Nachdem Taiwans Maschinenbau das Jahr 2008 noch mit einem positiven Ergebnis abschließen konnte, musste die Branche 2009 der weltweiten Finanzkrise kräftig Tribut zollen. Die Taiwan Association of Machinery Industry (TAMI) geht davon aus, dass der Produktionswert um ein Viertel auf 680 Mrd. Neue Taiwan-Dollar (rund 15 Mrd. Euro) eingebrochen ist. Etwas mehr als die Hälfte der Produktion ging in den Export. Die inländische Maschinennachfrage in Höhe von 807 Mrd. NT$ wurde 2009 zu rund 60% durch ausländische Lieferungen gedeckt.
Angesichts des massiven Rückgangs der weltweiten Nachfrage hatten die stark exportorientierten taiwanischen Unternehmen bereits 2008 damit begonnen, ihre Investitionen zurückzufahren. Da mittlerweile die Nachfrage wieder angezogen hat, werden nun aufgeschobene Projekte in Angriff genommen. Vor diesem Hintergrund rechnet die Regierung für 2010 mit einem realen Anstieg der privaten Bruttoanlageinvestitionen um 14,8%. Profitieren wird der Maschinen- und Anlagenbau außerdem von den kräftig erhöhten Bruttoanlageinvestitionen der Zentralregierung. Im Fokus stehen hier das aktuelle Investitionsprogramm (Umfang: 500 Mrd. NT$) mit Schwerpunkt im Infrastrukturbereich, das 2009 und 2010 umgesetzt wird, sowie das schon Mitte 2008 ins Leben gerufene Programm i-Taiwan 12 Projects.
Angesichts dieser Entwicklungen ist die Taiwan Association of Machinery Industry wieder optimistisch gestimmt und schätzt, dass Produktionswert und Export 2010 um 35% bis 40% zulegen werden und somit etwa auf dem Niveau von 2008 liegen dürften. Die Firmen profitieren dabei laut TAMI vor allem vom guten Geschäft in der VR China und weiteren Ländern der Region. Einem Abschluss des von der taiwanischen Regierung angestrebten Wirtschaftsabkommens Economic Cooperation Framework Agreement (ECFA) mit der VR China steht der Branchenverband positiv gegenüber, da durch erleichterte Exporte der Druck reduziert werden würde, Produktion auf das Festland zu verlagern.
Taiwan zählt zu den weltweit größten Produzenten und Exporteuren von Werkzeugmaschinen. Bearbeitungszentren vor allem in Vertikalausführung bilden die derzeit erfolgreichste Produktgruppe. Weitere Haupterzeugnisse bilden CNC-Drehbänke, Pressen und Schermaschinen. Künftig soll die Fertigung von hochwertigeren horizontalen Bearbeitungszentren, Portalwerkzeugmaschinen, Mehrzweckwerkzeugmaschinen sowie von Fünf-Achsen-Versionen forciert werden. Hauptabnehmer für Werkzeugmaschinen sind die Halbleiter-, Flachbildschirm- und Elektronikhersteller, aber auch Betriebe aus den eher traditionellen Industriebranchen haben weiterhin größeren Bedarf. Nachgefragt werden insbesondere Laserwerkzeugmaschinen, Schleifmaschinen, NC-Drehbänke, Pressen sowie Bearbeitungszentren.
Bei Kunststoffmaschinen hat sich der Markt in Richtung Hochtechnologie entwickelt. Die traditionelle Kunststoffindustrie ist in die Reifephase eingetreten und die arbeitsintensiven Bereiche der Kunststoffverarbeitung haben Taiwan vor allem in Richtung chinesisches Festland verlassen.
In der Nahrungsmittelindustrie gehen Impulse für den Maschinenbau von dem derzeitigen Trend hin zu Reformkost, Diätprodukten und Nahrungsmitteln für Senioren aus. Bei den Verpackungen lauten die Themen Umweltverträglichkeit und Sicherheit. Bei Holzbearbeitungsmaschinen hat die Bauwirtschaft die Möbelindustrie mittlerweile als größten Abnehmer abgelöst. Die Herstellung von Möbeln wurde zwar zumeist ins Ausland verlagert, die Betriebe beschaffen die benötigten Ausrüstungen allerdings zu großen Teilen weiterhin in Taiwan.
Im Textilbereich werden aufgrund der Neuausrichtung der Branche weg von der reinen Massenproduktion hin zu Erzeugnissen mit hoher Wertschöpfung oder mit einem hohen F&E-Anteil zunehmend Maschinen für sehr spezialisierte Produktionen mit kleinen Mengen gekauft. Bei Kompressoren und Vakuumpumpen geht speziell bei den Abnehmern aus den Hochtechnologiebranchen der Trend hin zu ölfreien Versionen. Ferner gewinnen die Lebenszykluskosten zunehmend an Bedeutung.
Die größte Nachfrage nach Industrierobotern kam in den letzten Jahren aus den Branchen Elektronik, IT und Optoelektronik, Kfz(-Teile) sowie Maschinenbau und Metall. Bei Dienstleistungen bescheinigen Branchenkenner Robotern für Anwendungen im Gesundheitswesen sowie in der Altenbetreuung und -pflege ein gutes Potenzial.
Plänen der Regierung zufolge soll der Maschinenbau zu einer der führenden Industrien des Landes aufgerüstet werden. Dazu gehört unter anderem das Vorhaben, die Region Mitteltaiwan langfristig zu einem F&E-Zentrum für Präzisionsmaschinenbau und Nanomechanik auszubauen. Mit der Erweiterung des Taichung Precision Machinery Technology and Innovation Park in dieser Region wird die Clusterstrategie weiter fokussiert. Auch die Mechanical and Systems Research Laboratories des ITRI sind in Taichung angesiedelt. Darüber hinaus will sich Taiwan bis 2020 als ein maßgeblicher Hersteller von intelligenten Robotern etabliert haben. Ein eigenständiger Branchenverband, die Taiwan Robot Industry Development Association, wurde 2007 ins Leben gerufen.
Der taiwanische Maschinenbau wird von kleinen und mittelständischen Unternehmen dominiert, die im Rahmen von Produktionsnetzwerken häufig einfachere Arbeitsschritte an Zulieferer auslagern. Dabei können Maschinen aus Taiwan bislang gute Qualität zu einem ansprechenden Preis bieten. Da jedoch die Margen teilweise unter Druck geraten sind, versuchen die Hersteller darüber hinaus, die F&E-Intensität von Teilen ihrer Produktpalette zu steigern und ihre Distribution zu optimieren. Ersterem dienen Kooperationen führender Hersteller untereinander, die häufig vom Wirtschaftsministerium unterstützt werden, sowie die Zusammenarbeit mit Akteuren wie beispielsweise dem Industrial Technology Research Institute, dem führenden F&E-Institut Taiwans.