StartseiteLänderEuropaEuropa: Weitere LänderTransnationales Forschungsprojekt "BEM-Netz" zur Eingliederung von langzeiterkrankten und leistungsgewandelten Beschäftigten im Betrieb

Transnationales Forschungsprojekt "BEM-Netz" zur Eingliederung von langzeiterkrankten und leistungsgewandelten Beschäftigten im Betrieb

Das Projekt ist bis Juni 2015 angesetzt. Es wird vom Europäischen Sozialfond (ESF) sowie aus Mitteln des Freistaates Bayern finanziert. Die steigende Lebenserwartung, die demografische Entwicklung und die dadurch einhergehende Erhöhung des Rentenalters führen dazu, dass die Belegschaften in Betrieben immer älter werden.

Anmerkung der Redaktion vom 23. Oktober 2015

Das Projekt wurde mitllerweile abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden in einem Sammelband veröffentlicht:

Prümper, J., Reuter, T. u. Sporbert, A. (2015). Betriebliches Eingliederungsmanagement erfolgreich umsetzen. Ergebnisse aus einem transnationalen Projekt. Berlin: HTW.

Dieser steht kostenlos zum Download zur Verfügung.

Hintergrund des Projektes

Eine besonders einschneidende Veränderung der Altersstruktur erwartet die hiesige Wirtschaft bereits zwischen 2017 und 2024, denn dann gibt es erstmalig etwa genauso viele 50- bis 64-Jährige wie 30- bis 49-Jährige (Statistisches Bundesamt, 2009). Die ab 2012 eingeführte schrittweise Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre trägt einen weiteren Teil dazu bei, dass der Anteil von Älteren an dem Erwerbsleben sukzessive steigt.

Die Ergebnisse einer Studie des Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit des Landes NRW zeigen, dass für die Beschäftigten heutzutage vor allem psychische Belastungen, wie hoher Zeitdruck, hohe Verantwortung und die zu leistende Arbeitsmenge, eine bedeutsame Rolle spielen. Hinzu kommen Belastungen durch Umstrukturierungsmaßnahmen und die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Körperlich belastend werden insbesondere Zwangshaltungen, Lärm und die klimatischen Bedingungen am Arbeitsplatz empfunden.

Gleichzeitig zeigen Längsschnittstudien, dass in den letzten Jahren besonders deutliche Zunahmen in den Belastungseinschätzungen bezüglich der Faktoren hoher Zeitdruck und Überforderung durch die Arbeitsmenge zu verzeichnen ist (vgl. Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen, 2009). Damit hat sich in den letzten Jahren insbesondere das psychische Belastungsniveau ständig erhöht, der Leistungsdruck am Arbeitsplatz ist immer stärker geworden. Entsprechend lassen sich Trends im Beanspruchungserleben aufzeigen. Der Anteil Beschäftigter, die Angaben, unter Erschöpfung zu leiden, stieg von 28 % im Jahr 1999 auf 48 % im Jahr 2008, und der Anteil derer, die angaben, nicht abschalten zu können von 23 % im Jahr 1999 auf 47 % im Jahr 2008.

Die hohen Anforderungen der heutigen Arbeitswelt führen mit zunehmendem Alter häufig zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die Betroffenen haben es schwer, ihre berufliche Tätigkeit weiterhin auszuüben. Es drohen Arbeitslosigkeit und Erwerbsunfähigkeit. Laut Statistik muss mittlerweile jeder vierte Arbeitnehmer aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig seinen Beruf aufgeben oder ganz aus dem Arbeitsleben ausscheiden (DRV, 2013). Gab es im Jahre 2000 gerade mal 14,5 % Frührentner, so stieg diese Zahl bereits im Jahr 2011 auf rund 48,2 % (DRV, 2012).

Ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) kann dem entgegenwirken. Ziel dieses Instrumentes ist es, Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit wiederherzustellen, zu erhalten und zu fördern, damit Menschen solange wie möglich aktiv am Arbeitsleben teilhaben können und nicht arbeitslos werden.

