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Podiumsdiskussion: "Englisch in der Wissenschaft. Bedroht die Einsprachigkeit die Vielfalt und Qualität von Wissenschaft und Forschung?"

Zeitraum: 06.02.2015 Ort: Leipzig Land: Deutschland

Die Podiumsdiskussion "Englisch in der Wissenschaft. Bedroht die Einsprachigkeit die Vielfalt und Qualität von Wissenschaft und Forschung?" der Veranstaltungsreihe „Geisteswissenschaft im Dialog“ findet am 6. Februar 2015 ab 18:30 Uhr in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig statt und widmet sich der Frage nach der Rolle der englischen Sprache in der Wissenschaft

Die viel beschworene und von der Politik mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit Deutschlands geforderte „Internationalisierung“ der deutschen Universitäten ist in den letzten Jahren mit einer zunehmenden Reduzierung der existierenden Sprachenvielfalt einhergegangen. Die englische Sprache dominiert in Vorträgen und Veröffentlichungen. Nur noch 1 % der naturwissenschaftlichen Publikationen erscheinen auf Deutsch (Quelle: Ulrich Ammon, 2010 F&L). Zahlreiche Studiengänge werden bereits ausschließlich auf Englisch durchgeführt. Als eine Folge sind immer weniger Schüler bereit, mehr als eine Fremdsprache zu lernen.

Angesichts dieser Entwicklung verfassten die deutschen Wissenschaftsorganisationen einerseits und der Europäische Rat andererseits in der jüngsten Vergangenheit Appelle, die Mehrsprachigkeit in der Wissenschaft zu bewahren und zu befördern. Eine einzige „Lingua franca“ bietet zwar viele Vorteile: Sie gewährleistet die Verständigung zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Nationen und zwingt sie dazu, komplexe Sachverhalte auf ein allgemeinverständliches Maß zu komprimieren. Sprachliche Barrieren werden abgebaut. Und schließlich gab es in der Geschichte immer eine wissenschaftliche Verständigungssprache: Zuerst Griechisch, dann Latein, in der Neuzeit Französisch und heute Englisch.

Die Befürworter der Mehrsprachigkeit verweisen umgekehrt aber auf ähnlich überzeugende Argumente: Die Einfachheit des in der Realität verwendeten „Pidgin-Englisch“ erlaube gar keine angemessene Kommunikation komplexer wissenschaftlicher Sachverhalte. Die länderspezifischen Traditionen gingen außerdem zwangsläufig verloren, wenn ihre Sekundärliteratur nicht mehr gelesen werde. Mehrsprachigkeit könne hingegen für Interkulturalität sensibilisieren.

Wohin wird sich die wissenschaftliche „Community“ bewegen? Kehren wir ins Mittelalter zurück, indem nun zwar nicht mehr Latein, dafür aber Englisch gesprochen wird? Können wir aus historischen Entwicklungen Lehren für heute ziehen? Welche Vor- und Nachteile hat eine Einheitssprache in einer multipolaren Welt? Kommt eine kritische Begriffsbildung nicht erst durch den schwierigen Übersetzungsprozess zustande? Was sollte zukünftigen Wissenschaftlergenerationen geraten werden?

Über diese Fragen diskutieren:

  • Dr. Jens Boysen
    Deutsches Historisches Institut Warschau,
    Max Weber Stiftung
  • Prof. Dr. Dr. h. c. Evamarie Hey-Hawkins
    Universität Leipzig
  • Prof. Dr. Jürgen Jost
    Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften,
    Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
  • Prof. Dr. Jürgen Trabant
    Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
    Prof. Dr. Gisela Trommsdorff
    Universität Konstanz
  • Moderation: Dr. Ulrike Burgwinkel

Veranstaltungsort

Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Karl-Tauchnitz-Str. 1
04107 Leipzig

Quelle: Max Weber Stiftung Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Global Deutschland Themen: Bildung und Hochschulen sonstiges / Querschnittsaktivitäten

Projektträger