In der Siedlung einer deutschen christlichen Sekte im Süden Chiles wurden zwischen 1961 und 2005 Mitglieder und ihre Kinder isoliert, ausgebeutet und missbraucht. Während der chilenischen Diktatur von 1973 bis 1990 folterte und ermordete das Regime dort politische Oppositionelle. Im Rahmen des Projekts „Colonia Dignidad – Ein chilenisch-deutsches Oral History-Archiv“ werden Video-Interviews mit 50 Zeitzeuginnen und -zeugen der Sektensiedlung geführt: mit Bewohnerinnen und Bewohnern, Angehörigen, politischen Gefangenen, Personen, die an der Aufklärung der Verbrechen beteiligt waren und anderen.
Im Rahmen des über drei Jahre vom Auswärtigen Amt finanzierten Projekts werden die deutsch- oder spanischsprachigen Video-Interviews transkribiert, übersetzt und wissenschaftlich aufbereitet. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Dr. Stefan Rinke vom Lateinamerika-Institut inne, der promovierte Historiker Cord Pagenstecher vom Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität Berlin ist für die technische Entwicklung und Umsetzung des Projekts verantwortlich. Am CeDiS sind bereits zwei Interview-Archive aufgebaut worden, ein Archiv über Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg und eine Interview-Sammlung über die deutsche Besatzung in Griechenland.