Indien ist mit 17 Prozent der Weltbevölkerung und nur 3 Prozent der weltweiten Landfläche auf eine effektive Landwirtschaft angewiesen, um für die Ernährung seiner Bevölkerung sorgen zu können. Saatgut spielt dabei eine zentrale Rolle. Als fünft-größter Saatgutmarkt ist die indische Regierung bemüht, die Saatgutqualität zu verbessern und den Einsatz von Chemikalien zu reduzieren.
Das Fraunhofer FEP in Dresden hat seit einigen Jahren eine umweltfreundliche Methode entwickelt, um Saatgut von Krankheitserregern wie Pilzen, Bakterien oder Viren zu befreien. Mit dem Verfahren wird ohne den sonst üblichen Einsatz von Chemikalien verhindert, dass sich Pflanzenkrankheiten ausbreiten können. Die Dresdener Forscher behandeln das Saatgut in der Samenschale mit Elektronen und können durch Energieeintrag die Pathogene auf den Körnern unschädlich machen. Der Keimling im Inneren wird dabei nicht getroffen und die Keimfähigkeit somit nicht beeinträchtigt.
Nach dem Besuch einer Delegation von Forschern aus indischen Universitäten und Industrieunternehmen am Dresdener Fraunhofer FEP im Januar dieses Jahres, möchte die University of Agricultural Sciences Bangalore nun als erstes die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer FEP zu diesem Thema weiter ausbauen. Um die Saatgutbehandlung einem breiten Teil der Saatgutbranche in Indien bekannt zu machen, luden sie Frank-Holm Rögner, Leiter der Abteilung Elektronenstrahl-Prozesse am Fraunhofer FEP, vom 8. – 11. Juni nach Bangalore ein. Bei rund 500 Zuhörern stieß sein Vortrag »Electron treatment – enhancing safety in food production« auf dem 8. Nationalen Saatgutseminar der indischen Gesellschaft für Saatgut-Technologie auf großes Interesse.
Derzeit erarbeiten die Partner eine Absichtserklärung und Pläne für gemeinsame Forschungsarbeiten, um die Wirksamkeit der Elektronenbehandlung für verschiedene indische Saatgutarten und Bodenverhältnisse zu überprüfen und die Technologie an die klimatischen und wirtschaftlichen Besonderheiten in Indien anzupassen.