In Anwesenheit des Vorsitzenden des Weltklimarates und Friedensnobelpreisträgers 2007, Rajendra Pachauri, luden der französische Außenminister Laurent Fabius, die Ministerin für Hochschulen und Forschung, Geneviève Fioraso, und der Staatsminister für Entwicklung, Pascal Canfin, Wissenschaftler aus den verschiedensten Fachrichtungen, Abgeordnete, Unternehmer und Vertreter von Gebietskörperschaften, NGOs und Gewerkschaften dazu ein, im Rahmen von zwei Runden Tischen die Arbeit des IPCC und ihre Einbindung in das künftige politische Handeln zu analysieren.
Dieses Forum war für die Regierung auch die Gelegenheit, ihre Vorgehensweise und ihren Zeitplan bei der Vorbereitung der Klimakonferenz 2015 in Paris vorzustellen. Das Forum ist Teil der Mobilisierung Frankreichs für den Kampf gegen den Klimawandel.
- Auf nationaler Ebene hat Frankreich bereits den ökologischen Wandel eingeleitet. Ziel ist eine tiefgreifende Reform des aktuellen Wirtschaftssystems in Richtung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft.
- Auf europäischer Ebene hat sich Frankreich gemeinsam mit seinen sieben Partnern im Rahmen des Kyoto-Protokolls das ehrgeizige Ziel einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 20% bis 2020 (im Vergleich zu 1990) gesetzt.
- Auf internationaler Ebene wird Frankreich im Jahr 2015 die 21. Vertragsstaatenkonferenz (COP 21) der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) in Paris ausrichten. Ziel der Konferenz ist eine neue weltweit geltende Vereinbarung, die 2020 in Kraft tritt. Die wissenschaftlichen Daten des IPCC-Berichts sollen bei der Erarbeitung der Klimavereinbarung 2015 berücksichtigt werden, um so den Herausforderungen des Klimawandels hinreichend begegnen zu können und den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 2°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Das Forum bot die Möglichkeit, sich einen Überblick über die jüngsten wissenschaftlichen Entwicklungen zu verschaffen und an die Notwendigkeit einer umfassenden kollektiven Mobilisierung zu erinnern, um den Übergang von wissenschaftlichen Daten zum politischen Handeln zu meistern. Außenminister Fabius unterstrich in seiner Abschlussrede, dass „der Bericht die Notwendigkeit und Dringlichkeit eines verstärkten Vorgehens aller Länder im Kampf gegen den Klimawandel betont. Deshalb darf „die Klimakonferenz 2015 in Paris kein Treffen sein, bei dem es ums Ausprobieren geht; es muss ein Treffen sein, bei dem Entscheidungen fallen.“ Der Minister betonte außerdem, dass ein „offensives, positives und kollektives Handeln“ notwendig sei.
Der 5. IPCC-Bericht
Die Aufgabe des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaänderungen (IPCC) besteht darin, Entscheidungsträgern und anderen am Klimawandel Interessierten eine objektive Informationsquelle über Klimaänderungen zur Verfügung zu stellen. Der IPCC betreibt selbst keine Wissenschaft und überwacht keine Klimadaten oder -parameter. Seine Aufgabe besteht darin, die aktuelle wissenschaftliche, technische und sozioökonomische Literatur, die weltweit zu dem Thema publiziert wird, umfassend, objektiv, offen und transparent zusammenzutragen und zu bewerten. Es untersucht genau die möglichen Folgen dieses Klimawandels und unterbreitet Handlungsoptionen zur Anpassung an den Klimawandel sowie zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Die Bewertungen beruhen auf wissenschaftlichen und technischen Veröffentlichungen, deren wissenschaftliche Qualität anerkannt ist. Insgesamt 35 französische Wissenschaftler tragen zur Arbeit des IPCC – und somit zur Erarbeitung des IPCC-Berichts – bei, darunter Jean Jouzel, Vizepräsident der Arbeitsgruppe wissenschaftliche Grundlagen.
