Gleichzeitig hat der Elysée-Palast eine Zusammenfassung des bisher als "geheim" eingestuften Berichts des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von EDF, Francois Roussely, veröffentlicht.
Die Schwerpunkte der vom Nuklearkabinett getroffenen Entscheidungen beziehen sich auf die künftige Zusammenarbeit ("partenariat stratégique")von EDF und AREVA beim Export von Kernkraftwerken (KKW) und auf eine Kapitalerhöhung von AREVA in Höhe von 15 % bis Ende 2010 sowie auf einen überraschenden Eintritt von EDF in das Kapital von AREVA von gegenwärtig 2,42 % auf etwa 10 %.
Es wurde weiter beschlossen, die Entscheidung über den Bau eines zweiten KKW der 3. Generation (ERP) am Standort Penly (Seine-Maritime) zurückzustellen, bis Schlussfolgerungen aus der mehrfach verzögerten Fertigstellung und den damit verbundenen Preiserhöhungen des ERP am finnischen Standort Olkiuoto und aus dem schleppenden Fortgang der bisher ersten EPR an einem französischen Standort (Flamanville / Manche) gezogen werden können.
Die von der französischen Reaktorlinie EPR angebotene Produktpalette soll um einen Reaktortyp, ATMEA, mit geringerer Leistung (1100 MW; EPR: 1600 MW) erweitert werden, um den Bedürfnissen der Kunden besser Rechnung tragen zu können. ATMEA wird derzeit von AREVA in Zusammenarbeit mit Mitsubishi entwickelt.
Die Versorgungssicherheit mit Kernmaterialien und die Wettbewerbsfähigkeit des Brennstoffkreislaufs (einschließlich der Wiederaufarbeitung bestrahlter Brennelemente) sollen auch insoweit durch eine Partnerschaft zwischen EDF und AREVA verbessert werden. Bei der Ausbeutung von Natururanvorkommen - unter Einschluss auch anderer "strategischer Metalle" - werden industrielle Partnerschaften mit anderen einschlägig tätigen Unternehmen, u.a. gegebenenfalls auch in Form von Kapitabeteiligungen, angestrebt.
Der Staatspräsident hat die Regierung gebeten, ergänzende Maßnahmen bezüglich der Koordination aller beteiligten Akteure, die Verstärkung der einschlägigen Forschung und Entwicklung, der Gewährleistung der insgesamt im Bereich der zivilen Nutzung der Kernenergie notwendigen personellen Ressourcen sowie der Arbeitsbedingungen des im Kernenergiesektor tätigen Personals vorzuschlagen.
Über die "Zusammenfassung" des Roussely-Berichts wird an dieser Stelle in den nächsten Tagen getrennt berichtet.
Le Monde vom 29.7.2010 gibt seinem ausführlichen Bericht die Überschrift "L' Elysée fait d' EDF le chef de file du nucléaire francais"; der Anreisser auf Seite 1 ist mit der Schlagzeile überschrieben: "Zwangsehe zwischen AREVA und EDF". Auch Le Figaro vom 28.7.2010 betitelt seinen einschlägigen Artikel wie folgt: "EDF confirmé chef de file de la filière nucléaire francaise", während die Wirtschaftszeitung "La Tribune" vom 28.7.2010 herausstellt, dass "der Eintritt von EDF in das Kapital von AREVA andere Partner nicht ausschließt".