Hintergrund des Vorhabens ist, dass mehr als 30 Prozent der Menschen in Europa, die älter als 65 Jahre sind, mindestens fünf verschiedene Medikamente am Tag einnehmen. Nicht immer verträgt sich alles gut miteinander – und das gilt es, näher zu erforschen. Dazu sollen im Rahmen des Projekts Leberzellen in einer Art Mini-Brutmaschine für mindestens 14 Tage am Leben erhalten werden, während die Forschenden beobachten, wie die Zellen auf bestimmte Medikamente, deren Kombination und verschiedene Dosierungen reagieren. Ebenso wichtig wie die Brutmaschine ist die Bildgebung, die speziell für DeLIVERY entwickelt wird und die diese Beobachtungen ermöglichen soll.
Das Projekt unter Leitung der Universität Bielefeld, das vom Europäische Innovationsrat mit rund drei Millionen Euro gefördert wird, läuft über vier Jahre. Beteiligt sind fünf weitere Projektpartner in ganz Europa: das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB), das zum Universitätsklinikum Ostwestfalen-Lippe gehört, die University Tromsø (Norwegen), die Vrije Universiteit Brussel (Belgien), die Excelitas PCO GmbH aus Kehlheim (Deutschland) und das Unternehmen Cherry Biotech (Frankreich).
Der Projektname DeLIVERY steht für die Kombination von Leber (Englisch: liver) und Lieferung (Englisch: delivery), was in einem Wort andeutet, dass oral aufgenommene Medikamente nur durch die Leber in das Blut gelangen können. Der volle Titel des Projekts lautet "Long-term Microphysiological Sample Imaging for Evaluation of Polypharmacy in Liver" (Langzeit-Abbildung von mikrophysiologischen Proben zur Bewertung der Polypharmazie in der Leber). DeLIVERY knüpft an das seit 2018 laufende Promotionsnetzwerk DeLIVER an, das ebenfalls von der Universität Bielefeld koordiniert wird.
Gefördert wird das Projekt im Pathfinder-Programm des Europäischen Innovationsrats (EIC) über die Förderungsvereinbarung Nr. 101046928. Der EIC wurde von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen, um die Kommerzialisierung von Technologien mit hohem Risiko und großer Wirkung in der Europäischen Union zu unterstützen. Für die Ausschreibungen und die Finanzierungsinstrumente des EIC steht insgesamt ein Budget von 9,736 Milliarden Euro zur Verfügung – rund zehn Prozent des Gesamtbudgets für das neue EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe. Mit dem Pathfinder-Programm fördert der EIC multidisziplinäre Forschungsteams, die visionäre Forschung mit dem Potenzial zu technologischen Durchbrüchen betreiben.