Zielsetzung und zu erwartende Ergebnisse

Die Vorgehensweise bei der Wiedereingliederung in den beteiligten Ländern unterscheidet sich. In Deutschland ist durch das Betriebliche Eingliederungsmanagement ein organisationaler Prozess seit 2004 für den Arbeitgeber gesetzlich festgeschrieben, für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist die Inanspruchnahme des Betrieblichen Eingliederungsmanagements freiwillig (§ 84 Abs. 2 SGB IX). In Österreich steht die individuelle Begleitung des Individuums seit Anfang 2011 durch ein Case-Management-Programm im Vordergrund, welches im Arbeits-und-Gesundheits-Gesetz (AGG) für die Unternehmen/ Organisationen auf freiwilliger Basis gesetzlich verankert ist.

Aus dem moderierten und strukturierten transnationalen Erfahrungsaustausch von betrieblichen wie überbetrieblichen Entscheidungsträgern lassen sich für beide Systeme Entwicklungspotenziale identifizieren. Diese erwachsen vor allem aus den verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten (für Unternehmen/ Organisationen verpflichtend vs. freiwillig). Dadurch können zielführende und kreative Lösungen für betriebliche sowie regionale/nationale Strukturen erarbeitet und umgesetzt werden.

Diese im Projektvorhaben verwirklichte systematische Form des strukturierten Wissenserwerbs und -austauschs zum Thema Wiedereingliederung auf betrieblicher, überbetrieblicher und transnationaler Ebene trägt dazu bei, Unternehmen/ Organisationen in den beteiligten Regionen zu unterstützen, die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wiederherzustellen, zu erhalten und zu fördern. Die durch das Projektvorhaben angestrebten Strukturen zur Verstetigung der angestoßenen Prozesse auf allen Ebenen (betrieblich, regional/national und transnational) versprechen eine nachhaltige Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Bayern und Österreich.

Vorgehensweise

Die geplanten Maßnahmen finden auf verschiedenen Ebenen statt: Innerhalb von Betrieben (sechs Umsetzungspartnern in Bayern), regionale und transnationale Aktivitäten zwischen Deutschland und Österreich. Auf betrieblicher Ebene sind Betriebsprojekte zur Strukturierung und Professionalisierung des Betrieblichen Eingliederungsmanagements in den jeweiligen Partnerbetrieben geplant. Diese umfassen neben aussagekräftigen IST-Analysen die Unterstützung von Strukturen zur Verankerung des BEM im betrieblichen Gesundheitsmanagement sowie den Aufbau eines Unterstützungsnetzwerkes externer AkteurInnen.

Auf regionaler Ebene findert eine breite Sensibilisierung zum Thema "Wiedereingliederung von langzeiterkrankten und leistungsgeminderten ArbeitnehmerInnen" statt, zum anderen wird auf die Etablierung von regionalen Unterstützungsstrukturen für Unternehmen hingewirkt. Diese umfassen beispielsweise einen organisierten und moderierten Erfahrungsaustausch von beteiligten und interessierten betriebenBetrieben, die Zusammenführung von wichtigen externen Institutionen/ AkteurInnen zum Beispiel an runden Tischen und der Benennung konkreter Ansprechpartner sowie das jeweilige Leistungsspektrum.

Auf transnationaler Ebene findet ein intensiver Austausch zwischen den Beteilgten beider Länder statt. Vor allem wird hierbei der Frage nachgegangen, welche Implikationen beide Systeme (BEM in Deutschland und das Case-Management zur Wiedereingliederung in Österreich) für die Verbesserung der jeweiligen Unternehmenspraxis bei der Wiedereingliederung haben können.

Quelle: Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin Redaktion: Länder / Organisationen: Österreich Themen: Berufs- und Weiterbildung Wirtschaft, Märkte Fachkräfte

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