Die Regierungen der westlichen Welt suchen zunehmend den Austausch mit Experten der Neurowissenschaften und der Sozialwissenschaften, um sich von ihnen bei Gesetzesvorhaben beraten zu lassen. Ein Ansatzpunkt ist die Forschung zu den Grenzen rationalen Verhaltens in Zusammenhängen wie Finanzmärkten, Konsumgewohnheiten oder Suchtverhalten. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen genutzt werden, um Menschen durch entsprechende gesetzliche Vorgaben behutsam zu einem Verhalten zu drängen (‚nudging’), dass letztlich stärker ihren eigenen Interessen entspricht. In der Vergangenheit haben solche Vorhaben jedoch oft eine mangelnde Effektivität aufgewiesen. Zum anderen gerieten sie teilweise mit den grundlegenden Rechten und Freiheiten des Einzelnen in Konflikt. Vor allem fehlte ein konzeptioneller Rahmen, der verschiedene Disziplinen adäquat integrieren könnte. Die unterschiedlichen Realitätsebenen und Handlungshebel zeigen sich auf Seiten der Neurowissenschaften unter anderem in Erkenntnissen über neuronale oder hormonelle Mechanismen, und auf Seiten der Sozialwissenschaften in Erkenntnissen über individuelle Entscheidungen und institutionelle Strukturen. Das Wittener Teilprojekt wählt ein besonders hervorstechendes und politisch relevantes Thema zur Veranschaulichung aus: die Finanzmärkte. Einer weit verbreiteten Meinung zufolge erklären sich viele Dysfunktionalitäten an den Finanzmärkten aus einem Konflikt zwischen Emotion und Rationalität in individuellen Entscheidungsprozessen. Die Entwicklung eines theoretischen und methodischen Rahmens für die begriffliche und methodische Analyse dieses Konflikts ist das Anliegen dieses Teilprojekts, in dem Philosophen, Neurowissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftler eng zusammenarbeiten. Das Ziel ist die Identifizierung und Skizzierung eines neuartigen Lösungshorizonts für regulative ökonomische Interventionen auf der Basis der multidisziplinären Integration neurowissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Modelle.
INSOSCI: Die Integration transdisziplinärer Forschung in den Neurowissenschaften und den Wirtschaftswissenschaften: Eine methodologische Fallstudie zum Verhältnis von Wirtschaftspolitik und neurowissenschaftlich fundierter Handlungstheorie
Laufzeit:
01.04.2016
- 31.07.2019
Förderkennzeichen: 01GP1625
Koordinator: Private Universität Witten/Herdecke gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung - Fakultät für Wirtschaftswissenschaft
Quelle:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Redaktion:
DLR Projektträger
Länder / Organisationen:
Belgien
Finnland
Themen:
Förderung
Lebenswissenschaften