Das französische Bildungsministerium hat eine Untersuchung zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Privatwirtschaft veröffentlicht. 2013 waren 220.000 Beschäftigte bzw. 61 Prozent aller französischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilweise oder komplett in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen tätig (161.000 Vollzeitäquivalent/VZÄ). Ihre Zahl hat sich in den letzten fünfzehn Jahren mehr als verdoppelt: 2001 waren es noch 94.000 (88.000 VZÄ). Die französische Quote liegt hierbei 13 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. In Deutschland waren es im selben Jahr 56 Prozent, in Italien und Großbritannien 37 Prozent. Insgesamt steigt die Zahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler pro 1.000 Beschäftigte in der Europäischen Union und insbesondere in diesen vier Ländern seit zehn Jahren kontinuierlich an. Mit neun Forschenden auf 1.000 Beschäftigte liegt Frankreich an der Spitze.
Die französischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Unternehmen haben hierbei zunehmend vielfältigere Aufgaben: während sie 2005 durchschnittlich 95 Prozent ihrer Arbeitszeit mit F&E-Aufgaben verbrachten, waren es 2013 nur noch 73 Prozent. Zudem hat sich die Unterstützung ihrer Arbeit durch Hilfskräfte wie Forschungsingenieure seit 2001 halbiert und beträgt pro Forscherin/Forscher nur noch 0,6 VZÄ. Dies ist zum einen auf die Modernisierung und Automatisierung verschiedener Aufgaben zurück zu führen zum anderen aber auch auf einen zunehmenden Anteil von Dienstleistungsunternehmen, deren F&E-Tätigkeit weniger Hilfspersonal benötigt.
Der durchschnittliche in F&E-Beschäftigte ist jünger als 38 Jahre (50 Prozent), männlich (80 Prozent) und hat seinen Abschluss an einer Ingenieurhochschule gemacht (54 Prozent). Nur zwölf Prozent haben hingegen einen Doktortitel – diese Quote ist seit sechs Jahren konstant. Eine Ausnahme ist die Pharmaindustrie: hier sind die Frauen in der Überzahl und 35 Prozent des Personals promoviert.
Wie die Studie feststellt, nutzen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Forschung als Eintritt in den Wirtschaftssektor, um diese jedoch relativ schnell zugunsten anderer Unternehmensbereiche aufzugeben. Ganz im Gegenteil zu den öffentlichen Forschungseinrichtungen, in denen die Festanstellung oft das Ziel darstelle. Der Altersdurchschnitt liegt hier entsprechend bei 46 Jahren. 17 Prozent der F&E-Beschäftigten haben als höchsten Abschluss einen Master. Acht Prozent haben keinen Bachelor, ihre Forschungstätigkeit ist auf interne Beförderungen zurück zu führen (insbesondere in der Automobilindustrie). In den Lebenswissenschaften und den Geisteswissenschaften sind die Frauen in der Überzahl, allerdings arbeiten nur acht Prozent aller F&E-Beschäftigten in diesen Disziplinen. 40 Prozent Unternehmensforscherinnen gibt es darüber hinaus in der Chemie, den Agrarwissenschaften und den Sozialwissenschaften. Allgemein lässt sich weiterhin festhalten: je kleiner das Unternehmen, desto jünger die Forscherinnen und Forscher. Am ausgeglichensten ist die Altersverteilung hierbei in den großen Unternehmen – ein Hinweis darauf, dass dort die Beschäftigten langfristigst in der F&E bleiben.
Stark verändert hat sich die Verteilung der Forschungssektoren: während 2007 75 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Forschungsabteilungen der herstellenden Industrie tätig waren, waren es 2013 nur noch 57 Prozent. Im Dienstleistungssektor hingegen forschen nun deutlich mehr Beschäftigte (40 Prozent 2013 gegenüber 21 Prozent 2007).
Fünf Prozent des französischen Forschungspersonals in der Wirtschaft kommen aus dem Ausland, davon 46 Prozent aus der Europäischen Union, 24 Prozent aus afrikanischen und zwölf Prozent aus asiatischen Ländern.