Allgemeine Landesinformationen: Tunesien
Bevölkerung/Geografie
Ländername |
El Djumhuriya El Tunisiya / République Tunisienne Tunesische Republik Tunesien |
Fläche |
164.150 km² |
Bevölkerungszahl |
11,5 Mio. (Schätzung 2018) |
Lebenserwartung |
Männer: 74,3 Jahre Frauen: 77,6 Jahre (Schätzung 2018) |
Altersstruktur |
0-14 Jahre: 25,3 % 15-64 Jahre: 64,5 % 65 Jahre und älter: 8,2 % (Schätzung 2018) |
Bevölkerungswachstum |
0,95 % (Schätzung 2018) |
Bevölkerungsgruppen |
98 % Araber 1 % Europäer 1 % Juden und Sonstige |
Sprachen |
Arabisch (Amtssprache), Französisch (Verkehrssprache), Tamazight (Berberdialekt) |
Religionen |
99,1 % Muslime 1 % Sonstige (sehr kleine jüdische und christliche Gemeinden) |
Nationalfeiertag |
20. März (Tag der Unabhängigkeit, 1956) |
Zeitzone |
MEZ (UTC + 1) Es gibt keine Sommer- / Winterzeit. |
Währung |
1 Tunesischer Dinar TND/ 1000 Millimes
Aktueller Wechselkurs unter OANDA.com - Währungskonverter. |
Vorwahl |
+216 |
Quelle: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook, www.oanda.com
Tunesien liegt in Nordafrika und grenzt im Norden und Osten an das Mittelmeer, im Westen an Algerien und im Südosten an Libyen. Die tunesische Mittelmeerküste ist 1.148 km lang, die Landgrenze zu Algerien misst 965 km, die Grenzlinie zu Libyen 459 km. Mit nur 140 km Entfernung zur Küste Siziliens ist Tunesien der am weitesten nördlich gelegene Staat Afrikas und mit 164.150 km² Fläche zugleich der kleinste der nordafrikanischen Mittelmeeranrainer.
Das Staatsgebiet Tunesiens schließt Teile verschiedener geografischer Großräume ein, die den Bewohnern aufgrund ihrer besonderen topografischen und klimatischen Verhältnisse sehr unterschiedliche Lebensbedingungen bieten.
Das nordtunesische Bergland wird insgesamt von östlichen Ausläufern des Atlasgebirges geprägt. Entlang der nördlichen Mittelmeerküste verlaufen z.T. steil zum Meer abfallende Küstengebirge – im tunesisch-algerischen Grenzgebiet die Kroumirie, die nach Osten in das flachere Mogod-Bergland übergeht. Auf der südlichen, windabgewandten Seite der Küstengebirge befindet sich das fruchtbare Talbecken des Medjerda, des mit 450 km längsten Flusses Tunesiens, der als einziger Fluss des Landes ganzjährig Wasser führt und zugleich für 82% der tunesischen Süßwasservorkommen steht. Am Unterlauf des Medjerda sind wichtige Teile der tunesischen Landwirtschaft konzentriert.
Südlich des Medjerda-Tals beginnt der tunesische Zentralrücken, die Dorsale. Dieser vielgliedrige Höhenrücken erstreckt sich über 220 km von der algerischen Grenze in Richtung Nordosten bis zur Halbinsel Cap Bon und schließt auch die höchste Erhebung Tunesiens ein, den Djebel Chambi (1.544 m). Östlich der Dorsale liegt zwischen Hammamet und Mahdia die flache und niederschlagsreiche Küstenregion des Sahel (arab. "Ebene"), die einen weiteren Schwerpunkt der tunesischen Landwirtschaft bildet.
Die zentraltunesische Steppe erstreckt sich südlich der Dorsale und nördlich der südtunesischen Sahara von der algerischen Grenze bis fast zum Mittelmeer. Sie wird von Trockentälern, den Wadis, geprägt, weist in ihrem südlichen Teil bedeutende Phosphatvorkommen auf und wird nach Süden durch die sich von Algerien ins Land ziehende Schottsenke begrenzt. Diese Senke liegt unterhalb des Meeresspiegels und wird von Salzseen ("Schotts") wie dem Chott el Djerid und zahlreichen Oasen geprägt.
Den Süden Tunesiens prägt die Sahara mit dem Östlichen Großen Erg. Durch das weiter westlich gelegene Stufenland mit dem Kalksteinmassiv des Dahar wird die Sahara von der Djeffara-Ebene getrennt, die sich entlang der Küste von Gabès bis nach Libyen hinein erstreckt.
