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Fraunhofer eröffnet Repräsentanz in Indien

Als Partner der deutschen Industrie braucht die Fraunhofer-Gesellschaft Erfahrung in den wichtigsten Produktionsländern – so auch in Indien. Am 30. Oktober eröffnete Fraunhofer daher eine Repräsentanz in Bangalore.

Der indische Markt boomt und entwickelt sich rasant weiter – und zieht damit auch die deutsche und europäische Industrie an. Siemens, Bosch und Hella beispielsweise haben bereits seit Jahrzehnten erfolgreich auf dem indischen Markt Fuß gefasst. Auch für die Fraunhofer-Gesellschaft gewinnt der indische Markt zunehmend an Bedeutung: Bereits elf Fraunhofer-Institute waren im Jahr 2011 in Indien tätig, die Erträge haben mit 1,3 Millionen Euro im vergangenen Jahr einen Höchststand erreicht.

Doch aus welchem Grund engagiert sich die Fraunhofer-Gesellschaft in Indien? "Neben der Kooperation mit wissenschaftlich exzellenten Partnern liegt unser Fokus darauf, unseren deutschen und europäischen Kunden nach Indien zu folgen. So können wir unseren hiesigen Industriekunden als kompetenter Partner zur Verfügung stehen, ihren indischen Zulieferern zum erforderlichen Qualitätsniveau verhelfen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit im indischen Markt stärken", sagt Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Kurzum: Fraunhofer sucht verstärkt Auslandserfahrung, um die ebenfalls im Ausland tätigen deutschen Kunden besser beraten und unterstützen zu können. Am 30. Oktober eröffnete die Fraunhofer-Gesellschaft daher eine Repräsentanz in Bangalore, Indiens »Hauptstadt« der Wissenschaft und Forschung, die auch als Silicon Valley Indiens bezeichnet wird. Das Büro wird seine Tätigkeiten am 1. Januar 2013 aufnehmen, wenn bis dahin die Genehmigung durch die indischen Behörden erteilt wurde. Ziel der Repräsentanz ist unter anderem, den Kontakt zu führenden Partnern aus Industrie und Wissenschaft herzustellen und die Aktivitäten der Fraunhofer-Institute zu bündeln, also Transparenz und damit Synergien zwischen den Instituten zu schaffen.

Einer der wichtigsten Industriezweige Indiens ist der Fahrzeugbau. Mehr als eine Milliarde Inder müssen mit Waren versorgt werden und von A nach B kommen – dazu sind riesige Fahrzeugflotten nötig. Gemeinsam mit indischen Kollegen wollen Fraunhofer-Forscher den Fahrzeugbau ökologisch und ökonomisch vorantreiben: In den nächsten Jahren entwickeln sie einen Simulator für Elektrofahrzeuge, einen Software-Standard für Kleinwagen, ein automatisiertes 3D-Inspektionssystem sowie neue Fügetechniken, mit denen sich Aluminium und Kunststoff für Karosserien und Motoren besser verbinden lassen. Diese Themen gehören nur zu einem von vier geplanten Projekten, die ein Kooperationsvertrag zwischen Fraunhofer und der Coregroup of Automotive Research CAR, einer an den indischen Premierminister angegliederten Initiative, umfasst. Der Kooperationsvertrag beinhaltet ein Volumen von 675 000 Euro, beteiligt sind die Fraunhofer-Institute für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, für Werkstoff- und Strahltechnik IWS, für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM und für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP.

In weiteren Projekten aus der Fahrzeugindustrie arbeiten Wissenschaftler an der ressourceneffizienten Fertigung. Im Vordergrund stehen dabei der Leichtbau durch Einsatz neuer Werkstoffe sowie innovative, materialeffiziente Produktionstechnologien. Gefragt sind hier zunehmend Verfahren wie das Metallschäumen oder verschiedene Technologien der Kaltumformung, die vor allem bei der Herstellung von Komponenten des Antriebsstrangs von Fahrzeugen deutliche wirtschaftliche und technische Vorteile bieten können. Fraunhofer bewertet und optimiert dabei nicht nur Einzelprozesse. Vielmehr betrachten die Forscher in verschiedenen Projekten mit indischen Partnern ganze Prozessketten zur Herstellung eines Bauteils.

In einem anderen Projekt unterstützten Forscher vom Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST die Firma Asahi Glass India dabei, eine neue Glasbeschichtungsanlage in Betrieb zu nehmen. Sie gaben vor Ort Mitarbeiterschulungen, schlugen Schichtsysteme vor, fertigten Prototypen, charakterisierten die hergestellten Proben und leisteten begleitende Hilfestellung.

Die Leitung des Fraunhofer Büros in Bangalore übernimmt Anandi Iyer. Aufgrund ihrer Beraterfunktion für Fraunhofer sowie langjähriger Tätigkeit für das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF, für die Gesellschaft für technische Zusammenabeit (GTZ), die Confederation of Indian Industry (CII) sowie das International Technology Cooperation Network (INTEC) verfügt sie über ein sehr gutes Netzwerk in Wirtschaft und Wissenschaft in beiden Ländern. In den letzten drei Jahren hat Fraunhofer sein Vertragsvolumen in Indien verdreifacht und wichtige Partnerschaften angebahnt. Anandi Iyer ist auch ehrenamtlicher Vorstand der European Business Group in Bangalore.

Quelle: IDW Nachrichten / Fraunhofer-Gesellschaft Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Indien Themen: Infrastruktur Wirtschaft, Märkte Mobilität

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