Die Erwärmung und zunehmende Versauerung der Ozeane zwingt Fischpopulationen in Regionen mit vorteilhafteren Bedingungen abzuwandern. Laut aktueller Prognosen werden in den nächsten Jahrzehnten mindestens 70 Länder neue Fischarten in ihren Gewässern vorfinden, wenn die Treibhausgasemissionen auf ihrem derzeitigen Niveau bleiben.
Ein internationales Team um Dr. Sonia Bejarano, Leiterin der Arbeitsgruppe Riffsysteme am ZMT, will nun wissen, wie sich Rifffische im tropischen Ostpazifik in den kommenden Jahrzehnten neu verbreiten werden. Die Forschenden beschäftigen unter anderem folgende Fragen: Werden sich Rifffische an den Klimawandel anpassen oder durch ihn verdrängt? Siedeln sich Fische aus tieferen Riffen in flacheren Lebensräumen an? Können die Fische noch die gleichen wichtigen Ökosystemfunktionen erfüllen abseits ihrer gewohnten Heimatriffe? Wie werden die Menschen reagieren, wenn wichtige Speisefische aus den Fischereizonen ihrer Länder in die anderer Staaten abwandern? Reichen die aktuellen Gesetze aus, um diese dynamischen Ressourcen zu schützen?
In den vergangenen Jahrzehnten sind Wanderungsbewegungen in den Ozeanen vier Mal schneller vorangeschritten als an Land, was sich stark auf Ökosysteme auswirkt und Fischereiressourcen über Grenzen hinweg neu verteilt. Das hat weitreichende Folgen für Ökologie, Nahrungssicherheit, Fischereimanagement und Politik.
Mit ihrer Forschung geht es Bejarano nicht nur darum, Daten zu sammeln und daraus Rückschlüsse auf sich verändernde Fischverbreitungsgebiete zu ziehen. Die Wissenschaftlerin möchte lernen, was für lokale Stakeholder wichtig ist, und den politischen Verantwortlichen vor Ort helfen, das Beste aus den Forschungsergebnissen herauszuholen.
Im Fokus steht auch die Frage, wie angesichts dieser Herausforderungen das Management von sozio-ökologischen Küstensystemen effektiv angepasst werden kann, um Fischerei sowie menschliches Wohlergehen zu sichern. Die Wissenschaftlerin hält die bisherigen Untersuchungen für nicht ausreichend, um dieses Ziel zu erreichen.
Das dreijährige Projekt EASMO (Eastern Tropical Pacific reef fish on the move –biodiversity reorganisation and societal consequences) wird im Rahmen des europäischen BiodivERsA-Netzwerks durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Als weitere Partner des Netzwerks unterstützen der Swedish Research Council for Sustainable Development (FORMAS, Schweden), der Research Council of Norway (RCN, Norwegen) und die Fundação para a Ciência e Tecnologia (FCT, Portugal) das Projekt.
Dr. Sonia Bejarano arbeitet in dem Projekt mit 13 Partnerinstitutionen aus zehn Ländern zusammen, darunter Forschungseinrichtungen, NGOs und Universitäten aus Australien, Costa Rica, Ecuador, Großbritannien, Kolumbien, Mexiko, Norwegen, Portugal, Schweden und den Vereinigten Staaten.