Fast exakt auf den Tag genau ein Jahr nach dem „Jahrhundert-Tsunami“ und der Katastrophe von Fokushima konkretisiert Japan seine Absicht, eng mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) zusammenarbeiten zu wollen. Mit Rektor Bastian Kaiser und Professor Sebastian Hein befinden sich auf Einladung der japanischen Regierung sowie einiger japanischen Universitäten zurzeit zwei Vertreter der HFR in Japan, um aktuelle Eindrücke der forstlichen Verhältnisse und der forstakademischen Ausbildung zu gewinnen und sich in mehreren Fachsymposien und Kongressen mit rund 500 Forstexperten Japans auszutauschen. Die Reise führt sie vom subtropischen Kagoshima über Tokyo bis in den kühlen Norden, in die Region Sapporos.
Das Zusammentreffen mit dem ehemaligen Ministerpräsident Naoto Kan am 06.03.12 war ein Höhepunkt des Besuchsprogramms. Vor seiner Zeit als Regierungschef war Kan anlässlich seines Besuches an der HFR 2007, damals noch als Oppositionsführer, von der Arbeit der HFR so überzeugt, dass er die kleine „Exzellenzhochschule“ als geeignetes Modell für eine moderne und den Prinzipien einer nachhaltigen Forstwirtschaft verpflichtete Ausbildung ausgewählt hat. Dieses Vorhaben ist inzwischen gereift und wurde auch durch die Regierungswechsel in Japan nicht in Frage gestellt. Seitdem steht die HFR in stetigen Kontakt mit Japan und hat einige Besuche japansicher Experten erhalten, die wichtig waren, um diejenigen für das Vorhaben zu gewinnen, die es am meisten angehen wird: Die Forstprofessoren und die Forstingenieure in der staatlichen Forstagentur. Gleichzeitig wurden mit Unterstützung der HFR, einer deutsch-japanischen Unternehmensberatung und zweier Forstkollegen aus Baden-Württemberg fünf „Modellwälder“ in den verschiedenen Klimazonen Japans angelegt.
Ursprünglich ging es in diesen Kontakten um eine Unterstützung der japanischen Forstwirtschaft in der Entwicklung einer verantwortlichen Nutzung der Bergwälder Japans, die fast 70% der Landesfläche einnehmen sowie um die Etablierung einer Forstausbildung nach Rottenburger Vorbild. Vor dem Hintergrund der Katastrophe von Fokushima, der Energiewende in Deutschland und der Tatsache, dass derzeit von den 54 Kernkraftwerken Japans nur noch vier in Betrieb sind – und alle anderen wohl nicht mehr ans Netzt gehen werden - wird auch die notwendige Entwicklung des forstbasierten Bioenergiesektors Gegenstand der Zusammenarbeit und des Austausches werden.
„Japan hat sich viel vorgenommen. Wir sind von der Offenheit und Gewissenhaftigkeit, mit der die japanischen Forstkollegen diese Herausforderung annehmen, sehr beeindruckt“, betont Prof. Sebastian Hein, „angesichts der Vergleichbarkeit und der globalen Dimension der Aufgaben versprechen wir uns von unserer Zusammenarbeit mit Japan wichtige Impulse für unsere eigene Arbeit zuhause.“
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