nicht zu größeren Entlassungswellen gekommen. Über mögliche Kürzungen von Fördergeldern nimmt die Administration jedoch auch hier Einfluss. Als Folge mutmaßlich fehlender Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus sieht sich zudem die Columbia University als erste Hochschule mit einem Einfrieren der Bundesmittel in Höhe von mehreren hundert Millionen US-Dollar konfrontiert. Vor diesem unsicheren Hintergrund haben mehrere private Hochschulen wie beispielsweise die Harvard University vorübergehende Einstellungsstopps angekündigt.
Hochschulen: Finanzierung in Europa und den USA, bessere Beschäftigungsaussichten in Tunesien
Eurydice, das Informationsnetz zum Bildungswesen in Europa, hat ein Web Portal mit aktuellen Informationen zu Studiengebühren und Unterstützungssystemen in 39 europäischen Bildungssystemen eingerichtet. Das Thema Studiengebühren spielt in den USA eine noch größere Rolle: Viele Studierende müssen hohe Studienkredite aufzunehmen, die sie anschließend über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte zurückzahlen. Zuständig für die Administration der Kredite war bisher das US-amerikanische Bildungsministerium, dessen Zukunftsperspektive jedoch äußerst ungewiss ist. In Bezug auf einen anderen Aspekt der Hochschulfinanzierung hat die Trump-Administration bereits Änderungen in Aussicht gestellt: Leitgedanke eines neuen Memorandums ist, dass private Akteure in den USA bei ihren Auslandsinvestitionen die Sicherheitsinteressen des Landes künftig stärker beachten. Das soll auch für die privaten US-amerikanischen Hochschulen gelten, die durch ihr Stiftungskapital über erhebliche Investitionskapazitäten verfügen. Derweil stehen in Tunesien die Bildungsergebnisse auf dem Prüfstand, insbesondere die Verwertung von tunesischen Hochschulabschlüssen auf dem Arbeitsmarkt. Die Weltbank stellt bis 2031 100 Millionen US-Dollar zur Verfügung, um in Tunesien weitere Fortschritte zu erzielen.
EU-Fokus auf Indien und Start-ups
Im zweiten Quartal plant die Europäische Kommission die Veröffentlichung einer Strategie für Start-ups und Scale-ups. Mit einem Ranking von 150 europäischen Gründungszentren liefert die Financial Times einen wichtigen Input für die neue Strategie. Im Ländervergleich belegt Großbritannien mit 29 Gründungszentren vor Deutschland den Spitzenplatz.
Die Kooperation mit Indien stand für die EU in den vergangenen Wochen gleich zwei Mal im Fokus. Dabei kann die indisch-europäische Wissenschaftlich-Technologische Zusammenarbeit (WTZ) seit der Unterzeichnung eines Abkommens im Jahr 2001 auf eine über 20-jährige Tradition zurückblicken. Die jetzt vorgelegte Evaluation nimmt Schwerpunkte, Strukturen und Finanzierung in den vergangenen fünf Jahren in den Blick. Eine besondere Stärke ist die Mobilität zwischen den Kontinenten: Unter dem Marie Skłodowska-Curie-Programm haben mehr als 600 indische Forschende eine Förderung erhalten. Zu den Empfehlungen für die künftige Ausrichtung der WTZ bis 2030 zählt auch die Stärkung eines vergleichsweise jungen Formats: Das Ministertreffen des Handels- und Technologierats EU-Indien (TTC) hatte 2023 Premiere und fand jetzt zum zweiten Mal statt. Im Mittelpunkt standen unter anderem die Kooperation zu digitalen Technologien wie Künstliche Intelligenz und Hochleistungsrechnen sowie grüne Energietechnologien.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns gerne an.
Ihre Sonja Bugdahn und Anna März
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