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E-ELT: Cerro Armazones in Chile wird Standort des größten Teleskops der Welt

Am 26. April 2010 hat der ESO-Council den Cerro Armazones als Standort des geplanten 42m-Teleskops, des European Extremely Large Telescope (E-ELT) ausgewählt. Der Cerro Armazones ist ein 3060 Meter hoher Berg in der chilenischen Atacamawüste, rund 130 Kilometer südlich der Stadt Antofagasta. Der vorgesehene Standort ist 20 Kilometer vom Cerro Paranal entfernt, wo sich das Very Large Telescope der ESO befindet.

Tim de Zeeuw, Generaldirektor der ESO, kommentiert: “Dies ist ein Meilenstein für dieses ehrgeizige Projekt, das einen gewaltigen Zuwachs an astronomischem Wissen zur Folge haben wird. Jetzt können wir die grundlegende Planung abschließen. Mein Dank gilt dem mit der Standortwahl befassten Team, das in den letzten beiden Jahren hervorragende Arbeit geleistet hat.”

Das “European Extremely Large Telescope” (wörtlich “europäisches extrem großes Teleskop”, E-ELT) ist als optisches und Infrarotteleskop mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 42 Metern angelegt – als weltweit einziges Teleskop dieser Größe. Das bis ins Einzelne durchgeplante Design für dieses Teleskop der Extraklasse hat die ESO gemeinsam mit einer Vielzahl forschender Astronomen entwickelt. Das E-ELT wird sich einigen der drängendsten offenen Fragen der astronomischen Forschung widmen, und könnte unser Bild des Universums in ähnlich drastischer Weise verändern wie Galileis Teleskop vor 400 Jahren. Die endgültige Entscheidung über den Bau des Teleskops wird Ende 2010 erwartet. Das Teleskop soll 2018 seinen wissenschaftlichen Beobachtungsbetrieb aufnehmen.

Die Wahl des Teleskopstandorts lag in den Händen der Delegierten der 14 Mitgliedsländer der ESO, die den so genannten “Council” bilden – das Leitungsgremium der Europäischen Südsternwarte. Der Entscheidung liegt eine mehrjährige Vergleichsstudie der Wetterverhältnisse verschiedener möglicher Standorte zugrunde. Der Großteil der dabei gesammelten Daten soll noch dieses Jahr veröffentlicht werden.

Bei der Auswahl spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Am wichtigsten ist die “astronomische Qualität” der Atmosphäre: die Anzahl der klaren Nächte pro Jahr, der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre und die “Stabilität” der Luft über dem Beobachtungsort (das so genannte “Seeing”). Allerdings spielen auch die Bau- und Betriebskosten eine Rolle, sowie die gesteigerte Effektivität sowohl beim Betrieb wie auch bei der wissenschaftlichen Arbeit, die sich durch die Nähe zu bereits existierenden Observatorien ergibt (VLT/VLTI, VISTA, VST, ALMA und SKA usw.).

Bereits im März 2010 hatte die mit der Vorbereitung der Standortwahl beauftragte Kommission, das “E-ELT Site Selection Advisory Committee” (SSAC), dem ESO-Council einen vorläufigen Bericht vorgelegt[1]. In die Endauswahl waren Armazones, Ventarrones, Tolonchar und Vizcachas in Chile, sowie La Palma in Spanien gekommen. Jeder dieser Standorte bietet sehr gute astronomische Beobachtungsbedingungen. Dennoch gab es bezüglich der charakteristischen Stärken der Standorte durchaus Unterschiede, und der Bericht kam zu dem Schluss, dass es sich beim Cerro Armazones nahe Paranal um einen besonders guten Standort handle. Dort sei die Kombination der verschiedenen für die Himmelsbeobachtung günstigen Eigenschaften besonders ausgewogen; zudem könne das Observatorium gemeinsam mit dem Paranal-Observatorium der ESO betrieben werden. Cerro Armazones und Paranal weisen sehr ähnliche, für astronomische Forschung ideale Beobachtungsbedingungen auf. Insbesondere gibt es dort pro Jahr mehr als 320 klare Nächte.

