StartseiteLänderEuropaEuropa: Weitere LänderDeutsche Forschungsgemeinschaft richtet acht neue Forschergruppen ein

Deutsche Forschungsgemeinschaft richtet acht neue Forschergruppen ein

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet acht neue Forschergruppen - teilweise unter Einbeziehung internationaler Partner - ein. Dies beschloss der Senat der DFG in seiner März-Sitzung 2013 in Bonn. Die Verbünde ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren.

Wie alle DFG-Forschergruppen werden die neuen Einrichtungen orts- und fächerübergreifend arbeiten. Die acht nun eingerichteten Forschergruppen werden in einer ersten Förderperiode in den kommenden drei Jahren insgesamt circa 15,8 Millionen Euro erhalten. Die DFG fördert damit nun 218 Forschergruppen.

Die neuen Forschergruppen im Einzelnen (alphabetisch nach Sprecherhochschule):

Die Forschergruppe „Struktur und Funktion des peroxisomalen Translokons (PerTrans)“ befasst sich mit zellulären Organellen und speziell mit dem intrazellulären Proteintransport, der hohe Bedeutung für die menschliche Gesundheit hat. Bei ihm unterscheidet sich der Proteinimport in Peroxisomen dabei wesentlich von dem in andere Organellen. Diese Zellorganellen nehmen auch gefaltete Proteine auf, und die Import-Rezeptoren wechseln zwischen einer gelösten Form in der Organelle und einer an die Membran gekoppelten Transport-Form. Die Forschergruppe will nun die Struktur- und Funktionsanalyse der Proteinimport-Maschinerie in Peroxisomen, des sogenannten Translokons, um einen neuen Mechanismus des Proteintransports aufklären. Davon versprechen sich die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem ein verbessertes molekulares Verständnis beispielsweise von Defekten, die durch fehlerhafte Reifung entstehen. In der Forschergruppe wird auch ein Team aus Oxford, Großbritannien, mitarbeiten.
(Sprecher: Prof. Dr. Ralf Erdmann, Ruhr-Universität Bochum)

Wer die Erdgeschichte erforschen will, betrachtet oft Karbonate. Denn diese Gesteinsarten eignen sich besonders gut, um die physikalische und chemische Entwicklung von Ozeanen, Atmosphäre und Klima nachzuvollziehen. Doch Karbonate verändern sich auch nach ihrer Ablagerung noch. Um die Messungen genauer zu machen und mithin die Erdgeschichte besser rekonstruieren zu können, ist es das Ziel der Forschergruppe „CHARON: Marine Carbonate Archives: Controls on Carbonate Precipitation and Pathways of Diagenetic Alteration“, die Veränderungsprozesse der Karbonate zu verstehen und zu quantifizieren. Damit wollen die Forscherinnen und Forscher aus verschiedensten Fachrichtungen der Naturwissenschaften und auf einer breiten Basis analytischer Methoden die bislang oft empirischen und qualitativen Ansätze durch grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse ersetzen. Als internationaler Partner arbeitet ein Team aus Graz, Österreich, in der Forschergruppe mit.
(Sprecher: Prof. Dr. Adrian Immenhauser, Ruhr-Universität Bochum )

Den Kohlenstoffzyklus im Unterboden untersucht die Forschergruppe „The Forgotten Part of Carbon Cycling: Organic Matter Storage and Turnover in Subsoils (SUBSOM)“. Denn ab einer Tiefe von 30 Zentimetern liegt mehr Kohlenstoff im Boden als bislang angenommen. Viele Prozesse, die in den oberen Bodenschichten gut bekannt sind, erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun im Unterboden: Die Menge und Zusammensetzung der Kohlenstofflager, Belüftungs-, Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnisse, Schwefelkonzentrationen oder physiko-chemische und biologische Parameter. Die geringen und räumlich und zeitlich stark variierenden Kohlenstoff-Konzentrationen im Unterboden stellen dabei besondere Herausforderungen an Methoden, Messinstrumente und Analytik. Die Untersuchungen sollen nicht nur zu einem besseren Verständnis der Prozesse des Kohlenstoffflusses im Unterboden führen, sondern bilden auch die Basis für entsprechende Computermodelle.
(Sprecher: Prof. Dr. Bernd Marschner, Ruhr-Universität Bochum)

Krebserkrankungen des lymphatischen Systems verlaufen sehr unterschiedlich, sind schwer zu diagnostizieren und haben oft schlechte Heilungsaussichten. Die Forschergruppe „Mature T-cell Lymphomas – Mechanisms of Perturbed Clonal T-cell Homeostasis“ versucht, die Entstehung sogenannter „Reifer T-Zell-Lymphome“ besser zu verstehen und führt dabei Immunologie und Tumorbiologie zusammen. Das Kooperationsprojekt betrachtet dazu genetische Veränderungen, biologische Signalwege und die Immunologie dieser Erkrankung. Hierbei kommen sowohl modernste Labormethoden als auch mathematische Modelle zum Einsatz. Die Erkenntnisse versprechen nicht nur ein besseres Verständnis „Reifer T-Zell-Lymphome“, sondern auch generell der Entstehung von Lymphomen und der Immunologie von T-Zellen.
(Sprecher: Prof. Dr. Martin-Leo Hansmann, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

