StartseiteLänderEuropaFrankreichFrankreich: Bericht von Francois Roussely zur Zukunft der französischen Reaktorlinie für zivile Zwecke

Frankreich: Bericht von Francois Roussely zur Zukunft der französischen Reaktorlinie für zivile Zwecke

Die Vorgaben sind in der "lettre de mission" des Staatspräsidenten vom 27.10.2009. Sie beziehen sich auf die voraussichtlichen Entwicklungen der zivilen Nutzung der Kernenergie bis zum Jahre 2030.

Über die von Francois Roussely empfohlene Neuakzentuierung insbesondere der französischen Nuklearexportpolitik und die darauf aufbauenden Entscheidungen des französischen Nuklearkabinetts vom 27.7.2010 wurde an dieser Stelle am 29.7.2010 berichtet. Die Entscheidungen decken jedoch nicht alle Empfehlungen des Roussely-Berichts ab oder erwähnen sie nur in Form von Arbeitsaufträgen an die Regierung. Es handelt sich im Einzelnen um:

  • die Vorbereitung einer Verlängerung der gegenwärtig in Betrieb befindlichen KKW bis zu 60 Jahren
    Die Regierung soll - bei gleichbleibenden Sicherheitsanforderungen - die Betriebsdauer der KKW bis zu 60 Jahren unterstützen. 

  • die Stillegung und den Rückbau von KKW

  • den im internationalen, seit einigen Jahren zu beobachtenden Rückgang der Verfügbarkeit der französischen KKW
    Hierzu empfiehlt der Bericht die Definition und Durchführung eines Aktionsprogramms u. a. zur Verbesserung des Rhythmus der periodischen, zeitlich begrenzten Betriebsabschaltungen sowie die Fortsetzung und Intensivierung des Gesprächs zwischen EDF und der Autorité de sûreté nucléaire (ASN).
    Der Bericht empfiehlt im Übrigen ganz allgemein einen "ausgewogenen modus vivendi" auch zwischen der ASN und der Regierung unter der Betonung, dass der Staat in besonders sensiblen Fällen hinsichtlich der Behandlung von Stellungnahmen durch die ASN das letzte Wort behalten muss.

  • die weitere Durchführung des Programms betreffend radioaktive Abfälle
    Der Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit, dass ANDRA als zuständige Stelle die operationelle Feinplanug zur Endlagerung in geologischen Tiefenschichten (CSP) zügig definiert, damit der gesetzlich vorgeschriebene Termin im Jahr 2015 zur Einleitung des Genehmigungsverfahrens eingehalten werden kann. Deshalb sollen in die Definitiosphase EDF, AREVA und das CEA eingeschaltet und Kontakt mit der ASN gesucht werden.

  • die Errichtung eines eigenständigen Energieministeriums oder eines beim Amt des Staatspräsidenten angesiedelten Generalsekretariats

  • die Erfassung der einschlägigen Zulieferbetriebe (KMU / PME) durch das CEA in Zusammenarbeit mit dem "Pôle de compétitivité Nucléaire"Bourgogne" (PNB), ihre Bündelung in föderativer Form und ihre Förderung

  • die Ausarbeitung durch eine Arbeitsgruppe eines auf eine weltweite - zumidest europaweite - Anwendung abzielenden Regelungswerks für den Bereich der friedlichen Nutzung der Kernenergie

  • die Einbeziehung aller von Unterauftragnehmern für Arbeiten insbesondere im Sicherheitsbereich der KKW arbeitenden Personen in eine für alle Beteiligten verbindliche Charta der für sie maßgebenden Arbeitsbedingungen

  • die Verstärkung der Information der Allgemeinheit
    Der Bericht empfiehlt u.a. die Einrichtung einer Web-Seite, die allen Interessierten zuverlässige und vielfältige Informationen zugänglich macht.
    Parallel hierzu soll von der Grundschule an ein "Nationales Bildungsprogramm Energie" entwickelt werden.

  • die Ausarbeitung eines strategischen F+E-Programms in Zusammenarbeit von CEA, den betroffenen Ministerien und den wichtigsten Industrieunternehmen des Kernenergiesektors
    Der Bericht begrüßt insoweit, dass der "Plan investissements d' avenir" die Entwicklung von Systemen der 4. Reaktorgeneration vorsieht.

  • die Ausbildung und die personelle Vorsorgeplanung betreffend das für die Betreuung der französischen Reaktorlinie notwendigen Fachpersonals.
    Hier besteht nach Auffassung der Berichtsautoren auch schon kurzfristig Bedarf. Sie empfehlen insoweit einen "Koordinierten Nationalen Entwicklungsplan". Hierzu gehöre u. a. die Schaffung eines "Campus du Nucléaire". Das vor einiger Zeit vom Staatspräsidenten vorgeschlagene "Institut International de l' Energie Nucléaire" soll Teil dieses Campus werden.
Quelle: Le Monde vom 29.7.2010 Redaktion: Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Energie Förderung Infrastruktur Sicherheitsforschung

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