Unter Berücksichtigung der klaren Empfehlungen des Site Selection Advisory Committee und aller anderen relevanten Umstände, insbesondere der wissenschaftlich relevanten Standorteigenschaften, fiel die Wahl des ESO-Council nun auf den Cerro Armazones. [2]

De Zeeuw fügt hinzu: “Durch die Kombination der bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit des E-ELT mit den bereits bestehenden Kapazitäten des VLT ist die Zukunft des Paranal als weltweit fortschrittlichstes Observatorium im Bereich des optischen und Infrarotlichts langfristig gesichert. Auch die Stellung der ESO als weltweit führende Organisation für bodengebundene Astronomie wird damit weiter gestärkt.”

Bereits im Vorwege hatte die chilenische Regierung für den Fall, dass Cerro Armazones als zukünftiger E-ELT-Standort ausgewählt werden würde, zugesagt, der ESO ein weitläufiges Gebiet zu übereignen, das den Cerro Armazones enthält und an den bestehenden ESO-Grundbesitz rund um das Paranal-Observatorium angrenzt. So sind beide Observatorien langfristig vor ungünstigen Einflüssen geschützt, insbesondere vor Lichtverschmutzung und den Folgen von Bergbauaktivitäten.

Endnoten

[1] Das unabhängige E-ELT Site Selection Advisory Committee (SSAC, wörtlich die “Beratungskommission für die Auswahl des E-ELT-Standorts”) hat penibel Daten für eine Reihe möglicher Standorte ausgewertet. Ähnliche Untersuchungen hat auch die Standort-Untersuchungskommission für das US-amerikanische Thirty-Meter Telescope (TMT) vorgenommen. Aus Gründen der Effizienz hat das SSAC keine eigenen Untersuchungen der in die Vorauswahl des TMT-Teams aufgenommenen Standorte (sämtlich in Nord- und Südamerika gelegen) durchgeführt; dafür konnte das SSAC auf die vom TMT-Team gewonnenen Daten zurückgreifen. Zwei der Kandidaten auf der Vorauswahl-Liste des SSAC, inklusive des Cerro Armazones, finden sich auch auf der TMT-Liste.

[2] Der Beschluss des ESO-Council besagt, frei übersetzt:
“Beschluss des ESO Council über den vorgesehenen Standort (“Baseline Site”) für das E-ELT.

Unter Berücksichtigung

  • der sehr klaren Empfehlung der Standort-Beratungskommission (SSAC), das E-ELT auf dem Cerro Armazones zu errichten
  • der beträchtlichen Synergien, die sich zwischen dem E-ELT und anderen zukünftigen Observatorien auf der Südhalbkugeln ergeben würden, insbesondere mit ALMA und dem SKA
  • der Synergien in Bezug auf Betrieb und wissenschaftliche Forschung, die sich zwischen dem E-ELT und dem Paranal-Observatorium ergeben würden

und unter Bekundung seiner aufrichtigen Dankbarkeit für

  • die sehr großzügigen Angebote Spaniens und Chiles, Gastgeberland des E-ELT zu werden
  • die wichtigen Beiträge Chiles und Spaniens zur Diskussion um die Standortwahl des E-ELT, die beide Länder im Rahmen der erwähnten Angebote geleistet haben, und die das Niveau und den Tiefgang der Diskussion maßgeblich gefördert haben

hat der ESO-Council beschlossen, die direkt für die Wissenschaft relevanten Eigenschaften des Standorts zum ausschlaggebenden Kriterium für die Standortwahl des E-ELT zu machen. Die diesbezüglichen Eigenschaften des Cerro Armazones sowie die positiven Folgen für die wissenschaftliche Führungsrolle der ESO sind hinreichend überzeugend, um sich gegen das Angebot Spaniens durchzusetzen.

Der ESO-Council schließt sich daher der Empfehlung des Generaldirektors an und wählt den Cerro Armazones in Chile als vorgesehenen Standort des E-ELT.

Der ESO-Council hält fest, dass diese Entscheidung notwendige Voraussetzung für die Fertigstellung der Konstruktionsplanung ist, über die zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden wird.”

Hintergrundinformationen

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 14 Mitgliedsländer: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts, sowie VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt. Die ESO ist der europäische Partner für den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das größte astronomische Projekt überhaupt.

Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Ländern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

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Quelle: Max-Planck-Institut für Astronomie Redaktion: Länder / Organisationen: Chile EU Global Themen: Infrastruktur Förderung Grundlagenforschung Physik. u. chem. Techn.

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