„Indien steht vor einer riesigen Aufgabe: Bis zum Jahr 2050 wird sich die Bevölkerung noch einmal verdoppeln und sich in Megastädten mit mehr als 10 Millionen Einwohnern konzentrieren“, erläutert Prof. Rudolph das Problem der Wasserversorgung und seiner Aufbereitung. Die Vereinten Nationen sagen voraus, dass schon 2025 zu den drei bestehenden Megacities Neu Delhi, Kalkutta und Bombay noch Bangalore, Hyderabad und Chennai, ehemals Madras, dazu kommen. „Entsprechend groß ist in Indien der Bedarf an Geld, moderner Technologie und funktionierendem Management. Denn das bestehende System kann nicht genügend gesundes Trinkwasser liefern“, ergänzt Rudolph mit Blick auf die von der indischen Regierung beschlossenen neuen Vorschriften.
Bereits im Oktober 2008 hatte die indische Regierung durch das Ministerium für Stadtentwicklung (Ministry of Urban Development, MoUD) den "Nationalen Plan für Stadthygiene" beschlossen (National Urban Sanitation Policy, NUSP). Inzwischen wurden die indischen Staatsregierungen rechtlich verpflichtet, Strategieplanungen für die Stadthygiene zu formulieren, welche jetzt in Form von städtischen Sanitärplanungen (City Sanitation Plan, CSP) auf der kommunalen Ebene konkretisiert werden müssen.
Demnach müssen die Städte funktionierende Abwassersysteme aufbauen und hierfür nachhaltige Finanzierungsstrukturen mit adäquaten Tarifsystemen schaffen. Öffentlich-Private Partnerschaften (PPP, Public Private Partnerships) sind vorgesehen, um Zugang zu moderner Umwelttechnik, nachhaltigem Betriebsmanagement und den notwendigen Finanzierungsmitteln zu bekommen. Das Ministerium schätzt, dass in den kommenden 10 Jahren 250 Milliarden EURO in neue Abwasseranlagen investiert werden müssen.
Zur fachlichen Unterstützung des Ministeriums ist am 28. Januar 2013 ein international besetzter "Sachverständigenrat Wasser" eingerichtet worden (Technical Advisory Committee, TAC). Er besteht aus drei renommierten indischen Experten (Dr. N. C. Saxena, Prof. Dr. V. Tare und Frau Prof. Dr. M. Mehta) sowie drei internationalen Fachleuten. Die Arbeit des Indischen Sachverständigenrates Wasser wird durch die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) unterstützt.