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Feierlicher Start für den TU-Campus in Ägypten

Am 28. Oktober 2012 wurde der neue Campus der Technischen Universität Berlin im ägyptischen El Gouna feierlich eröffnet. Nur sechs Jahre liegen zwischen der Idee für das transnationale Projekt und der Eröffnung des Campus. Die TU Berlin ist damit die erste deutsche Universität, die einen Campus rechtlich ausschließlich nach den Qualitätskriterien der Bundesrepublik Deutschland in Ägypten betreibt. Dies ist durch die gewählte Rechtsform für den Campus als Zentralinstitut der TU Berlin verwirklicht.

Bei der feierlichen Eröffnung sprachen von deutscher Seite der Deutsche Botschafter in Ägypten, Michael Bock, im Namen der Bundesregierung, die Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses Berlin, Anja Schillhaneck, und der Berliner Staatssekretär für Wirtschaft und Forschung, Nicolas Zimmer sowie der Präsident der TU Berlin, Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach. Eine Grußbotschaft entsendete Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Auch die ägyptische Seite war politisch hochrangig vertreten mit der Ministerin für Wissenschaftliche Forschung, Dr. Nadia Zakhary, und dem Gouverneur des Gouvernements „Rotes Meer“, General Mohamed Mohamed Kamel, und äußerte sich ebenfalls uneingeschränkt positiv zu dem neuen TU-Campus.

Gleichzeitig starteten die drei weiterbildenden Masterstudiengänge der TU Berlin in El Gouna: „Energy Engineering“, „Water Engineering“ und „Urban Development“. Der Präsident der TU Berlin, Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach sowie Samih Sawiris übergaben während der feierlichen Zeremonie die Immatrikulationsurkunden an die ersten 30 Studierenden. Das gesamte Projekt wurde ausschließlich mit dem Geld des Stifters, Mitinitiators und TU-Absolventen Samih Sawiris verwirklicht. Das Land und die Infrastruktur wurden von der von Samih Sawiris gegründeten Orascom Development Holding AG (ODH) eingebracht.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Der TU-Campus El Gouna richtet sich als Zweigstelle der TU Berlin vollständig nach der deutschen Hochschulgesetzgebung. Eine Vereinbarung zwischen dem ägyptischen Ministerium für Hochschulbildung, der Berliner Senatswissenschaftsverwaltung und der TU Berlin ermöglicht den Betrieb in Ägypten nach dem Berliner Hochschulgesetz sowie den Privilegien und den Zielen des Deutsch-Ägyptischen Kulturabkommens von 1960, dessen Zusatzabkommen von 1984 sowie des Deutsch-Ägyptischen Abkommens zur Zusammenarbeit in wissenschaftlicher Forschung und technologischer Entwicklung seit 1981. Die drei Studienprogramme wurden auf den von den europäischen Bildungsministern im Jahr 1999 in Bologna beschlossenen Standards für eine universitäre Ausbildung entwickelt und vom Berliner Bildungssenator genehmigt. Die Studierenden werden nach deutschem Recht an der TU Berlin immatrikuliert und sind damit TU-Studierende. Für die Lehrenden und Forschenden gelten das deutsche Arbeits- und Besoldungsrecht sowie die Tarifverträge der TU Berlin. Ein entsprechender Kooperationsvertrag zwischen der TU Berlin und dem ägyptischen Unternehmen Orascom garantiert der TU Berlin die akademische und administrative Unabhängigkeit der Universität. Der TU-Campus El Gouna wird vom Zentralinstitut El Gouna der TU Berlin verwaltet. Es besitzt alle Funktionen einer Fakultät und damit die Zuständigkeit für die wichtigsten akademischen Entscheidungen. Zunächst entstehen mit dem Campus in Ägypten rund 30 neue Arbeitsplätze.

