Strategien und Programme

Die Nationale Forschungsstrategie „France Europe 2020“ betont insbesondere die Wichtigkeit nationaler Unabhängigkeit und Souveränität Frankreichs in den Bereichen Material, Komponenten, Energie Gesundheit und Ernährung. Die Grundsätze zur wissenschaftlichen Kooperation wurden  in der Wissenschaftsstrategie des Ministeriums für Europa und Auswärtige Angelegenheiten MEAE aus dem Jahr 2013 „Eine wissenschaftliche Diplomatie für Frankreich“ festgelegt. Dort wird das Ziel formuliert „eine internationale Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken“. Insgesamt wird die Forschungs- und Innovationspolitik verstärkt den europäischen Vorgaben entsprechend weiterentwickelt.

Die französische Wissenschaftsdiplomatie umfasst fünf Handlungsprioritäten:

  1. Steigerung der Sichtbarkeit, des Einflusses und der Attraktivität der französischen Forschung auf weltweiter Ebene
  2. Einrichtung von Partnerschaften auf Grundlage von Exzellenz und mehr Engagement seitens Frankreichs im Bereich der globalen wissenschaftlichen Herausforderungen
  3. Förderung der Entwicklungsforschung und Einbeziehung von Unternehmen in die französischen Maßnahmen und Finanzierungen
  4. Förderung und Finanzierung der internationalen Mobilität von Forschenden anhand der zahlreichen Kooperationsinstrumente
  5. stärkere Innovationsförderung des Netzwerks mittels öffentlich-privater Partnerschaften

Auch im Bereich der Hochschulen setzt sich Frankreich für eine verstärkte Europäisierung ein und hat insbesondere die im Herbst 2018 veröffentlichte Pilotausschreibung „Europäische Hochschulen“ der Europäischen Kommission initiiert, bei der 16 französische Hochschulen bzw. -verbünde erfolgreich waren. Das französische Hochschul- und Forschungssystem soll im Ausland attraktiver und besser lesbar werden. Das ist ein Hauptziel zahlreicher Reformen der letzten 15 Jahre.

2013 wurde zur Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit die Möglichkeit für mehrjährige Aufenthaltsgenehmigungen für alle internationalen Masterstudierenden und Doktoranden geschaffen und der Einsatz von Fremdsprachen als Unterrichtssprache erleichtert. Seit 2016 können ausländische Forschende über den „Passeport Talents“ auf vereinfachtem Wege eine bis zu vierjährige Aufenthaltsgenehmigung erlangen, mit der auch die Familie einreisen kann und volljährige Familienmitglieder eine Arbeitserlaubnis erhalten. Im Herbst 2018 wurde bekannt gegeben, dass Nicht-EU-Studierende in Frankreich zum Wintersemester 2019/20 an den staatlichen Universitäten bis zu 3.770 Euro Gebühren zahlen sollen, Promovierende werden davon ausgenommen und einkommensschwache Studierende können Beihilfen erhalten. Dies ist Teil eines umfangreicheren Maßnahmenpakets mit dem die Betreuung der internationalen Studierenden an den Hochschulen – auch durch die zusätzlichen Einnahmen – verbessert werden soll.

Seit 2010 wirbt die Internationalisierungsagentur Campus France für französische Studienangebote und die internationale Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern. Sie verwaltet auch die meisten nationalen Stipendienprogramme:

Das größte nationale Programm für internationale Studierende sind die Eiffel-Stipendien für Masterstudierende und Promovierende aus den Natur-, Wirtschafts-, Rechts- und Politikwissenschaften (Webseite Campus France Eiffel).

Das MEAE fördert weltweit wissenschaftliche Partnerschaften zwischen französischen Forschenden und ihren ausländischen Partnern im Rahmen des „Hubert Curien Programms“ (Webseite Campus France Partenariats Hubert Curien, PHC).