„A New Approach toward Improved Estimates of Atlantic Ocean Freshwater Budgets and Transports as Part of the Global Hydrological Cycle” heißt eine neu eingerichtete Forschergruppe aus dem Bereich der Geowissenschaften. In dem Projekt arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Ozeanografie, der Atmosphärenphysik und -chemie sowie der Luft-Wasser-Interaktion gemeinsam an der Analyse und dem Verständnis der Frischwasserflüsse im Atlantik als einem der Schlüsselgebiete für das Weltklima. Zentrale Fragen werden sein, wie und wie stark der obere Atlantik und das Meereis den weltweiten Wasserzyklus beeinflussen. Dazu betrachtet die Gruppe Prozesse wie Verdunstung, Niederschlag oder Eisschmelze mit modernen Beobachtungs- und Satellitentechniken, aber auch numerische Modelle werden eingesetzt. kommen zum Einsatz.
(Sprecher: Prof. Dr. Detlef Stammer, Universität Hamburg)

Die Forschergruppe „Symmetrie, Geometrie und Arithmetik“ behandelt aktuelle Fragestellungen aus dem Gebiet der modernen Arithmetik. Ein wichtiges und zentrales Thema ist hier die Untersuchung absoluter Galoisgruppen und ihrer Verallgemeinerungen. Diese kodieren in feiner Weise arithmetische Information, die durch das Studium dieser Gruppen und ihrer Darstellungen extrahiert werden kann. Die Heidelberger und Darmstädter Mathematikerinnen und Mathematiker hoffen, durch die geplante enge Verzahnung von motivischer Homotopietheorie, Deformationstheorie, Iwasawatheorie, Theorie der automorphen Formen und L-Funktionen aus neuen Einsichten in einem dieser Teilgebiete interessante Rückschlüsse auf die jeweils anderen Gebiete zu ziehen, was einer zeitgemäßen Vision und einem modernen Verständnis mathematischer Grundlagenforschung entspricht.
(Sprecher: Prof. Dr. Alexander Schmidt, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)

Die Forschergruppe „Natur in politischen Ordnungsentwürfen: Antike – Mittelalter – Frühe Neuzeit“ untersucht die Darstellung und Funktionalisierung von Naturvorstellungen zur Begründung politischer Ordnungen und ihrer Geltungsansprüche. Das Projekt ist über verschiedene Epochen und Kulturräume angelegt und führt Perspektiven aus Philosophie, Theologie, Latinistik, Kunstgeschichte, Geschichte, Wissenschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte, Politik- und Literaturwissenschaft zusammen. Sein Ziel ist es, Konzeptualisierungen von Natur in ihrer politisch-gesellschaftlichen Dimension als historischen Gegenstand neu zu konturieren.
(Sprecher / Sprecherin: Prof. Dr. Andreas Höfele und Prof. Dr. Beate Kellner, Ludwig-Maximilians-Universität München)

Das zyklische Nukleotid Guanosinmonophosphat (cGMP) spielt als Botenstoff in vielen biologischen Systemen wie den Blutgefäßen, dem Herz, Neuronen oder sensorischen Zellen eine wichtige Rolle. Die Forschergruppe „cGMP Signaling in Cell Growth and Survival“ untersucht mithilfe von Mausmodellen und zell- und molekularbiologischen Methoden, welche konkreten Auswirkungen eine Fehlregulation des Botenstoffes zur Folge hat. Hierzu werden unter anderen fluoreszenz-basierte cGMP-Sensoren entwickelt, mit deren Hilfe kleinste Änderungen des Botenstoffes räumlich und zeitlich dargestellt werden können. Da cGMP wesentliche Prozesse wie den Ionentransport in Niere und Darm, die Funktionsweise der Muskulatur oder der Sehzellen reguliert, haben die Forschungen auch für die Klinik eine hohe Relevanz.
(Sprecher: Prof. Dr. Robert Feil, Eberhard-Karls-Universität Tübingen)

Zusätzlich zu den acht nun eingerichteten Forschergruppen kann eine weitere Forschergruppe die Arbeit aufnehmen, die von der DFG gemeinsam mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und dem Schweizer Nationalfonds (SNF) gefördert wird. Der DFG-Senat hatte die Forschergruppe bereits im Dezember 2012 bewilligt, inzwischen sind auch die Bewilligungen durch die beiden Partnerorganisationen erfolgt. In dem Verbund mit dem Titel „Advanced Computational Methods for Strongly Correlated Quantum Systems“ geht es um die Untersuchung stark korrelierter Mehrteilchen-Quantensysteme anhand von neuen, sehr genauen numerischen Methoden. Diese verspricht nicht nur ein besseres Verständnis der Physik dieser Systeme, sondern auch mögliche Anwendungen in anderen Forschungsfeldern, etwa in der Materialphysik oder in den Nanowissenschaften. Für die Forschergruppe „Advanced Computational Methods for Strongly Correlated Quantum Systems“ steht die Entwicklung eines numerischen Instrumentariums auf Basis moderner Computertechnologien im Mittelpunkt, das neben den speziell betrachteten quantenphysikalischen Zuständen stark korrelierte Quantensysteme generell besser als bislang möglich beschreibt.
(Sprecher: Prof. Dr. Fakher Fakhry Assaad, Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG Redaktion: von Tim Mörsch, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Vereinigtes Königreich (Großbritannien) Schweiz Österreich Themen: Bildung und Hochschulen Förderung

Weitere Informationen

Projektträger