Drei weiterbildende Masterstudiengänge

Bei den viersemestrigen weiterbildenden Masterstudiengängen handelt es sich um kostenpflichtige ingenieurwissenschaftliche Studiengänge, die mit einem Master of Science abschließen. Die ersten 30 Studierenden haben sich für das Wintersemester 2012/13 an der TU Berlin eingeschrieben. Sie kommen aus Ägypten, Südafrika, Indien, China und Bangladesch. Insgesamt konnten 20 Stipendien vergeben werden. Vor Ort gibt es mehr als 30 Wohnungen für Studierende der TU Berlin.

Die Schwerpunkte der Studiengänge wie auch der geplante Forschungsfokus des Zentralinstituts liegen auf den besonderen Herausforderungen der Region des Mittleren beziehungsweise Nahen Ostens und Nordafrikas. Das schnelle Wachstum der ägyptischen Bevölkerung (1,3 Millionen Menschen jährlich) erfordert beispielsweise die Erschließung neuer Flächen als Lebensräume. Grundvoraussetzungen hierfür sind eine ausreichende Wasser- und Energieversorgung. Absolventinnen und Absolventen der drei Studiengänge werden besonders gut qualifiziert sein, bei der Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind sowie die Erschließung von Trinkwasser durch Entsalzung und Recycling mitzuwirken. Die aktuellen Fragen der Gestaltung von ländlichen und urbanen Infrastrukturen werden von der Stadtentwicklung und -planung behandelt.

Als Studiendekane zeichnen für den Studiengang „Energy Engineering“ Prof. Dr. Felix Ziegler (Fachgebiet Maschinen und Energie-Anlagentechnik), für „Urban Development“ Prof. Dr. Rudolf Schäfer (Fachgebiet Baurecht und Bauverwaltungslehre) sowie für „Water Engineering“ Prof. Dr. Uwe Tröger (Fachgebiet Hydrogeologie) verantwortlich. Neben dem Erwerb von Fachkompetenzen gibt es übergreifende Studienziele für alle drei Master: Dazu gehören Interdisziplinarität, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, Teamfähigkeit sowie interkulturelle und Managementkompetenzen. 75 Prozent des Studiums erfolgen in Ägypten, das jeweils zweite Semester absolvieren die Studierenden im "Mutterhaus" in Berlin. Die Studiengebühr beträgt 5000 Euro pro Semester. Es werden Stipendien angeboten. Perspektivisch sollen über die drei Masterangebote hinaus weitere Studiengänge, Doktorandenprogramme, regionalbezogene Forschung, Weiterbildungsprogramme auch für Führungskräfte aus der Region und Konferenzen entstehen.

Entsprechend der aktuellen Transformationsprozesse in Ägypten und der Region sowie der Ziele des Deutsch-Ägyptischen Kulturabkommens sieht die TU Berlin den Standort auch als eine ständige Vertretung für den kulturellen Dialog zwischen der arabischen Welt und Deutschland.

Studienstandort El Gouna

Die neue Außenstelle der TU Berlin liegt in der 22.000 Einwohner zählenden Stadt El Gouna, bei der es sich um eine private Gründung des ägyptischen TU-Alumnus Samih Sawiris handelt. Der Unternehmer erwarb 1990 das Landgebiet rund 22 Kilometer nord-westlich von Hurghada. Das rund 37 Quadratkilometer große Wüstenareal entwickelte er weiter zu einer Lagunenlandschaft (El Gouna) für den Tourismus. Neben den 15 Hotels und 2500 privaten Immobilien gibt es mittlerweile eine Hotelfachschule, eine internationale High School, die zur Hochschulreife führt, eine Krankenschwestern-Pflegeschule sowie Zweigstellen der American University Cairo und der Bibliotheca Alexandrina. Der neue TU-Campus befindet sich in unmittelbarer Nähe dieser beiden Einrichtungen.

Quelle: Technische Universität Berlin Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Ägypten Themen: Bildung und Hochschulen Förderung

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