Allerdings hat sich das Budget der französischen Regierung für Mobilitätsstipendien seit 2004 fast halbiert: von 133 Millionen Euro auf 71 Millionen Euro (2016). In Reaktion auf aktuelle politische Ereignisse wurde 2017 wiederum aber ein Förderprogramm für Wissenschaftler im Exil (Programme Accueil en Urgence des Scientifiques en Exil, PAUSE) sowie ein Förderprogramm für ausländische Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die in Frankreich arbeiten möchten (Webseite Campus FranceMake Our Planet Great Again“), aufgelegt.

Die Nationale Agentur für Forschungsförderung ANR fördert Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Für Individualförderungen (nur für Nachwuchswissenschaftler/-innen) ist die Zugehörigkeit zu einer Einrichtung oder einem Unternehmen relevant, nicht die Nationalität. Mit zahlreichen Staaten hat die ANR binationale Vereinbarungen für gemeinsame Ausschreibungen und veröffentlicht insbesondere mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) jährlich, aber auch mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsame Ausschreibungen (Webseite ANR International).

Bei der bilateralen Zusammenarbeit auf Ebene der Forschungszentren ist das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS der wichtigste Akteur (Webseite CNRS International).

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Internationale Präsenz

Im Bereich der Hochschulen gibt es 133 Standorte im Ausland, die Ableger französischer Einrichtungen oder eigenständig auf Basis bilateraler Abkommen organisiert sind. Die Internationalisierungsagentur Campus France wirbt mit 186 Außenstellen weltweit um Studierende und Forschende. Campus France bietet eine Übersicht zu den französischen Campussen und Hochschulen im Ausland.

Das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS  unterhält weltweit etwa 80 internationale Forschungslaboratorien, vier davon zusammen mit Industrieunternehmen (International Research Laboratories, IRLs, Webseite CNRS International).

Frankreich hat nach und nach ein Netzwerk französischer Forschungsinstitute im Ausland („Réseau des instituts français de recherche à l'étranger“, IFRE) aufgebaut, die sich in Geistes- und Sozialwissenschaften spezialisiert haben. Derzeit gibt es 27 Forschungsinstitute und 7 Antennen in 34 Ländern. In Deutschland gehören das sozialwissenschaftliche Centre Marc Bloch in Berlin und das Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales (IFRA/SHS) in Frankfurt/Main dazu. Sie unterstehen sowohl dem CNRS als auch dem Ministerium für Europa und Auswärtige Angelegenheiten MEAE (Webseite MEAE zu IFRE).

Frankreich verfügt für die Entwicklungszusammenarbeit über eine besondere Infrastruktur in Form von Netzwerken außeruniversitärer staatlicher Institute, die vorwiegend im Ausland forschen und kooperieren. Diese sind sowohl dem Ministerium für Europa und Auswärtige Angelegenheiten MEAE als auch dem Ministerium für Hochschulbildungswesen und Forschung MESR unterstellt:

  • das 1943 gegründete Forschungsinstitut für Entwicklung IRD  („Institut de recherche pour le développement“) sowie
  • das Zentrum für internationale Zusammenarbeit in der Agrarforschung für Entwicklungszusammenarbeit CIRAD („Centre de coopération internationale en recherche agronomique pour le développement“), das 1984 gegründet wurde.

Ein weiterer wichtiger Akteur auf internationaler Ebene ist das private gemeinnützige Institut Pasteur, das mit staatlicher Unterstützung ein Netzwerk von 32 Forschungszentren in 25 Ländern im Bereich der Gesundheits- und Infektionsforschung unterhält (Institut Pasteur International Network).

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Ergebnisse von Evaluierungen

2017 wiesen Campus France und die Interessensverbände der französischen Universitäten und Hochschulen daraufhin, dass durch mangelnde finanzielle Ressourcen das Risiko bestehe, im zunehmend weltweiten Wettbewerb um internationale Studierende deutlich an Attraktivität zu verlieren. Sie forderten den Ausbau der Mobilitätsstipendien, eine weltweite Informationskampagne, mehr Budget für die Betreuung ausländischer Studierender und Wissenschaftler, vereinfachte Bewerbungsverfahren und die Entwicklung innovativer Ausbildungsformate sowie die Verbesserung der Aufenthaltsbedingungen.

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Projektträger