Klimatisch ist Tunesien von regional stark unterschiedlichen Temperaturen und Niederschlagsmengen geprägt. An den Küsten sorgt das Mittelmeer für ein relativ ausgeglichenes Klima, das jedoch zum Landesinneren hin einem ariden Kontinentalklima weicht. In den Wüstengebieten südlich der Schottsenke herrscht dagegen ein von extremen Temperaturunterschieden und fast ganzjähriger Trockenheit geprägtes Wüstenklima. Die infolge der globalen Klimaerwärmung zunehmende Unregelmäßigkeit der Niederschläge hat besonders in den teilweise gerade noch landwirtschaftlich nutzbaren zentraltunesischen Steppengebieten häufig Dürren zur Folge.
Weitere Informationen
Politik/Administration
Ländername |
Tunesische Republik El Djumhuriya El Tunisiya, République Tunisienne |
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Hauptstadt |
Tunis |
Regierungsform |
Nach der Revolution vom 14. Januar 2011 (Sturz Präsident Ben Alis infolge Volksaufstand) Auflösung des Parlamentes und Ernennung einer Übergangsregierung. Am 23.10.2011 Wahl einer Verfassungsgebenden Versammlung, die am 26. Januar 2014 eine neue Verfassung verabschiedete. Tunesien ist seitdem eine parlamentarische Republik mit Sonderrechten des Präsidenten in der Außen-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik. Die ersten regulären Wahlen des Parlaments und des Staatspräsidenten fanden Ende 2014 statt. |
Staatsoberhaupt |
Kaïs SAIED (Juraprofessor), gewählt am 13. Oktober 2019 |
Regierungschef/in |
Youssef CHAHED früher Nidaa Tounes, seit Januar 2019 Tahya Tounes ("Long Live Tunisia") im Amt seit 27. August 2016, amtierend seit den Parlamentswahlen am 6. Oktober 2019 |
Außenminister/in |
Khemaies JHINAOUI seit 7. Januar 2016 |
Bildungsminister/in |
Hatem BEN SALEM |
Minister/in für Wissenschaft und Höhere Bildung |
Slim KHALBOUS |
Parlament |
Versammlung der Volksvertreter, Einkammerparlament mit 217 nach dem Verhältniswahlrecht gewählten Mitgliedern. Aus den Wahlen am 6. Oktober 2019 ergab sich folgende Sitzverteilung: Ennahdha (islamisch-konservativ): 52 Sitze, Qalb Tunes: 38, Tayar: 22, Coalition Karama: 21, PDL: 17, Mouvement du Peuple: 16, Tahya Tounes ("Long Live Tunisia"): 14, Nidaa Tounes: 3, Sonstige Parteien: 22, Unabhängige: 12 |
Regierungsparteien |
Ennahdha (islamisch-konservativ), Nidaa Tounes (säkular-konservativ), , Al Horra (sozialliberal), Afek Tounes (liberal) u. a. |
Verwaltungsstruktur |
24 Gouvernements mit von der Regierung eingesetzten Gouverneuren:
Tunis, Ariana, Ben Arous, Manouba, Beja, Jendouba, Kef, Siliana, Bizerte, Nabeul, Zaghouan, Gafsa, Kairouan, Kasserine, Mahdia, Monastir, Sfax, Sidi Bouzid, Sousse, Gabès, Kebili, Medenine, Tataouine, Tozeur |
Quelle: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook
Staatsaufbau
Tunesien ist gemäß der Verfassung von 2014 ein freier, unabhängiger und souveräner Staat, dessen Religion der Islam, dessen Sprache das Arabische und dessen Regierungsform die Republik ist. Das Land ist noch zentralistisch aufgebaut und hat 24 Gouvernorate. Die Revolution vom 14. Januar 2011 mit der Flucht des bisherigen Präsidenten Ben Ali hatte zu einer Phase des politischen Übergangs geführt. Am 23. Oktober 2011 wurde eine Verfassungsgebende Nationalversammlung gewählt, die am 26. Januar 2014 die neue demokratische Verfassung verabschiedete.
Verfassungsorgane und aktuelle politische Lage
Die neue Verfassung sieht für Tunesien ein gemischtes Regierungssystem vor, in dem der Premierminister vom Staatspräsidenten mit der Regierungsbildung beauftragt und vom Parlament bestätigt werden muss. Der Premierminister bestimmt die Richtlinien der Politik, mit Ausnahme der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die in der Zuständigkeit des Staatspräsidenten liegen, der direkt vom Volk gewählt wird.
