Wie wichtig es ist, Virusinfektionen zu verstehen und behandeln zu können, zeigt sich gerade eindrücklich in der SARS-CoV-2-Pandemie. Seit Monaten hält das neuartige Coronavirus die Welt in Atem, weil es derzeit keine Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten gibt. Wann es einen Impfstoff geben und wie wirksam dieser sein wird, hängt auch davon ab, wie genau bis dahin verstanden ist, wie Viren mit den Zellen des menschlichen Organismus interagieren. Diese allgemeinen Prozesse untersuchen in den kommenden vier Jahren Nachwuchsforscherinnen und -forscher in einem „International Training Network“, das die Friedrich-Schiller-Universität Jena koordiniert. Das Programm „VIROINF“, in dem insgesamt 15 Doktorandinnen und Doktoranden aus acht europäischen Ländern ausgebildet werden, fördert die Europäische Union mit fast vier Millionen Euro.
Prof. Dr. Manja Marz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die das Netzwerk leitet, erläutert:
„VIROINF untersucht die Wechselwirkungen zwischen Viren und ihren Wirtsorganismen.Damit wollen wir die Ökologie und die Evolution der Viren besser verstehen und so Viruserkrankungen besser behandeln und kontrollieren können.“
Untersucht werden nicht nur Viren, die beim Menschen vorkommen, sondern auch Vertreter, die Vögel, Mäuse, Schweine, Insekten oder sogar Mikroorganismen befallen. Das Besondere an „VIROINF“ ist, dass die Forschungsfragen jeweils als Partnerarbeiten untersucht werden, wobei Virologen und Bioinformatiker jeweils gemeinsam an einem Thema arbeiten. In der Gruppe von Prof. Marz sollen im Rahmen des Projekts beispielsweise RNA-Sekundärstrukturen in Influenzaviren untersucht werden, um herauszufinden, welchen Einfluss diese auf die Neukombination der Viren haben.
Am Netzwerk „VIROINF“ sind neben der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Forschungseinrichtungen aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Frankreich, Belgien, Großbritannien, Österreich und Israel beteiligt. Darüber hinaus sind zwölf Partnerorganisationen aus Forschung und Industrie in die wissenschaftliche Betreuung der Nachwuchsforscherinnen und -forscher eingebunden. In Jena laufen alle Fäden zusammen: Hier werden gemeinsame Workshops und Meetings organisiert, die verschiedenen Gremien koordiniert sowie eine Webseite gepflegt, diese wird ab Oktober erreichbar sein.