Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in dieser Ausgabe informieren wir Sie gerne über Berichterstattung zur Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik weltweit. Die USA richten ihre internationale Kooperation in Forschung und Innovation neu aus. Neben Investitionen in die Forschungssicherheit werden auch strukturelle Reformen diskutiert, um sich besser an internationalen Kooperationen zur Quantentechnologie beteiligen zu können. Die Veröffentlichung des forschungszentrierten Shanghai-Hochschulrankings bestätigt die weiterhin gute Positionierung der USA. Indien hat ein eigenes Ranking entwickelt, das andere Ansätze verfolgt und teilweise zu abweichenden Ergebnissen kommt. In Lateinamerika stärkt Chile die Forschung an den Hochschulen und die Kooperation mit Brasilien.
Internationale Forschungs- und Technologiekooperation der USA
Mit westlichen Wertepartnern hat die USA in den letzten Jahren die internationale Kooperation in Technologiefeldern wie der Quanteninformatik ausgebaut. Für die Beteiligung an internationalen Programmen erweist sich das Fehlen einer zentralisierten Struktur und eines internationalen Fördermechanismus jedoch als hinderlich: Als Beispiel nennt ein jetzt veröffentlichter Bericht eine Eureka-Bekanntmachung von 2024, an der sich 16 Länder beteiligten, jedoch nicht die USA. Zukünftige Reformen, die eine international anschlussfähigere Struktur schaffen könnten, stehen somit zur Diskussion. Andere Reformen unter dem Chips and Science Act werden weiter vorangetrieben: Forschende an US-amerikanischen Einrichtungen, die in großem Umfang Bundesfördermittel erhalten, sind zukünftig verpflichtet, an Schulungen zur Forschungssicherheit teilzunehmen. In der Erläuterung zu den neuen Richtlinien spricht das Weiße Haus von einem Umdenken: Internationale Kooperationen, zu denen Forschende vor einem Jahrzehnt noch aktiv ermutigt wurden, werden heute als wesentlich risikoreicher eingeschätzt. Beispielhaft wird hier China genannt. Ein Plädoyer für die Fortsetzung der Wissenschaftskooperation zwischen den USA und China wurde in dem Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlicht.
Globale und indische Hochschulrankings
Die neuesten Zahlen des weltweiten forschungszentrierten Shanghai-Rankings der Hochschulen wurden veröffentlicht. Chinesische Universitäten führen mit 203 Universitäten in den Top-1000 das zweite Mal in Folge das Gesamtranking hinsichtlich der Anzahl der gelisteten Einrichtungen an, vor den USA mit 183 Universitäten. Allerdings dominieren die Vereinigten Staaten weiterhin deutlich das Spitzenfeld mit 38 Top-100-Platzierungen und acht Hochschulen unter den ersten Zehn. Die indischen Hochschulen schneiden im Vergleich zu China weiterhin enttäuschend ab: Die bestplatzierte indische Hochschule, das Indian Institute of Science, belegt im Shanghai-Ranking nur Rang 401-500. Im Vergleich zu dem forschungszentrierten Shanghai-Ranking hat Indien ein landeseigenes differenziertes Hochschulranking entwickelt. In die jetzt veröffentlichten Gesamtergebnisse fließen auch Beurteilungen der Lehre, der Reputation und der Verwertbarkeit von Hochschulabschlüssen auf dem Arbeitsmarkt mit ein. Speziell ausgewiesen wird auch ein Ranking der indischen Hochschulen in Bezug auf Forschungsstärke („India Rankings 2024: Research Institutions“). Der erste Jahreshaushalt, den die indische Regierung seit der Wiederwahl von Premierminister Narendra Modi vorlegte, sieht Mittelaufwüchse für die Forschung und insbesondere eine Stärkung der neuen Förderagentur des Landes, der Anusandhan National Research Foundation (ANRF), vor. Diese wird neben der Forschung an den Hochschulen auch den Privatsektor fördern.
Chile: Stärkung von Hochschulforschung und lateinamerikanischer Kooperation
Im Shanghai-Ranking hat die bestplatzierte chilenische Hochschule, die Universidad de Chile, ähnlich wie Indien Rang 401-500 belegt. Eine gezielte Stärkung von Forschung, Entwicklung und Innovation (FuEuI) in chilenischen Hochschuleinrichtungen steht im Mittelpunkt einer jetzt gestarteten Regierungsinitiative. In den Jahren 2024 bis 2025 sollen Kurse und Schulungen die Professionalisierung des Forschungs- und Innovationsmanagements an den Hochschulen vorantreiben und Evaluierungen verbessern. Die nationale Förderagentur Anid wird den Prozess unterstützen. Auch im Weltraum verfolgt Chile ehrgeizige Pläne: Ein neues Nationales Raumfahrtzentrum (Centro Espacial Nacional - CEN) soll Satelliten entwickeln und die damit gesammelten Daten auswerten. Dabei hilft auch eine Kooperation mit einem lateinamerikanischen Partnerland: Das brasilianische Nationale Institut für Weltraumforschung (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais - INPE) wird seine Erfahrungen und Kompetenzen in die jetzt begründete Zusammenarbeit zwischen Chile und Brasilien zu Weltraumaktivitäten einbringen.
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre zu diesen und vielen anderen strategischen Entwicklungen in der internationalen Forschungs-, Bildungs-, Technologie- und Innovationspolitik, die wir in der vorliegenden Ausgabe für Sie ausgewählt und aufbereitet haben.
Wenn Sie Themenvorschläge für die nächste Ausgabe haben, sprechen Sie uns gerne an.
Ihre Sonja Bugdahn und Anna März
Über den ITB infoservice
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