Dass die Wahl auf Lyon fiel, ist auf die Ausrichtung der Metropole auf den Bereich Cleantech und Industrie zurückzuführen, der die diesjährige Veranstaltung beherrscht. Außerdem ist Lyon die französische Stadt, die am meisten in den Sektor der Umwelttechnologien (Mobilität, Energie und Industrie) investiert und beim Thema “Smart City” anderen Standorten um Längen voraus ist.
Cleantech oder Clean Technologies (engl. für Saubere Technologien) ist ein Schlagwort, das Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen beschreibt, welche die operative Leistung, Produktivität oder die Effizienz steigern und gleichzeitig Kosten, natürliche Ressourcen, den Energieverbrauch, Abfälle oder die Verschmutzung reduzieren. Um den steigenden Bedarf an Gütern und Dienstleistungen mit dem endlichen Angebot an natürlichen Ressourcen und der Notwendigkeit der Klimaschonung in Einklang zu bringen, gilt es ökologische und ökonomische Aspekte im nachhaltigen Wirtschaften zu vereinen. Der Einsatz von Cleantech mündet damit in umweltschonendem nachhaltigem Wirtschaftswachstum.
Die businessorientierte internationale Veranstaltung gab ca. 450 Akteuren der Umwelttechnologien Gelegenheit, ihr Netzwerk auszubauen, eine bessere Kenntnis der Investitionsmöglichkeiten in die Metropole zu erlangen sowie innovative Unternehmen des Sektors, multinationale Konzerne im Bereich der Spitzentechnologien (Air Liquide, Engie, GE usw.) und die bedeutendsten Investoren auf dem Gebiet (Capricorn Venture Partners, Carbon Trust, Demeter Partners usw.) zu treffen.
Dies war zudem eine hervorragende Möglichkeit für Lyon, sich als „Chemical Valley“ hervorzuheben. Die Metropole ist bereits heute eine der Hochburgen der Erzeugung von erneuerbarer Energie – 49% der gesamten Energieerzeugung stammt aus erneuerbaren Energien, wovon 15% der Photovoltaik-Stromerzeugung zuzuschreiben sind.
Die Metropole Lyon verfolgt ehrgeizige Ziele mit der Entwicklung und dem Ausbau ihres “Tals der Chemie” bis zum Jahr 2030 und versucht dadurch eine europäische Benchmark im Bereich Cleantech zu setzen, einschließlich in den Bereichen Chemikalien, Energie und Umwelt. Die Metropole versteht sich als Gemeinschaft, in der sich die Industrie gemeinsam mit Forschungs- und Kompetenzzentren für den Energiemix des Landes vernetzt und nachhaltig handelt. Der französische Energiewandel wird bereits vor Ort im „Chemical Valley“ aktiv umgesetzt mit vielen operativen Projekten in den Bereichen der Wasserkraft, Photovoltaik und Verwertung von Abfällen. Zudem werden weitere innovative Initiativen in den kommenden Jahren entstehen, die sich vor allem auf Projekte im Bereich Biogas, Wärmerückgewinnung, Nutzung von Verbrennungswärme sowie Biomasse richten.
Unterstützt von der Metropole Lyon, haben sich die verschiedenen Akteure des „Chemical Valley“ bereits weitgehend in Projekten für erneuerbare Energien engagiert, wie zum Beispiel beim Wasserkraftwerk von CNR in Pierre-Benite, das mit einer Jahresproduktion von 450.000 MWh 55% der hydraulischen Energieerzeugung der Metropole Lyon ausmacht. Ein weiteres Schaufensterprojekt ist die Verarbeitungs- und Energierückgewinnungseinheit am Hafen Edouard Herriot (Lyon Werk Süd), die eine elektrische Jahresproduktion von fast 64 000 MWh und eine thermische Erzeugung (Dampf) von 247 000 MWh aufweisen kann. Davon werden 235 000 MWh in das Fernwärmesystem eingespeist. Die Photovoltaik-Anlage von Solvay Belle Etoile in den Gemeinden Saint-Fons und Feyzin verfügt über 12.000 m² Photovoltaik-Module verteilt auf Industriedächern mit einer Produktion von 2 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Dies entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von 2000 Einwohnern und ermöglicht das Einsparen von 1.000 Tonnen an CO2-Emissionen pro Jahr.
Ein Beispiel für ein innovatives Energieprojekt für 2020 ist „Gaya“: Es wurde 2010 auf Initiative von 11 Partnern aus der Industrie sowie öffentlichen und akademischen Einrichtungen gestartet und von Engie getragen. Das Projekt befasst sich mit der Forschung und Entwicklung von innovativen technologischen Möglichkeiten (einschließlich Methanisierung) und Anwendungen von Biomethan der sogenannten zweiten Generation, d.h. Biomethan, das vor allem aus Lignocellulose-Materialien (Holz, Stroh, etc.) hergestellt wird.
Das Chemical Valley ist zum Herzstück der energiepolitischen Herausforderungen der Region geworden. Eine der Stärken der Akteure auf diesem Gebiet ist es, ein kohärentes und vollständiges Ökosystem zu bilden, das Forschungsorganisationen wie IFP Energies nouvelles, Kompetenzzentren wie Axelera und Tenerrdis, die Plattformen der Axel’One und vor allem Unternehmen wie Solvay, Arkema, Total, Air Liquide, Engie, Kem One oder Bluestar Silicones vereint.
Redakteurin: Daniela Niethammer, daniela.niethammer(at)diplomatie.gouv.fr
Zum Nachlesen:
- Webseite des Clean Tech Forums 2016 (Englisch)
- Präsentation des Vallée de la Chimie (Französisch)
- Wissenschaftsblatt Wissenschaft-Frankreich (03. Februar 2016): Über 300 Millionen Euro für das “Vallée de la Chimie” von 2012 bis 2016
- Online-Portal Enerzine (15.04.2016): La Vallée de la Chimie : 49 % de la production d’énergies renouvelables