Seit 2008 arbeiten mehr als zweitausend Experten an dem aktuellen Sachstandsbericht, der mehrere tausend Seiten umfassen wird. Er besteht aus drei Berichtsteilen und einem übergreifenden Synthesebericht mit je einer Zusammenfassung für Entscheidungsträger. Für jeden der drei Teilbereiche ist eine Arbeitsgruppe zuständig:
- Der Beitrag der Arbeitsgruppe 1 behandelt die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels.
- Arbeitsgruppe 2 beschäftigt sich mit der Verwundbarkeit von sozioökonomischen und natürlichen Systemen gegenüber dem Klimawandel und dessen Auswirkungen. Zudem beschreibt sie Wege, wie sich die Menschen an eine globale Erwärmung anpassen können.
- Arbeitsgruppe 3 zeigt politische und technologische Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels auf.
- Eine Teilgruppe der Autoren bereitet im übergreifenden Synthesebericht die wesentlichen Aussagen der drei Arbeitsgruppen auf.
Die Teilberichte und der Synthesebericht werden nach folgendem Zeitplan veröffentlicht:
- Der erste Teilbericht wurde am 27. September 2013 veröffentlicht.
- Der zweite Teilbericht soll im März 2014 erscheinen.
- Der dritte Teilbericht wird für April 2014 erwartet.
- Der Synthesebericht erscheint im Oktober 2014.
Dieser Bericht dient als Grundlage für die Verhandlungen, die 2015 in Paris zur Verabschiedung einer ambitionierten Vereinbarung führen sollen, die nicht nur die wissenschaftlichen Herausforderungen, sondern auch die wirtschaftlichen Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel hervorhebt. Der Bericht spiegelt den aktuellen Kenntnisstand zu naturwissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Aspekten des Klimawandels wider. Ursachen, Folgen und Risiken des Klimawandels sowie Möglichkeiten der Minderung des Klimawandels und der Anpassung daran werden dargestellt. Die Hauptaussagen des ersten Berichtsteils sind:
- Jedes der letzten drei Jahrzehnte war an der Erdoberfläche sukzessive wärmer als alle vorangegangenen Jahrzehnte seit 1850. In der Nordhemisphäre war 1983-2012 wahrscheinlich die wärmste 30-Jahres-Periode der letzten 1400 Jahre.
- Es ist praktisch sicher, dass sich der obere Ozean (0-700m) von 1971 bis 2010 erwärmt hat. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sich das Meer, in einer Tiefe von unter 3000m seit den 1990er Jahren (Beginn der zuverlässigen Messungen) ebenfalls erwärmt hat.
- Die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre sind seit der vorindustriellen Zeit um 40% angestiegen und liegen heute bei über 400 ppm (parts per million). Die Konzentrationen von Kohlendioxid (CO2), Methan und Lachgas (drei Treibhausgase) liegen höher als in den letzten 800.000 Jahren.
- Detailliertere Beobachtungen und die Verbesserung der Klimamodelle machen deutlich, dass der menschliche Einfluss die Hauptursache des Klimawandels ist.
Weiterhin festgestellt wurden: ein Anstieg des Meeresspiegels, ein weiteres Abschmelzen der Gletscher und des Packeises, eine Störung des atmosphärischen Wasserkreislaufs (Trockenheit, Überschwemmungen etc.), eine Übersäuerung der Meere, Hitzewellen werden länger, Tage mit extremen Wetterlagen häufen sich etc. Ein anhaltender ungebremster Ausstoß von Treibhausgasen würde zu einer weiteren Erwärmung und zu Veränderungen in allen Komponenten des Klimasystems führen.
