StartseiteLänderEuropaFrankreichAuch Frankreich hat jetzt seinen "1. Plan zur Anpassung an den Klimawandel"

Auch Frankreich hat jetzt seinen "1. Plan zur Anpassung an den Klimawandel"

Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet hat am 20.7.2011 in Anwesenheit des international bekannten französischen Klimaforschers Jean Jouzel, Vizepräsident des IPPC, einen "Plan zur Anpassung an den Klimawandel" vorgestellt. Der Plan ist jährlich Gegenstand einer Zwischenbilanz. Eine abschließende Evaluierung ist für Ende 2015 vorgesehen, um dann seine Folge vorzubereiten.

Man müsse, so Jean Jouzel, mit einer Klimaerwärmung um zwei Zentel Grad Celsius pro Dekade (optimistisches Modell) und um mehr als 3,5 Grad (pessimistisches Modell) bis zum Ende des 21. Jahrhunderts rechnen.

Der Plan ist das Ergebnis einer Konzertierung mit den Vertretern der Wissenschaft und der Gesamtheit der Vertreter der Zivilgesellschaft. Er betrifft die Zuständigkeitsbereiche von 15 Ministerien.

Der Plan definiert 80 Handlungsfelder ("actions"), die für den Zeitraum 2011 - 2015 ihrerseits in circa 230 Maßnahmen ("mesures") untergliedert sind. Er enthält eine Vielzahl vorbeugender Maßnahmen, zu denen auch die beschleunigte Durchführung von Forschungsprojekten gehört.

Zur Finanzierung der in dem Plan umrissenen neuen Maßnahmen, stehen 171 Millionen Euro bereit, die unmittelbar zu dem jeweiligen Zweck bestimmt sind; hinzukommen 391 Milionen Euro aus dem "Programm Zukunftsinvestitionen", die unmittelbar oder mittelbar, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zugute kommen, insbesondere in den Bereichen Biodiversität, Gesundheit und Landwirtschaft. Hinzugerechnet werden weiter z.T. schon in Angriff genommene Maßnahmen u.a. in den Bereichen "Plan sécheresse" (Dürre) und "plan digues" (Deiche) in Höhe von 500 Millionen Euro (2011 - 2016).

Die Mehrzahl der in dem Plan aufgeführten Maßnahmen wird schon in den Jahren 2011 - 2012 in die Wege geleitet. Diese haben insbesondere zum Gegenstand:

  • die Reduzierung und Optimierung des Wasserverbrauchs (in der Perspektive des Jahres 2050 wird jährlich mit einem Defizit von 2 Milliarden m³ gerechnet; bis zum Jahre 2020 soll der Wasserverbrauch um 20 % gesenkt werden);
  • die Verbesserung des Wissensstandes über neue Krankheitsbilder ("maladies émergentes") und Verstärkung des einschlägigen Überwachungsinstrumentariums (häufigeres Auftreten von Allergien; Proliferation von Krankheitserreger übertragenden Insekten);
  • die Anpassung der Raumordnungspolitik (u.a. in Folge der Erhöhung des Meeresspiegels, der Verformung der Schienenwege durch Hitzeeinwirkung, der Verschlechterung des Zustandes des Straßennetzes infolge häufigeren Wechsels  zwischen Frost und Tauwetter);
  • die Diversifizierung von Pflanzengut ( u.a. "grains d' arbres") und Vorbeugung von Waldbränden (Austrocknung der Böden; das Ansteigen der Temperaturen führt zum Verschwinden bestimmter Arten von Pflanzen; Buchen sind besonders anfällig; Waldbrände treten häufiger auch in Landstrichen auf, die bisher davon verschont blieben).

Der 188 Seiten umfassende Gesamtwortlaut des Plans steht über einen Link unter der oben angegebenen Internetanschrift zur Verfügung; die Themenblätter "Erziehung und Ausbildung" ("Education - Formation"; Seiten 52 bis 53) und "Forschung" ("Recherche"; Seiten 54 bis 56) verdienen im vorliegenden Zusammenhang besondere Aufmerksamkeit.

Quelle: Le Figaro vom 21.7.2011 Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Förderung Lebenswissenschaften Umwelt u. Nachhaltigkeit Strategie und Rahmenbedingungen

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