Der 59 Seiten umfassende Bericht bezeichnet das mit Wirkung vom 1.1.2014 ausgesprochene Verbot von Bisphenol A mangels keinerlei bekanntem industriellem Fortschritt als "willkürlich und voreilig"; das Verbot könne die Verbraucher nur alarmieren und desorientieren. Dies umso mehr, als das Produkt eine wichtige Rolle für die Konservierung von Nahrungsmitteln in metallischen Behältern spiele.
Es sei besser - so der Sécrétaire perpétuel der Akademie Raymond Ardaillou - die einschlägige akademische und industrielle Forschung zu fördern, um Ersatzstoffe oder ein Mittel zu finden, Bisphenol A an einem Abbau zu hindern; gerade die bei seiner Hydrolyse entstehenden Stoffe seien wegen ihrer krebserregenden Wirkung gefährlich. Für die Entwicklung von Ersatzstoffen für Bisphenol A benötige man jedoch Zeit.
Die Académie nationale de médecine fordert die Hersteller von Nahrungsmitteln und die chemische Industrie auf, "sofort der sich hier stellenden Aufgabe ("défi") anzunehmen, wie dies auch in anderen Ländern der Fall sei".
Die Akademie erklärt sich bereit, sich in eine Annäherung zwischen akademischer und industrieller Forschung einzubringen; es handle sich sowohl um ein äußerst wichtiges Anliegen der staatlichen Gesundheitspolitik als auch um eine wirtschaftliche Herausforderung.
Le Figaro ("Sciences") vom 10.11.2011 berichtet unter der Überschrift "Cancer: les perturbateurs endocriniers sur la selette" ausführlich über den Sachverhalt; in kürzerer Form auch Le Monde (online-Abonnement) vom 10.11.2011 unter dem Titel "Bisphénol A: l'Académie nationale de médecine se veut prudente").