StartseiteLänderAsienTürkeiBergbau international: Türkisch-deutscher Dialog an der TFH Georg Agricola

Bergbau international: Türkisch-deutscher Dialog an der TFH Georg Agricola

Die Technische Fachhochschule (TFH) Georg Agricola freute sich in dieser Woche über akademische Gäste aus dem türkischen „Kohlenpott“: Drei Wissenschaftler der Bülent Ecevit Universität Zonguldak besuchten die TFH, um sich über Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen den beiden bergbaulich geprägten Hochschulen auszutauschen. In der Provinz Zonguldak liegen sämtliche Steinkohlenbergwerke der Türkei.

Welche wirtschaftlichen und technologischen Potenziale das Rohstoffland Türkei hat, zeigten die türkischen Experten gestern in Vorträgen vor Wissenschaftlern und Studierenden der TFH: Ass. Prof. Dr. Hamit Aydin vom Institut für Bergbauingenieurwesen der Uni Zonguldak gab einen Überblick über die vielfältige Bergbauindustrie der Türkei. Diese trägt mit dazu bei, dass sich das Land zu einer der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in der OECD entwickelt hat. So verfügt die Türkei beispielsweise über rund 67 % der weltweiten Bor-Reserven, rund 40 % der Marmor-Reserven und ist der viertgrößte Produzent von Chrom. Ihren stark wachsenden Energiebedarf mit einer jährlichen Steigerung von ca. 7% deckt die Türkei zu einem Großteil aus heimischen Quellen. Der Energieträger Steinkohle wird ausschließlich in der Region Zonguldak gefördert. Dort werden zurzeit zwei neue Steinkohlenbergwerke projektiert, wie Aydins Institutskollege Ass. Prof. Dr. Ahmet Özarslan berichtete. Ähnlich wie Deutschland stehe die Türkei vor der Herausforderung, Klimaschutz und sichere Energieversorgung in Einklang zu bringen. Özarslan stellte technologische Konzepte zur Reduktion der CO2-Emissionen von Kohlekraftwerken in der Türkei vor und ging dabei vor allem auf verschiedene Methoden der Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO2 (CCS-Technologien) ein. Dass die Bülent Ecevit Universität über den Bergbau hinaus an weiteren spannenden Forschungsthemen arbeitet, bewies Ass. Prof. Dr. Rifat Hacioglu. Der Elektrotechniker stellte in seinem Vortrag das mathematisch-ingenieurwissenschaftliche Verfahren der Systemidentifikation vor: Sie erlaubt die Ermittlung des Zusammenhangs von Augangs- und Eingangsgrößen in einem System, auch wenn dessen Aufbau ganz oder teilweise unbekannt ist. Mit Hilfe der Systemidentifikation lässt sich zum Beispiel von der Windstärke an einem gegebenen Ort (Eingangsgröße) exakt auf die elektrische Energie (Ausgangsgröße) schließen, die ein Windkraftwerk an dieser Stelle erzeugen würde.

Mit Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Dauber sowie Prof. Dr. Heike Kehlbeck und Prof. Dr. Klaus Vogt von der TFH sprachen die Vertreter der Bülent Ecevit Universität über eine mögliche Partnerschaft zwischen beiden Hochschulen. Gemeinsamkeiten sahen beide Seiten nicht nur im fachlichen Bereich. Beispielsweise stünden den vielen türkischstämmigen Studierenden an der TFH viele Wissenschaftler und Studierende in Zonguldak gegenüber, die in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind. Optimale Voraussetzungen also für einen möglichen Austausch von Dozenten oder Studierenden.

Der Besuch der Delegation aus Zonguldak an der TFH wurde vom Erasmus Programm der Europäischen Union gefördert.

Quelle: IDW Nachrichten / Technische Fachhochschule Georg Agricola Redaktion: Länder / Organisationen: Türkei Themen: Bildung und Hochschulen Geowissenschaften

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