Was passiert unter Tage in der Türkei, was im Ruhrgebiet? Welche Sicherheitsstandards gibt es im Bergbau beider Länder? Und wie kann der Kohleabbau nachhaltig gestaltet werden? Um diese und weitere Fragen zu diskutieren, reisten nun 12 Studierende der Technischen Fachhochschule (TFH) Georg Agricola in die Bergbauregion Zonguldak. Gemeinsam mit ihren türkischen Kommilitonen setzten sie sich an der Bülent Ecevit Universität mit bergbaulichen aber auch gesellschaftspolitischen Herausforderungen auseinander. Im Dezember kommt eine Delegation der Partnerhochschule an die TFH.
Insbesondere die Arbeitssicherheit in bergbaulichen Betrieben war ein Schwerpunkt des Treffens – nicht zuletzt unter dem Eindruck des diesjährigen Grubenunglücks in Soma. In deutsch-türkischen Workshops beschäftigten sich die Studierenden mit Maßnahmen, die das Risiko von Arbeitsunfällen verringern sollen. Ihre Ergebnisse präsentierten sie vor einem Plenum: „Die Arbeitssicherheit in türkischen Bergwerken unterscheidet sich noch deutlich von deutschen Maßstäben“, erklärt TFH- Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Dauber, der die Exkursion begleitet hat. „Unsere langjährigen Erfahrungen aus dem Ruhrbergbau können helfen, die Standards in der Türkei zu optimieren.“
Schon seit einigen Jahren beraten sich die Rohstoff-Experten beider Hochschulen. Die Herbstakademie weitete diese Kontakte nun stärker auf die studentische Ebene aus: So informierten sich die Studierenden gegenseitig über ihre Hochschulen, fachspezifische Studiengänge oder gaben einen Überblick über moderne Gewinnungsbetriebe im Steinkohlenbergbau. Zusätzlich gestalten sie momentan einen Internetblog über den deutsch-türkischen Dialog.
Auch unterirdisch wurde die Türkei erkundet: Die TFH-Gruppe besuchte das Bergwerk Kozlu, in dem die Kohle noch händisch und teilweise unter dem Meer abgebaut wird. Mit dem so genannten Greenfield-Projekt wurde ihnen verdeutlich, wie ein modernes Bergwerk eine Steinkohlenlagerstätte erschließt. Zusätzlich informierten sich die Studierenden beim Besuch der staatlichen türkischen Steinkohle-Gesellschaft und der Entwicklungsagentur der Schwarzmeerküste über die nachhaltige Gestaltung der Region.
Doch nicht nur Bergbau stand auf dem Plan, die Herbstakademie hat auch kulturelle Brücken geschlagen und das gegenseitige Verständnis gestärkt: Ob Geschichte, Kunst oder die Landesküche – die türkischen Studierenden präsentierten die Vorzüge und Eigenheiten ihrer Heimat und setzten sich mit der kulturellen Entwicklung in der Türkei auseinander. So wurde die Exkursion auch zu einer Reise durch die verschiedenen Epochen mit Einblicken in die bewegte Historie Istanbuls und vielen beeindruckenden Ausflugszielen wie der Hagia Sophia, dem Topkapi Palast oder einer Fahrt über den Bosporus. Im Dezember werden schließlich türkische Studierende die TFH besuchen, am traditionellen Barbara-Ball teilnehmen und das Ruhrgebiet entdecken.
Redaktion: Carmen Tomlik