Dank verbesserter Messmethoden und den Fortschritten bei der Klima-Modellierung können immer präzisere Aussagen über künftige Klimaänderungen gemacht werden. So wurden vier mögliche Szenarien ermittelt, wobei das Szenario mit den höchsten Treibhausgasemissionen von einem durchschnittlichen Anstieg der Temperaturen um 3,7°C bis 2100 und erheblichen Klimaänderungen ausgeht. Für das Szenario mit den niedrigsten Treibhausgasemissionen sei für eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs um 2°C bis 2100 ist ein schnelles und konsequentes Handeln erforderlich.
COP 21
Die 1992 im Rahmen der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro ins Leben gerufene Klimarahmenkonvention (UNFCCC) ist ein internationales, multilaterales Klimaschutzabkommen (seit 1994 in Kraft), das von 195 Vertragsstaaten ratifiziert wurde. Bereits auf der ersten Vertragsstaatenkonferenz in Berlin 1995 (COP 1) hat die Weltgemeinschaft anerkannt, dass die in der Klimarahmenkonvention festgelegte freiwillige Selbstverpflichtung der Industrieländer nicht ausreicht, um einen effektiven Klimaschutz zu gewährleisten. Daher sollte in einem Protokoll vereinbart werden, wie diese Länder ihre Treibhausgasemissionen konkret reduzieren.
Auf der zweiten Klimakonferenz in Genf 1996 (COP 2) erklärten sich die Staaten dazu bereit, dass in diesem Protokoll die Ziele zur Reduktion bzw. Begrenzung von Treibhausgasemissionen rechtlich verbindlich ausgestaltet werden sollten. Aus diesem Verhandlungsprozess entstand schließlich auf der dritten Klimakonferenz in Kyoto 1997 (COP 3) das Kyoto-Protokoll. Es legt erstmals völkerrechtlich verbindliche Emissionsreduktionsziele für Industrieländer und Volkswirtschaften im Umbruch fest und versieht sie mit einem klaren Zeitrahmen.
Erst 2005 konnte das Kyoto-Protokoll nach der Ratifizierung durch Russland in Kraft treten. Die erste Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls lief Ende 2012 aus. Bei den VN-Klimaverhandlungen (COP 17) 2011 in Durban (Südafrika) haben die Staaten beschlossen, dass es ab 01. Januar 2013 eine zweite Verpflichtungsperiode unter dem Kyoto-Protokoll geben soll, das für alle Emissionserzeuger gilt. Durch die Kopenhagen-Vereinbarung (2009) und die Klimaverhandlungen in Cancun (2010), Durban (2011) und Doha (2012) wurde dafür der Grundstein gelegt. Ziel ist eine neue internationale Rechtsordnung, durch die die bereits bestehenden Instrumente im Rahmen der UNFCCC und des Kyoto-Protokolls vervollständigt werden.
2011 einigten sich die Vertragsstaaten auf die Aushandlung eines neuen umfassenden Klimaabkommens mit Rechtskraft bis 2015, das ab 2020 für alle Staaten verbindlich gelten soll. Im Einklang mit der internen Verordnung der UNFCCC, in der ein jährlicher Wechsel entsprechend den Staatengruppen der Vereinten Nationen vorgesehen ist, findet der COP 2015 in einem westeuropäischen Land statt. 2012 bewarb sich Frankreich um die Ausrichtung der 21. Vertragsstaatenkonferenz (COP 21) der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und der 11. Tagung der Vertragsparteien des Kyoto-Protokolls im Jahr 2015. Frankreich hat beschlossen, die COP 21 zu einem Vorzeigemodell des Umweltschutzes zu machen und ein Aktionsprogramm auf den Weg zu bringen, mit dem die Auswirkungen der Konferenz hinsichtlich des Verbrauchs von natürlichen Ressourcen (Wasser, Abfall, Energie) und der Treibhausgasemissionen auf ein Minimum beschränkt werden.
Redakteurin: Jana Ulbricht, jana.ulbricht(at)diplomatie.gouv.fr