„Im Normalfall bleibt ein Evaluationskonzept an der eigenen Universität“, sagt Dr. Michael Craanen, Leiter der Abteilung Qualitätsmanagement am KIT, der das LQI-Konzept entwickelt hat. „Unser Modell ist das erste, das weltweit Anerkennung findet – das ist ein echter Erfolg.“ Mit den enormen Wachstumsraten in Brasilien sei die Bereitschaft, in das Bildungssystem zu investieren, deutlich gestiegen. „Qualitätsmanagement ist dabei ein zentrales Thema, das Interesse am LQI ist deshalb sehr groß“, so Craanen. Die Universität Pernambuco (UPE) wird das Konzept nach und nach in allen Fakultäten zur Evaluation der Lehre einführen. Das Memorandum of Understanding der beiden Einrichtungen sieht auch einen wissenschaftlichen Austausch vor: Unter anderem wird ein Mitarbeiter aus der UPE in Craanens Team arbeiten, bevor sie das System dann an ihrer Universität installieren.
Von Pernambuco aus soll das LQI-Konzept im ganzen Land bekannt werden. „Brasilien hat traditionell eine hohe Affinität zum deutschen Bildungssystem“, erklärt Michael Craanen. Mit einem neuen Regierungsprogramm sollen bis 2014 10.000 Brasilianer mit einem Stipendium nach Deutschland kommen. Nach einem Jahr ist vor Ort ein weiterer Besuch geplant, bei dem Craanen den Stand der Einführung des LQI an der UPE begutachten soll. Dann soll auch in Zusammenarbeit mit zwei brasilianischen Ministerien die Frage diskutiert werden, ob ein angepasstes System sich in das Qualitätsmanagement in der Verwaltung integrieren lässt. Zum Messen der Zufriedenheit ihrer Studierenden will auch die Staatliche Universität Paraíba künftig auf das LQI-Konzept setzen.
Einen weiteren internationalen Erfolg landete Craanen in diesem Jahr in Vietnam: Mit dem LQI-Konzept gewann er eine Ausschreibung der Weltbank für ein Evaluationskonzept für Studium und Lehre an der Vietnamesisch-Deutschen Universität in Ho-Chi-Minh Stadt. Bewährt es sich hier, soll das Konzept auch in Vietnam landesweit an allen Universitäten umgesetzt werden. Der entsprechende Vertrag ist derzeit in Verhandlung.
Über den Lehrqualitätsindex (LQI)
Seit dem Sommersemester 2008 bewerten die KIT-Studierenden mit dem Verfahren ihre Zufriedenheit mit den Lehrveranstaltungen. Pro Semester evaluieren Dr. Michael Craanen und seine Mitarbeiter 1500 Vorlesungen, Seminare, Tutorien, Praktika und Exkursionen. Dafür werten sie 50.000 Fragebögen aus und ermitteln für jede Veranstaltung einen Lehrqualitätsindex (LQI), der die Veranstaltungen über ein Ampelsystem in unkritische, leicht kritische und kritische einteilt. Die Bewertung – und bei Bedarf die Verbesserungsmaßnahmen – werden dann mit den Fakultäts-leitungen diskutiert. Seit Einführung des LQI-Konzepts haben sich die Ergebnisse kontinuierlich verbessert. So liegt der Anteil kritischer Veranstaltungen aktuell bei nur einem Prozent.
Als zentrales Qualitätsmanagementsystem für Studium und Lehre bildet das LQI-Konzept auch eine zentrale Grundlage für die Systemakkreditierung am KIT: Demnach werden Studiengänge künftig nicht mehr einzeln von einer Akkreditierungsagentur begutachtet, sondern die Qualitätssicherung des KIT als Gesamtsystem. Das verringert insbesondere für die Fakultäten des KIT den Verwaltungsaufwand.
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.
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