Mit jährlich mehr als 5.000 Leberresektionen ist das EHBH in Shanghai das größte Leberzentrum der Welt. In mehr als 90% der behandelten Fälle handelt es sich um Primärtumore der Leber – sogenannte hepatozelluläre Karzinome (HCC) – die mit guten Aussichten auf vollständige Genesung operiert werden können. Die große Anzahl und Bandbreite der leberchirurgischen Fälle am EHBH ermöglichen es, in relativ kurzer Zeit eine klinische Evaluierung der Navigationsunterstützung für diese Tumore durchzuführen und die Ergebnisse in die Weiterentwicklung des Navigationssystems einfließen zu lassen.
Als Auftakt für die Forschungskooperation besuchten Prof. Heinz-Otto Peitgen und die Diplom-Mathematikerin Andrea Schenk vom Fraunhofer MEVIS in Bremen sowie Prof. Stefan Weber vom ARTORG und Prof. Daniel Candinas, Chefarzt für Viszeralchirurgie und Klinikdirektor des Inselspitals der Universität Bern, vom 15. bis 19. November 2010 das EHBH in Shanghai. Unter Leitung des Leberchirurgen Prof. Yi Wang wurden mit Unterstützung der Gäste aus Europa drei Patienten unter Einsatz des Leber-Navigationssystems der Firma CAScination AG (Bern, Schweiz) erfolgreich operiert. Die in Shanghai gesammelten Erfahrungen werden jetzt in das Navigationssystems integriert und ein entsprechend konfiguriertes System wird für etwa ein Jahr dem Leberzentrum in Shanghai zur Verfügung gestellt.
Während Chirurgen sich bisher im Operationssaal (OP) weitgehend auf den zuvor mental entworfenen und im Gedächtnis gespeicherten Operationsplan verlassen mussten, unterstützen moderne Navigationssysteme eine Übertragung der geplanten Schnittführung auf die Leber des Patienten direkt im OP. Nachdem das am Computer erstellte individuelle Organmodell im OP mit der Leber des Patienten in Deckung gebracht ist, hilft das Navigationssystem den Chirurgen dabei, sich in dem komplexen Geflecht der Lebergefäße zu orientieren und die zuvor ermittelten Orte hohen Risikos aufzufinden. Die momentane Position des chirurgischen Instrumentes und die in der Nähe befindlichen Blutgefäße und Tumore werden kontinuierlich am Bildschirm dargestellt. Das ermöglicht den Chirurgen eine kontrollierte Umsetzung der zuvor geplanten optimalen Schnittführung.
Über ARTORG: Das 2008 zwischen dem Inselspital Bern (Medizinische Fakultät) und der Universität Bern initiierte ARTORG Forschungszentrum ist in der interdisziplinären Lehre, Forschung und Entwicklung für Biomedizinische Technik tätig. Im Zentrum arbeiten interdisziplinäre Forschungsgruppen aus Einheiten der Medizinischen Fakultät sowie anderen Fakultäten der Universität Bern sowie weiteren universitären Institutionen und Fachhochschulen zusammen.
(www.artorg.unibe.ch)
Über Fraunhofer MEVIS: Das Fraunhofer-Institut für Bildgestützte Medizin in Bremen ist ein weltweit führendes und international vernetztes Forschungs- und Entwicklungszentrum für Computerunterstützung in der bildbasierten Medizin. Es verfolgt einen patientenzentrierten und auf die klinischen Abläufe zugeschnittenen Ansatz zur Lösung klinisch relevanter Fragestellungen der bildgestützten Diagnose und Therapie. Der Fokus liegt dabei auf den epidemiologisch bedeutsamen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, des Gehirns, der Leber und Lunge sowie auf Krebserkrankungen.
(www.mevis.fraunhofer.de)
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