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Universitätsklinikum Regensburg: Die Stammzelltransplantation nach Rumänien gebracht

Professor Dr. Ernst Holler wurde zum Ehrenmitglied der Rumänischen Gesellschaft für Hämatologie ernannt. Anlass ist sein zehnjähriges Engagement zum Aufbau einer allogenen Stammzelltransplantationseinheit in Bukarest.

Leukämie ist eine der Krebserkrankungen, die durch große medizinische Fortschritte der letzten 30 Jahre immer erfolgreicher behandelt werden können. Doch nicht überall in Europa stehen den Patienten alle modernen Therapien zur Verfügung. Für einen Leukämiepatienten in Rumänien waren die Behandlungsmöglichkeiten noch bis vor zehn Jahren begrenzt. Im westlichen Europa gängige Therapien wurden dort nur schrittweise etabliert. Allogene Stammzelltransplantationen (von verwandten oder fremden Spendern) führte bis 2003 keine rumänische Klinik durch.

Heute ist dies anders – dank einer Kooperation zwischen dem Universitätsklinikum Regensburg (UKR) und dem Krankenhaus Institut Fundeni in der rumänischen Hauptstadt Bukarest. Unter der Federführung von Professor Dr. Ernst Holler, Leiter der allogenen Stammzelltransplantation am UKR, wurde dort im Rahmen eines „Zwillingsprojektes“ in den letzten zehn Jahren eine Stammzelltransplantationseinheit aufgebaut, die auf Basis der Standards des Regensburger Universitätsklinikums arbeitet. Gefördert wurde dieses Projekt durch die José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.

Für sein Engagement wurde Professor Holler am 17. Oktober 2014 in Bukarest anlässlich der Jahrestagung der Rumänischen Gesellschaft für Hämatologie ausgezeichnet und zu deren Ehrenmitglied ernannt.

Aufbau der Stammzelltransplantationseinheit

Die Kooperation nahm 2004 ihren Anfang. „Wir haben uns für das Krankenhaus Institut Fundeni in Bukarest entschieden, weil dort bereits eine Stammzelltransplantationseinheit vorhanden war. Aufgrund mangelnder Expertise wurde diese aber praktisch nicht genutzt. Für uns eine geeignete Grundlage, auf der man aufbauen konnte“, erklärt Professor Holler die Auswahl.

Ziel der Zusammenarbeit waren die erfolgreiche Durchführung allogener Stammzelltransplantationen in Rumänien sowie der systematische Aufbau einer Fremdspenderdatei. Hierzu wurde ein umfangreicher Maßnahmenplan für Personal, Krankenversorgung und Infrastruktur entwickelt und umgesetzt. Um die Regensburger Abläufe kennen zu lernen und ihre theoretischen und praktischen Fertigkeiten weiterzuentwickeln, hospitierten alle an der Stammzelltransplantation beteiligten Mitarbeiter aus Bukarest über einen Zeitraum von drei bis acht Wochen am UKR. Professor Holler reiste zudem zweimal jährlich nach Rumänien, um das Fortschreiten des Projekts aktiv zu begleiten.Alle zwei Wochen fanden Videokonferenzen statt, in der die einzelnen Patienten besprochen wurden. Um parallel arbeiten zu können und die Abstimmung zu erleichtern, wurden Regensburger Standards wie Patientendokumentationsbögen übernommen. Bis die entsprechenden Strukturen in Rumänien geschaffen waren, wurden auch Proben von rumänischen Patienten am UKR untersucht.

Ebenfalls mit finanzieller Unterstützung der José Carreras Leukämie-Stiftung konnte außerdem die Infrastruktur in der Bukarester Klinik Institut Fundeni verbessert werden, unter anderem durch die Anschaffung eines Zellseparators, mit dem Stammzellen gewonnen werden können. Die Kooperation zeigte bereits im ersten Jahr Erfolg. So konnte schon kurz nach Beginn des Projekts die erste allogene Stammzelltransplantation in Rumänien durchgeführt werden. Bis 2012 stieg die Zahl der Transplantationen auf 15 bis 20 pro Jahr.

Nachdem die Stammzelltransplantation erfolgreich angelaufen war, wurde im Zeitraum 2010 – 2013 eine Fremdspenderdatei für ganz Rumänien aufgebaut. In einer solchen Datei werden alle potentiellen Spender gespeichert und können rasch auf ihre Kompatibilität mit den Erkrankten abgeglichen werden.

Zukunft des Projekts

„Durch unser Projekt hat sich die Prognose für rumänische Leukämiepatienten entscheidend verbessert. Stammzelltransplantationen von Fremdspendern konnten bis 2003 nur im Ausland durchgeführt werden. Heute können alle rumänischen Leukämiekranken im eigenen Land behandelt werden. Dies konnte nur gelingen, weil es auf jeder Seite engagierte Kollegen gibt, die sich mit voller Kraft dafür eingesetzt haben“, zieht Professor Holler Resümee.

Das Universitätsklinikum Regensburg begleitet die rumänischen Kollegen auch weiterhin, damit das Projekt auf lange Sicht erfolgreich bleibt. Die alle zwei Wochen stattfindenden Videokonferenzen wird es auch in Zukunft geben, und Professor Holler will auch künftig mindestens einmal pro Jahr persönlich nach Bukarest reisen. Im nächsten Jahr wird zudem entschieden, ob die Stammzelltransplantationseinheit in Bukarest als ein nach europäischen Standards arbeitendes Zentrum akkreditiert wird. Eine erste, positive Begutachtung fand bereits 2013 statt.

Quelle: Universitätsklinikum Regensburg / IDW Nachrichten Redaktion: Länder / Organisationen: Rumänien Themen: Lebenswissenschaften Fachkräfte

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