Archäologische Forschungen in Katar

Im Rahmen der geplanten Großereignisse wie der Fußballweltmeisterschaft 2022 sind umfangreiche Großprojekte vorgesehen, die gravierende Eingriffe in den Naturraum von Katar zur Folge haben werden. Aus diesem Grunde hat die katarische Antikenbehörde (Qatar Museums Authority) damit begonnen, großflächig archäologische Prospektionen durchzuführen, um das kulturelle Erbe des Landes zu dokumentieren. Vor diesem Hintergrund ist eine katarisch-deutsche Kooperation entstanden, die der Erschließung und der Rettung des kulturellen Erbes im südlichen Landesteil gewidmet ist.

Die archäologische Kooperation zwischen der Qatar Museums Authority (QMA) in Doha und dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Berlin wurde am 18. April 2012 in Doha unterzeichnet. Ziel dieses Projektes ist, das archäologische Potential einer ariden Region auf der arabischen Halbinsel zu erkunden und die QMA bei der systematischen Erfassung archäologischer Fundplätze zu unterstützen. Die erste Kampagne mit Feldforschungen fand vom 4. November bis zum 13. Dezember statt. Am interdisziplinär ausgerichteten Projekt waren seitens des DAI neun Archäologen und Geomorphologen tätig.

Das Forschungsgebiet umfasste die südliche Hälfte der Halbinsel von Katar, die bisher noch nicht systematisch erforscht wurde. Das interdisziplinäre Projekt konnte auf Forschungsergebnisse dänischer, britischer und französischer Unternehmungen aufbauen, die seit den 50er Jahren durchgeführt wurden und erbrachte wertvolle Erkenntnisse zur Siedlungs- und Landschaftsarchäologie.

Neben den Bedrohungen der Erddenkmäler durch Strassen und Industrieanlagen gefährdet auch die geplante Eisenbahntrasse das kulturelle Erbe. In einer ersten Surveykampagne wurde in verschiedenen Regionen Mittel- und Südkatars das archäologische Potential erkundet. Insgesamt konnten über 60 Fundstellen aufgesucht und dokumentiert werden. Die archäologisch fassbaren Überreste menschlicher Besiedlung und Landesnutzung reichen von der Jungsteinzeit bis in die allerjüngste Vergangenheit des Staates. Sie sind deutlich auf unterschiedliche Landschaften verteilt. Alte Strandwälle und Küstenlinien werden durch Geomorphologen untersucht und rekonstruiert. Weitere geomorphologische Studien geben Hinweise auf die Veränderungen der Umwelt im Holozän.

Zu den herausragendsten Fundstätten zählen Ortslagen, die in den überregionalen Güter- und Technologietransfer eingebunden waren, sei es in der Jungsteizeit (7.-5. Jahrtausends v. Chr.) oder während der Kolonialzeit im 19. Jh. Zu den bisher geborgenen Funden zählen hauptsächlich Steingeräte aus Feuerstein und Fragmente von Keramikgefäßen. Beide Gruppen umfassen die bisher aus Qatar bekannten Varianten und liefern damit eine ideale Arbeitsgrundlage für die in den kommenden Jahren anstehende intensive Erforschung von Süd-Katar. Kleine Steinbeile und Pfeilspitzen aus den frühgeschichtlichen Fundperioden sowie Armringe aus Glas und Münzen aus mittelalterlicher Zeit vervollständigen das bisherige Fundmaterial.

Kontakt:

Prof. Dr. Ricardo Eichmann (orient(at)dainst.de)
Dr. Iris Gerlach (orient(at)dainst.de)
Dr. Christoph Gerber (christoph.gerber(at)zaw.uni-heidelberg.de)

Quelle: IDW / Deutsches Archäologisches Institut (DAI) Redaktion: Länder / Organisationen: Katar Themen: Geistes- und Sozialwiss. Geowissenschaften

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