Am 16. März 2011 war es nun soweit: Das hochmoderne »Lastwagen«-Labor wurde in einem feierlichen Akt an der Stellenbosch-Universität in Kapstadt in Anwesenheit von Vertretern aus Südafrika und Deutschland übergeben.
Das mobile Diagnostiklabor wird nun seine Reise in der Region um Kapstadt beginnen und als »rollende« Diagnostik- und Therapieeinheit die Versorgung von Patienten mit Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS und Tuberkulose unterstützen.
Das Projekt ist begründet auf einer Public-Private-Partnership zwischen den folgenden Partnern:
- Stellenbosch-Universität, Südafrika
- National DoH International Health Relations, Südafrika
- HOPE Cape Town Association, Südafrika
- National Health Laboratory Service (NHLS)
- Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT, Saarland
Das Projekt wird weiterhin unterstützt vom Deutschen Generalkonsulat in Kapstadt.
Mobiles Diagnostiklabor der biologischen Sicherheitsstufe 3
Die Erreichbarkeit von Risikogruppen für Infektionskrankheiten wie AIDS, Tuberkulose (TB) oder Malaria in ländlichen Gebieten von Entwicklungsländern stellt ein großes Problem bei der medizinischen Versorgung in diesen Regionen dar. Für diese Gruppen steht eine ärztliche Aufklärung und Grundbetreuung, eine optimale Diagnostik sowie eine Probennahme und -asservierung kaum oder gar nicht zur Verfügung. Häufig treten vor allem Koinfektionen, z. B. HIV-Tuberkulose, mit resistenten TB-Stämmen auf, wofür angepasste optimierte Diagnostik und Therapie notwendig sind. Aus diesem Kontext heraus wird der Bedarf nach fahrbaren, autarken Einrichtungen gemäß der biologischen Sicherheitsstufe 3 mit Kryoausstattung ersichtlich.
Da entsprechende zugelassene Fahrzeuge so gut wie nicht existieren, wurde auf der Grundlage einer breiten Technologieexpertise in der Fraunhofer-Gesellschaft am Standort des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik in Sulzbach/Saar gemeinsam mit einem KMU der Sonderfahrzeugbranche (Bischoff und Scheck Fahrzeugtechnik GmbH & Co. KG) ein vollständig den deutschen Normen entsprechendes mobiles Sicherheitslabor nach dem Infektionsschutzgesetz und der Biostoffverordnung entwickelt.
Das erste mobile Labor des Fraunhofer IBMT der Sicherheitsstufe 3 ist für eine Patientenbehandlung mit angeschlossenem Analyselabor konzipiert und wurde 2009 für die Straßennutzung freigegeben. Das Labor kann frei stehend im Feld betrieben werden und benötigt keinerlei weitere Versorgungsleitungen wie Strom-, Wasser- oder Abwasseranschluss. An Bord sorgt ein 65 kW Dieselaggregat mit 1000 l Dieseltank für elektrische Energie. Hydraulische Hubstützen ermöglichen eine horizontale Ausrichtung des Fahrzeugs auf Freiflächen. Die für einen sicheren Betrieb wesentlichen Komponenten wurden durch Redundanz oder Diversifikation ausfallsicher gestaltet.
Ein Aufnahme- und Behandlungsraum mit medizinischer Ausstattung bietet einem Arzt eine komfortable Umgebung zur Blutabnahme und Behandlung von Patienten. Die gewonnenen Proben werden dann in einem Labor der biologischen Sicherheitsstufe 3 analysiert, das durch eine Personenschleuse zu erreichen ist.
Die Erstausstattung des Labors ist für die Diagnostik und Behandlung von HIV- und TB-Patienten ausgelegt. Die Installationen der Systeme sind flexibel gestaltet, um je nach Bedarf Systeme nachzurüsten oder schnell auszutauschen. Erweiterung auf Malaria- oder andere Erreger ist möglich.
Zur generellen Ausstattung des Labors gehören zwei Sterilwerkbänke ebenso wie ein Durchreiche-Autoklav mit Vakuumdampfsterilisation für die zuverlässige und sichere Vernichtung von Keimen. Mit bis zu 300 l Flüssigstickstoff gekühlte Behälter an Bord machen das Labor außerdem zu einem fahrenden Kryolager, in dem auch infektiöse Proben sicher tiefgefroren transportiert werden können.
Der flexible Aufbau des Labors ermöglicht einen Einsatz für unterschiedliche Anwendungsfälle in vielen Ländern und Regionen weltweit. Das standardisierte Sattelauflegerformat erlaubt ein Versenden des Labors als Seefracht zu günstigen Konditionen. Das Fahrzeug ist unabhängig von der Zugmaschine, die vor Ort für die Weiterfahrt angemietet werden kann. Für den internationalen Einsatz als Hochsicherheitslabor und natürlich auch für den Normalbetrieb wurde bei der Ausstattung auf verfügbare Serviceunterstützung in den meisten Ländern der Welt geachtet. Die eingebauten Kommunikationsmittel (z. B. Satellitentelefon) gewährleisten zudem eine Fernüberwachung und Steuerung des Aufliegers. Auf die gewonnen Daten kann online zugegriffen werden.
Kontakt
Prof. Dr. Hagen von Briesen
Tel.: +49 (0) 6894 - 980 - 286
E-Mail: hagen.briesen(at)ibmt.fraunhofer.de
Web: www.ibmt.fraunhofer.de