Tunesien war von 1956 bis 2011 von autokratischen Präsidialregimen geprägt worden. Seit dem Volksaufstand 2010/11 haben sechs Premierminister mit neun Kabinetten regiert. Die erste Phase nach der Flucht des Präsidenten Ben Ali am 14.01.2011 prägten Übergangsregierungen, unterstützt von einer Hohen Instanz zur Verwirklichung der Ziele der Revolution als Ersatzparlament. Aus den freien und fairen Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung war anschließend eine Koalition aus Muslimdemokraten, Sozialdemokraten und Linksliberalen („Troika“) hervorgegangen, die nach zwei politischen Morden an bekannten Oppositionspolitikern 2013 wieder dem Druck der Straße weichen und unter Vermittlung eines Quartetts für den politischen Dialog aus Gewerkschaftsbund, Arbeitgeberverband, Rechtsanwaltskammer und Menschenrechtsliga (Friedensnobelpreis 2015) einer Expertenregierung Platz machen musste. Unterdessen konnte die Verfassungsgebende Versammlung ihre Arbeit am neuen Grundgesetz beenden, auf dessen Grundlage Ende 2014 Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfanden. Während der Wahlkampf 2014 noch von starker Polarisierung zwischen Säkularen und Religiösen geprägt war, gewann nach dem Wahlsieg von Präsident Essebsi und der von ihm gegründeten Nidaa Tounes das Konsensprinzip Oberhand.
Aus den freien und fairen Parlamentswahlen 2014 ging eine seit 2015 regierende große Koalition unter Führung der säkular-konservativen Partei Nidaa Tounes sowie der islamischen Partei Ennahdha hervor. Seit 2016 ist eine „Regierung der nationalen Einheit“ unter Premierminister Youssef Chahed (Nidaa Tounes) im Amt, die 2017 und 2018 einer durchgreifenden Umbildung unterzogen wurde. Ihr Regierungsprogramm ist im sogenannten „Pakt von Karthago“ niedergelegt, der von neun Parteien sowie dem Arbeitgeberverband (UTICA), dem Gewerkschaftsbund (UGTT) und dem Verband der Bauern und Fischer (UTAP) unterzeichnet wurde.
Die Parlamentswahlen am 6.10.2019 ergaben keine klaren Mehrheiten. Die konservativ islamische Ennahdha wurde zwar stärkste Fraktion, hält aber nur 24 Prozent der Sitze. Die bisherige Regierungspartei Nidaa Tounes erhielt nur 1 Prozent der Sitze.
Aus den Präsidentschaftswahlen am 13.10.2019 ging der konservative Juraprofessor Kaïs Saïed als klarer Sieger hervor.
Staat und Religion
Tunesien ist ein mehrheitlich muslimisch geprägtes Land. Der Anteil der christlichen und jüdischen Minderheit beträgt unter ein Prozent der Bevölkerung. Die neue Verfassung von 2014 garantiert, wie schon die Verfassung von 1959, die Religionsfreiheit. Die islamistischen Kräfte konnten sich mit ihrer Forderung nach einer Verankerung des islamischen Rechtssystems der Sharia in der Verfassung nicht durchsetzen. Stattdessen wird das Prinzip eines zivilen Staates festgeschrieben. In der Gesellschaft ist seit der Revolution jedoch eine zunehmende Rückbesinnung auf islamische Werte und Lebensformen zu beobachten (Bekleidungsvorschriften, Einhalten des Fastens im Ramadan). Die Übergangsregierungen haben sich mit wachsendem Erfolg bemüht, die Moscheen des Landes zu kontrollieren, um den Einfluss radikaler Prediger (Salafisten) zurückzudrängen, die sich seit der Revolution in einigen Gemeinden etabliert haben.
Quelle: Auswärtiges Amt
Wirtschaftsinformationen
Ausführliche Daten über die tunesische Wirtschaft und die tunesisch-deutschen Handelsbeziehungen finden Sie in der Reihe "Wirtschaftsdaten kompakt" von Germany Trade and Invest (GTAI). Diese wird zweimal jährlich im Mai und November aktualisiert. Folgende Indikatoren sind unter anderem enthalten: Einwohner, Bevölkerungsdichte, Währung, Wechselkurs, Bruttoinlandsprodukt, BIP je Einwohner, BIP-Wachstum, Inflationsrate, Durchschnittslohn, Arbeitslosigkeit, Haushaltssaldo, Außenhandel, wichtigste Ein- und Ausfuhrgüter, wichtigste Handelspartner, ausländische Direktinvestitionen, Länderbonität, Devisenreserven, Außenhandel mit der EU und Deutschland, wichtigste deutsche Ein- und Ausfuhrgüter.